Ich, der "Keine-Beziehung"-Typ

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Ich wusste gar nicht mehr, wie oft ich geheult hatte, weil Benny sieben Jahre älter war und mich nicht liebte. Ich hatte rumgeheult, rumgeheult und noch mehr geheult.

   Und an dem Tag, gute sechs Jahre nach meinem Benny-Dilemma, lag ich ausgestreckt auf meinem Bett und starrte stumm gegen die Decke. Mein Handy nutzte ich als Musikanlage und während Adam Grahn seinen Songtext performte lag ich also wie ein Brett auf dem Bett und dachte an Dean. An der ganzen Situation war ein Hacken und der nannte sich Sina.

   Ich wusste nicht wer sie war, aber sie störte mich.

   Gewaltig. So wirklich richtig Dolle. Eigentlich sollte ich mir die ganzen Paradigmen noch ansehen, einen Aufsatz schreiben und überhaupt aufhören über den Sinn des Lebens zu philosophieren. Eigentlich. Langsam richtete ich mich auf. Bennys Nachricht hatte ich noch immer nicht sehen dürfen und so langsam hielt ich diese Neugierde nicht mehr aus.

   Adam Grahns Stimme erstarb und für scheinbar unendlich lange Sekunden herrschte Stille in meinem Schlafzimmer, bevor Red Hot Chilli Peppers übernahmen. Mit einem Seufzen richtete ich mich auf, schaltete die Musik ab und kratzte mich am Kopf bevor ich mein Gesicht in meinen Händen vergrub. Vor zwei Tagen hatte ich Fynn als besten Freund gewonnen, wenn man dies als Gewinn bezeichnen konnte. Gewinnen klang nach einem harten Kampf in dem ich schließlich siegte, aber so wirklich angestrengt hatte ich mich dabei nicht. Müde stand ich auf, die Uhr auf meinem Handy zeigte grade 20:37 an, Fynn war sicherlich noch wach.

   Und selbst wenn nicht, dann wecke ich ihn eben, wozu hat man denn beste Freunde? Ich griff nach meinem Hausschlüssel und verließ auf Socken die Wohnung. Zögerlich klopfte ich an der Tür und erwartete schon fast Gestöhne auf der anderen Seite, doch es war bloß Fynn. Mit Jogginghose und einem ausgeleiertem Shirt stand er mir gegenüber und kratzte sich verwirrt am Kinn.

   »Ich glaube du kommst ungünstig.«, bemerkte er und legte seinen Kopf schief.

   Ich runzelte die Stirn, doch bevor ich antworten konnte, wurde die Tür etwas weiter auf gemacht und Deans Gesicht tauchte neben Fynn auf. Ich lächelte.

   »Lass sie doch rein.«, forderte Dean seinen besten Freund auf und mit einem Seufzer ließ dieser mich schließlich eintreten.

   »Die Integration von Frauen gehört eigentlich nicht zu einem „Männer-Abend".«, murmelte Fynn und ich griff, ohne nachzufragen, nach einer geschlossenen Bierflasche.

   »Ich werde euch nicht länger stören als unbedingt nötig.«, versprach ich und zog mein Handy aus der Hosentasche. Dean öffnete mein Bier mit einem Feuerzeug und reichte es mir wieder, Fynn sah mich noch immer missbilligend an.

   »Und was ist denn jetzt so unbedingt nötig?« Ich sah Fynn einen kurzen Moment schweigend an. Der Typ hatte aber auch schreckliche Stimmungsschwankungen!

   »Ich brauche dein Internet.« Ich musste Bennys Nachricht lesen, drei Tage waren drei zu fiel. Sowieso verwunderlich, dass ich es so lange ausgehalten hatte.

   Ich war ein so ungeduldiger Mensch. »Ich benutze das von Mr Hicks.«, bemerkte Fynn und verschwand in der Küche. Gleich darauf hörte man, wie er lautstark die Schubladen durchwühlte. Dean und ich standen uns etwas unsicher gegenüber, es herrschte nicht das übliche Schweigen – dieses war peinlich. Einfach nur unwohl und schrecklich.

   Er räusperte sich und lächelte schwach. »Wie war dein Wochenende?«

   »Ich mag es nicht Smalltalk zu führen.«, stellte ich fest.

   »Ähm – Dann dein Samstagabend? Erfolgreich?«

   »Ich könnte dich dasselbe fragen.«

Friends in a roundabout wayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt