Dean

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»Ich würde sagen, du hast den Job.«, grinste Dean mich an und ich fiel ihm um den Hals.

»Ouh man, danke!«, rief ich erfreut und löste mich von ihm. »Du weißt gar nicht wie wichtig das für mich ist.«

»Im Grunde ja schon.«, grinste Dean und strich sich mit der Hand durch die Haare. »Du bist neu und hast einfach mal eben eine eigene Wohnung gemietet, ein ziemlich gewagter Schritt.«

»Wohnst du nicht auch allein?«

»Mit einem Typen namens Hank, aber er ist nie da.«, er zuckte mit den Schultern und wir gingen wieder los. Ganz langsam spazierten wir den Weg zurück zur Ubahn. »Das letzte mal habe ich ihn vor einer Woche gesehen.«

»Toller Mitbewohner.«

Dean zuckte erneut mit den Schultern. Hank schien ihm relativ egal zu sein. »Solange er die Miete mitzahlt ist es mir egal.«

»Ihr scheint euch sehr nahe zu stehen.«, bemerkte ich sarkastisch und stieg mit ihm die Stufen zur Ubahn hinab. Es war recht kühl an diesem Tag und ich schloss meine Jacke. »Wieso bist du nicht mit Fynn zusammen gezogen?« Bevor er antwortete, fand ich die Frage, ziemlich gut. Was orginell, immerhin waren sie beste Freunde. Ich stieg als erste in die überfüllte Bahn und wurde sofort von den anderen Anwesenden gegen Dean gepresst.

»Falls du es noch nicht bemerkt haben solltest: Fynn hat relativ oft weibliche Besucher bei sich in der Wohnung.«, schnaubte er und ich stimmte ihm mit einem Grummeln zu.

»Ich habe ihn beim vögeln kennen gelernt.« Es war eine dumme Frage, ich hätte es mir denken können.

»Ein ziemlich schlechter erster Eindruck.«, lachte Dean. Seine Anwesenheit war mir definitiv lieber als die von Fynn. Dean war so locker und amüsant, während Fynn mit Spiderman versaute und ständig Anspielungen auf Sex machen musste.

»Wem sagst du das.« Ich lachte in mich hinein und boxte ihn leicht gegen den Arm. »Du gehst in Ordnung, Dean.«

»Ich nehme das mal als Kompliment.« Da sich bei der nächsten Haltestelle viele Gäste verzogen, rückte ich etwas von ihm ab und atmete tief ein.

Mit einem Grinsen lenke ich das Thema wieder auf den Job im Café. »Wann soll ich aufkreuzen?«, als ich seinen verwirrten Blick bemerkte stammelte ich hastig weiter. »Im Café. Du sagtest ich habe den Job.«

»Hab ich das?«

»Arschloch.«

»Morgen. Um 14 Uhr.«, antwortete Dean lachend. Er und Fynn sahen sich wirklich ähnlich. Schon fast wie Brüder. Der eine amerikanischer der andere südländischer Herkunft. Und trotzdem hätten sie sich nicht mehr ähneln können, sie waren schon fast ein und dieselbe Person.

Mit einem ungesund klingendem Geräusch schlossen sich die Türen der Ubahn, als wir ausstiegen, hinter uns und mit einem ebenso ungesund klingendem Ton schleppte sich die Bahn mühsam vorran.

»Woher kennst du Fynn überhaupt?«, fragte ich und sah ihn neugierig von der Seite an.

»Von einer Datingwebside.« Ich hatte nichts spektakuläres erwartet, aber diese Neuigkeit haute mich um. Wenn ich etwas zu trinken gehabt hätte, hätte ich es mit einem Huster wieder heraus befördert.

»Einer was?«, ich sah ihn irritiert an und malte mir ein Szenario aus in dem der scheinbar homophobe Fynn gar nicht hetero war und Dean- Der Gedanke, dass Dean schwul sein könnte entsetzte mich, aber es würde erklären wieso ich ihn so toll fand. Ich hatte ein Händchen für Schwule.

Und für Arschlöcher.

»Wir haben uns aus Spaß beide als Frauen ausgegeben.«, klärte Dean mich auf und ein Stein fiel von meinem Herzen. »Dachtest du etwa wir wären schwul?« Er lachte leise und stellte den Kragen seiner Jacke auf. Diese ganze Aktion mit der Jacke sah ziemlich gut aus.

»Es würde Fynn's Homophobie erklären.« Wie konnte jemand Spiderman nicht mögen, jetzt im Ernst? Man muss ja kein Fan von Peter Parker sein, aber die Charaktere sind wohl ein Traum.

Dean lachte wieder und erzählte weiter. »Wir taten jedenfalls beide als seien wir Lesben, ziemlich schlecht wenn du mich fragst, jedenfalls hat er mich jedenfalls eines Tages angeschrieben und wir kamen ins Gespräch. Ich habe nach zwei Wochen netten Unterhaltungen den Schwanz eingezogen und hatte ihm gebeichtet ich sei ein Kerl. Du kannst dir nicht vorstellen wie erleichtert er war das zu hören.«

»Das ist bei weitem die romantischste Geschichten die ich je gehört habe.«, ich unterdrückte ein lautes Lachen und das Geräusch aus meinem Mund hatte etwas von Megans Doloris-Umbridge-Kichern. Vermutlich hatte sie mich damit angesteckt, ich hatte es wohl zu oft an einem Tag gehört.
»Wir haben uns von anfang an gut verstanden.«, er grinste und sah mich darauf hin neugierig an. »Was verschlug dich nach New York? Wohl kaum die tolle Universitäten.« Vermutlich hatte ich einen Vater/Mutter-Komplex. Das würden mir jedenfalls sämtliche Psychiologen sagen und ich würde es mir auch selber sagen. Ich wollte nicht über meine Eltern sprechen, ich wusste nie was ich sagen sollte, ohne das es peinlich ausging.

Meine Eltern misshandelten mich schließlich nicht. Ich war bloß anders als Jackson und Klaus. Ich war wie Benny und meine Eltern hassten Benny.

»Ich bezeichne mich selbst als Bon Jovi's Runaway-Girl.«, gab ich mit einem Schulternzucken von mir. Das Mädchen erinnerte mich immer an mich und mein Leben.

»Das Mädchen aus dem Lied?«, hackte er nach. Ich gab ihm zur Antwort bloß wieder ein Schulternzucken und zog meinen Schlüssel aus dem Rucksack, dann drehte ich mich zu Dean um und lächelte.

»Mein Leben wurde mir einfach zu langweilig in Winchester.«, erneutes Schulternzucken meinerseits und ein kleines Lächeln seinerseits. »Ich wollte mir wohl selbst beweisen, wie viel ich drauf hatte. Deswegen auch die eigene Wohnung.«

Oder einfach meine Eltern los werden, das große Haus vergessen, die Einsamkeit in diesem Gebäude.

Zögernd lächelte ich Dean zu und nahm tief Luft um die nächste Frage zu stellen. »Willst du noch mit hoch kommen?«, fragte ich und versuchte mich daran zu erinnern, wie unordentlich die Wohnung sein könnte.

»Nein, danke.« Er lächelte zaghaft. Fynn hätte jetzt auf mehr gehofft. »Ich muss noch vieles erledigen.«

»Du wohnst hier in der Nähe?«, fragte ich und sah mich kurz um.

Er schüttelte den Kopf. »Nein, drei Bahnstationen weiter.«

Ich lächelte. »Ich kann auf mich alleine aufpassen.«, erwiderte ich mit einem leisem Lachen und sah ihm fest in die Augen.

»Ich wollte dir bloß Gesellschaft leisten.« Einen Moment standen wir da wie zwei Vollidioten und sagten kein Wort, dann drehte ich mich um und schloss mit einem grinsen die Haustür auf. Ein letztes Mal drehte ich mich zu Dean um und lächelte.

»Dann bis morgen, Dean.«, murmelte ich zufrieden und sah noch wie er seine Hand zum Abschied hob, dann viel die Tür hinter mir zu. Ich ließ die Schlüssel wieder im Rucksack verschwinden und begann die Treppen hinauf zu steigen.

»Erstaunlich wie versessen Dean von dir ist.«, lachte jemand hinter mir. Ich erkannte die Stimme sofort. Wie konnte ich es auch nicht tun? Langsam drehte ich mich zu Fynn um, der mit einem Korb voller sauberer Wäsche hinter mir stand. Das erste mal war ich größer als er, auch wenn es bloß wegen den Treppenstufen war. Ich hätte ihm von dieser Position auf den Kopf spucken können.

»Er hat mir bloß einen Job verschaffen.«, ich konnte nicht wieder stehen folgenden Satz hinzu zufügen: »Und mir erzählt du hättest Lesben verarschen wollen.«

»Dean war eine tolle Lesbe.« Fynn gab ein zufriedenes Seufzen von sich und drängelte sich an mir vorbei. Das war's dann wohl mit dem Spucken.

»Ich hatte eigentlich erwartet, ihr würdet euch aus dem Kindergarten kennen.«

»Wir sind keine klischeehaften Busenfreundinnen.«

»Stattdessen basiert euere Beziehung auf einer Lüge.«, stellte ich fest, Fynn ließ sich davon nicht beirren. Wir erreichten unsere Wohnungen und ich schloss meine Apartmenttür auf.

»Einer Lüge und Dean, dem Schisser.«, grinste er und schloss seine Tür ebenfalls auf.

Ich rollte mit den Augen und verschwand in meiner Wohnung. Ohne mich zu verabschieden, den Trottel würde ich noch oft genug treffen.



Friends in a roundabout wayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt