Ich und mein Alkoholproblem

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»Mir ist aufgefallen, dass du mich meidest.«, bemerkte jemand hinter mir. Eigentlich sollte Megans Stimme fröhlich klingen - eigentlich.

»Wie kommst du darauf?«, ich legte mein Buch zur Seite. Ich quälte mich noch immer durch 50 Shades of Grey, irgendwas ist nicht mehr so wie es früher mal war.

»Du kannst meine Schwester nicht ausstehen, stimmt's?«, fragte Megan grade Wegs heraus und ließ sich auf den Stuhl neben mir fallen. In letzter Zeit verbrachte ich viel zu viel Zeit in dieser Bibliothek. Vermutlich war ich deswegen bereits zu einer pubertierenden Nervensäge mutiert. Meine Antwort auf ihre Frage konnte ich mir an sonst nicht anders erklären.

»Ja, Gott! Ich glaube die hasst mich! Ich habe noch nie so einen kaltherzigen Menschen kennen gelernt und dabei kennen wir beide mich!«, sprudelten die Worte aus mir raus. »Du bist der einzige Mensch mit dem ich mich normal unterhalten kann, wenn man es will, kann man sogar behaupten du seist meine beste Freundin, aber meine Fresse: Deine Mandy vergrault mich jedes Mal aufs Neue! Ich habe Angst vor ihr!« Ich machte nicht einmal Pausen um nach Luft zu schnappen, sondern quatschte einfach weiter. »Noch dazu hatte ich seit Donnerstag keinen Sex mehr und heute ist schon - «

Sie unterbrach mich. »Ja, ich weiß, es ist Montag.«

»Am Samstag habe ich aufgehört die Pille zu nehmen, dass bedeutet ich kriege meine Tage vermutlich Morgen und das allerschlimmste weißt du ja noch gar nicht!«

»Man, deine Probleme will ich haben.«, bemerkte Megan mit einem Schnauben.

»Ich war gestern in der Kirche und weißt du wer mir da über den Weg gelaufen ist? Genau! Fynn und seine Sippschaft!«

»Du gehst in die Kirche?«

»Nie wieder! Die haben mich zum Essen eingeladen!«

»Für ein Essen mit Fynn und seiner Mutter - «

»Und seiner pubertierenden Schwester!«

» - Würden einige dich vermutlich umlegen, aber das ist ja ein riesen Problem.« Megan betrachtete mich mit hoch gezogenen Augenbrauen und wartete darauf, dass ich weiter sprach.

»Fynns Mutter hält Dean als eine Art „zweiten Sohn" und war total unglücklich darüber, dass Dean mich nicht ihr vorgestellt hatte! Das ganze Essen drehte sich darum, dass Dean endlich die perfekte Freundin hatte und bald Vater werden konnte und Fynn sich endlich etwas festes finden sollte!«

»Gott muss das peinlich gewesen sein.«, lachte Megan. »Bist du jetzt fertig? Ich wollte mir eigentlich einen Kaffee holen.«

»Ich will Judith nicht vor Samstag über den Weg laufen.«, bemerkte ich etwas bissig. Nach Anouschkas Besuch hatte ich mich auf den Weg zur Arbeit gemacht, nur um mich mit Judith zu streiten. Bei der Frau lief etwas gewaltig schief.

Oder bei mir, vielleicht lag das Problem darin, dass wir beide Probleme hatten.

»Das klingt alles nach einem sehr tollem Wochenende, aber ich brauche wirklich meinen Kaffee bevor ich zum nächsten Seminar muss.« Ich sah Megan kurz grimmig an und stand dann auf um ihr den Wunsch nach Einhornkotze zu erfüllen. 50 Shades of Grey verschwand in meinem Rucksack, den ich mir gleich darauf schulterte.

»Dann lass uns Mission Einhornkotze beginnen.«

»Ich finde es immer wieder bezaubernd, wenn du dich von deiner besten Seite zeigst.«, bemerkte sie mit einem Doloris-Umbridge Kichern und ich verdrehte die Augen. »Wie geht's Dean?«

»Ich denke mal gut, habe ihn heute Morgen nur kurz sprechen können. Fynn steckte in einer Art Bitch-Fight aus dem er ihm helfen musste.« Um ehrlich zu sein, würde es mich nicht wundern, wenn Miss Perfekt mitbeteiligt an dem Kampf wäre.

Friends in a roundabout wayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt