Mister Macho-Arsch

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Was sollte ich sagen? Meine anfänglichen Versuche Fynn umzulegen waren kläglich gescheitert. Gut, es waren keine guten Versuche gewesen, In Wahrheit hatte ich mir nicht mal die Mühe gemacht es zu versuchen. Aber der Gedanke war da und das war alles was zählte.

Die Tatsache das Fynn mit mir einkaufen gewesen war und sogar mein Bett zusammen geschraubt hatte, machte es mir unheimlich schwer ihn noch zu hassen. Eine Hand wäscht die andere, ich ließ Blondie verschwinden und er half mir mein Apartment einzurichten.

Und einzukaufen.

Und er schenkte mir einen Teller und Besteck dazu.

»Weil du meine treue Kaffemaschine zerstört hast, kriegst du nur einen Teller,-«, hatte er gesagt. Ich bin so kurz davor gewesen ihm die Augen auszukratzen. »-aber weil du mir eine neue und bessere gekauft hast: Besteck!« Nun besaß ich Besteck für sechs Leute und einen einzigen Teller. Für eine Tasse hatte sein Geld nicht mehr gereicht.

Mit sollte es recht sein, wenigstens etwas für diese dumme Kaffeemaschine, er hätte sie sich selbst kaufen sollen, er war ebenfalls schuld daran. Im nachhinein plagte mich die Wut zu nett zu ihm gewesen zu sein.

Klaus, mein ältester Bruder, hatte immer gesagt, man solle gute Taten niemals, wirklich niemals bereuen. Er hielt sich auch daran als ein Obdachloser ihm seine Kreditkarte gestohlen hatte, weil er zu blöde war um seinen Pin zu verdecken. Noch dazu war es der selbe Obdachlose gewesen, dem er wenige Minuten vorher noch Zehn Pfund von seinem Konto abgebucht hatte, damit er sich eine warme Malzeit leisten konnte.

Oder eben einige Zigaretten, ich bezweifelte, dass dies noch eine wichtige Rolle gespielt hatte. Jedenfalls war ich froh darüber, dass Klaus, dieser unterbelichtete, gutherzige Anwalt, mich nicht erzogen hatte. Vermutlich wäre ich dem selben Schicksal verfallen wie er. Ich hatte Glück gehabt, ich wuchs zwar in einer gigantischen Villa auf, aber der entscheidende Wendepunkt in meinem Leben war dieser eine Monat bei Jackson und Benny. Ich glaube, Benny war sogar meine „erste große" Liebe gewesen. Mit zwölf wollte ich ihn jedenfalls heiraten. Vielleicht war es gut, dass mir nie aufgefallen war, dass Benny Drogen nahm. Gut, er und seine Freunde waren alle etwas seltsam drauf, aber Jackson würde doch nicht mit einem Junkie unter einem Dach leben wollen oder? Ich denke, ich hatte nicht bemerkt, dass Drogen im Spiel waren, weil ich alles durch diese bescheuerte rosarote Liebesbrille gesehen hatte. Wenn ich jetzt an die ganzen Spiele mit Benny zurück dachte, ergab das mit den Drogen Sinn.

Wer lachte, denn bei Schach weil die Königin und der König zusammen in einer Ecke standen? Oder weil ich meine Mensch ärgere dich nicht- Figuren immer auf seine stellte, wenn wir auf dem selben Platz stehen mussten?

Zwischen Klaus, dem trotteligem Anwalt, und mir lagen außerdem zwölf Jahre während Jackson und mich bloß sieben trennten. Er war einfach zu alt um mit mir zu spielen und zu beschäftigt um mich bei sich wohnen zu lassen. Klaus war wirklich zu alt.

Als ich klein war, lebte Jackson noch bei uns in dem übergroßem Haus, meine Erinnerungen zu Klaus bestanden eher aus fröhlich-nervigen Abendessen mit meinen Eltern zu denen er meistens aufkreuzte. Später beschränkten sich auch Jacksons Besuche auf diese Art von Abendessen. Seit meinem elftem Lebensjahr war ich alleine mit meinen Eltern, neun Jahre lang. Neun verdammt lange Jahre.

Mit den Gedanken bei meiner Kindheit löffelte ich den Rest meines Müslis aus einem Plastikbecher und lehnte mich stöhnend zurück. Ich sollte mich nicht beschweren, Fynn hatte mir Besteck und einen Teller gekauft. Und er war mit mir einkaufen gewesen und hatte nachher auch alles hoch getragen. Wenn er letzte Woche wirklich mit Dean an meinen Pfannenkuchen erstickt wäre, hätte ich diesen kleinen Reichtum jetzt nicht. Anderseits würde er dann nicht blöde Anspielungen auf Sex machen und ich hätte das arme Blondchen von gestern nicht zum Heulen gebracht.

Friends in a roundabout wayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt