Ein Hoch auf mich, den Idioten

31.9K 2.1K 149
                                    

Es war noch erstaunlich früh als wir aufbrachen. Ich hatte das Gefühl, dass ich noch nie so früh getrunken hatte und doch sehnte sich jede Faser meines Körpers nach Fynn und dieses Gefühl musste ich unbedingt loswerden.

   Ich bin seit meinem siebzehnten Lebensjahr nicht mehr so gewesen, das ist die Zeit gewesen als ich endlich über Benny hinweggekommen war und in kürzester Zeit alles erledigt hatte, wofür man sich hätte vielleicht mehr Zeit lassen können. Jedenfalls war nach Benny niemand mehr gut genug, um meine Aufmerksamkeit für einen längeren Zeitraum einzufangen. Bis Fynn, der elende Scheißkerl der mir meine Pfannenkuchen wegfraß, mich alleine zur Uni laufen ließ, mit dem ich seinen besten Freund betrog und der mich schließlich auf einen der wundervollsten Abenden meines Lebens einlud.

   Als ich jünger war und Jackson noch teilweise zu Hause gewohnt hatte, waren meine Eltern mit uns beiden und Klaus oft zu vornehmen Restaurants gegangen, meisten auch nur wegen irgendwelchen Geschäftsbesprechungen meines Vaters. Ich hatte die Abende gehasst und mit fünfzehn hatte ich auch dafür gesorgt, dass meine Eltern es hassten. Da hatte meine Emocore-Zeit begonnen und ich hatte mir jeden Morgen das Ziel gesetzt, die schlimmste Tochter auf Erden zu sein, da ich der Auffassung war, dass meine Mum sich ebenfalls jeden Morgen ein ähnliches Ziel setzen würde.

   »Du wirkst so Abwesend.«

   »Ich frage mich nur, ob es so intelligent ist noch vor vier trinken zu gehen. Du kennst ja den Spruch: Kein Bier vor vier

   »Ich hätte nicht gedacht, dass du noch sowas wie eine Moral besitzt.«, behauptete Megan und schenkte mir ein schiefes Grinsen. Wir gingen nebeneinander die Straße entlang die von der Ubahn zur Bar führte und bis eben hatte noch eine angenehme Stille geherrscht.

   »Manchmal kannst du echt fies zu mir sein, weißt du das?«

   »Liegt in der Familie. Wir kommen aus Texas und ich bin auf einer Farm aufgewachsen.«, meinte sie und machte dabei den Eindruck als würde sie denken, ihre Aussage würde mir die ganze Welt aufklären. Ich schmunzelte.

   »Ich habe meine Einzigartigkeit ganz alleine Entwickelt.«, sagte ich mit einem schelmischen Grinsen und wackelte mit den Augenbrauen. Megan lachte laut auf und einige Passanten drehten sich erschrocken in unsere Richtung. Auch wenn ich mir an unserer ersten Begegnung ihren Tot herbei gewünscht hatte, genoss ich ihre Anwesenheit inzwischen sehr. Im Laufe der Zeit, hatte sie mir mehr Facetten von sich gezeigt als nur diese dauerfröhliche Einhornkotze trinkende Megan, auch wenn diese am öftesten zum Vorschein kam.

   »Du erzählst immer noch recht wenig über deine Familie.«

   »Weil es da einfach nicht viel zu erzählen gibt.«

   »Trotzdem.« Einen Moment herrschte erneut Stille zwischen uns, dann sprach sie weiter: »Ich sehe mich selbst als deine beste Freundin, ich verlange alles zu wissen.«

   Ich zog eine Augenbraue in die Höhe und verzog meine Lippen zu einem Lächeln. »Mein jetziges Dasein wurde vollkommen und ausnahmelos von dem besten Freund meines Bruders beeinflusst der nebenbei auch meine erste große Liebe war.«

   »Ist dein Bruder nicht fünf Jahre älter als du? Jackson?«

   »Jackson ist sieben Jahre älter als ich und dementsprechend sein bester Freund auch, also war ich mit zwölf echt deprimiert. Was gibt es denn noch so spannendes? Ich habe einen Mutter-Komplex und ich wünsche mir diese Frau nie wieder in meinem Leben sehen zu müssen.« Megan sah mich einen Moment bedrückt an, doch ich sprach weiter, bevor sie auch nur etwas erwidern konnte. »Achso und ich hasse meine Schwägerin, Josephine heißt sie, und ihren Nerv tötenden Balg Simon. Anastasia ist ebenfalls extrem Scheiße, sie hasst mich und dementsprechend hasse ich sie auch. Jackson und sie wollen jetzt bald heiraten.«

Friends in a roundabout wayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt