Megans Meinung

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-Benny hat mir gesagt, dass du ihm geschrieben hast. Es ist okay, Mum und Dad wissen es noch nicht, Klaus auch nicht. Sein Sohn wird in drei Wochen sechs und Mum feiert in vier Wochen ihren sechszigsten, ich hoffe du denkst daran jeweils zwei Karten zu verschicken? Meinetwegen auch eine für beide, gratuliere ihnen einfach.

Ma ist unerträglich seit du weg bist, sie glaubte bis zur Bennys Entlassung, du seist mit ihm durchgebrannt und würdest nun das Vermögen unserer Eltern ausgeben. Sag uns wenigstens, wo du bist. Dad vermutet, dass du sogar den Kontinenten gewechselt hast.

Wie lange hast du es schon geplant? Hast du es schon gewusst als ich dich an Weihnachten darum bat, mir mit der Überraschung für Anastasia zu helfen? Wusstest du es, als ich fragte, ob du zu ihr nett sein wirst, wenn sie erst meine Frau ist? Wir heiraten in sechs Monaten, Evelyn. Ein Stuhl wird für dich frei bleiben, sogar für eine Begleitperson wenn du willst.

Melde dich, wir machen uns Sorgen.

P.S. Wir wissen seit gestern, dass es ein Mädchen wird. Ich freue mich total darauf endlich Vater zu werden.-

 

Jacksons Name schwebte vor meinen Augen. Ich schaltete das Handy auf Stand-By und sah nach vorne zu dem Dozenten. Benny hatte mich verraten. Ich hätte es ahnen müssen, die beiden waren seit Kindertagen die besten Freunde, vermutlich hatte es Jackson sogar herausbekommen ohne dass Benny ihm etwas sagen musste.

   Ich nahm mein Handy wieder in die Hand und begann meinem Bruder eine knappe Antwort zu tippen.

–Dad hat gar nicht mal so Unrecht, ich bin in Nordamerika. Nennt eure Tochter Bonnie, der Name ist echt schön, findest du nicht auch? Mir geht es so weit gut, aber ich denke nicht, dass ich euch besuchen werde. Du kennst mich, du kennst Mum, es wäre keine so gute Idee.-

 

Dann steckte ich mein Handy wieder weg und richtete meine Konzentration nach vorne. Jedenfalls versuchte ich es. Das „Kein Date"-Date zwischen Fynn und mir Samstagnacht war mehr oder weniger gut verlaufen, so lange man ein beinahe Date als „gut" bezeichnen konnte. Er hatte mir den Eintritt wirklich nicht gezahlt, allerdings hatte er mir eine große Cola spendiert, was ich ziemlich nett gefunden hatte.

   Nett, der ganze Abend war irgendwie nett gewesen. Ein total dummes Adjektiv. Evelyn, sei bitte nett zu Anastasia, wenn ich sie meine Frau ist. Oder der Lieblingssatz meiner Mutter: Evelyn Dunkens! Ich habe dich zu einer netten und sozialen Frau erzogen und du benimmst dich wie das komplette Gegenteil! Manchmal auch: Dieses Metall in deinem Gesicht und die Frisur machen keinen netten Eindruck.

   Und jetzt auch noch das nette Date mit Fynn. Was sagte dieses eine klitzekleine Wort über das Date aus? War es nun ein Date gewesen oder nicht? War es so verlaufen, dass wir nun zusammen sein mussten oder hatte dies uns bewiesen, dass wir Freunde bleiben sollten? Blödes nett.

   Ich blieb einen Moment länger sitzen als meine Mitstudenten. Gleich nach dem Ende der Vorlesung sprangen die ersten auf und verließen den Raum, während ich mir so viel Zeit wie möglich  ließ. Megan wartete draußen auf mich, jedenfalls hatte sie geschworen es zu tun. Als wir uns heute Morgen beide über den Weg gelaufen waren, hatte ich gehofft mit der Ausrede, ich sei spät dran, meinen Arsch zu retten.

   Jetzt musste ich mit ihr Kaffee trinken gehen und ihr erzählen, was das Gerücht, dass Dean wieder zu haben sei, sollte. Ich wollte nicht über dieses Wochenende reden, es war einfach schrecklich gewesen.

   »Miss Dunkens, haben Sie noch Fragen?«, fragte der etwas rundliche Dozent. Ich erwachte aus meiner Starre und sah zu ihm hinunter.

   »Nein, Mr Hethway. Ich habe nur etwas geträumt.«, murmelte ich etwas unbeholfen.

Friends in a roundabout wayWhere stories live. Discover now