{Kapitel 20 Eisblaue Augen}

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Es war Nachmittag und es herrschte reger Betrieb im Dorf. Überall waren Kinder am herumrennen. Einige machten ihre Hausaufgaben im Freien. Von weitem sah ich eine Gruppe Jugendlicher, die in meinem Alter waren. Ich schlug einen anderen Weg ein. Ich kam nicht so gut klar mit den Kindern in meinem Alter hier. Ich bog gerade in die nächste Ecke ab, da wurde ich plötzlich von hinten überrannt. Volle Kanne flog ich auf mein Gesicht. Vor mir hörte ich schon, wie sich jemand entschuldigte. "Oh mein Gott es tut mir wahnsinnig leid! Ist alles okay bei dir?", fragte ein weibliche Stimme. Ich sah auf und guckte in zwei wunderschöne eisblaue Augen. Glatt hätte ich mich in ihnen verloren. Sie hatte schulterlange braune Haare und ein Pony, der ihr verdammt gut stand. "Alles in Ordnung. Nur ein wenig überrumpelt", murmelte ich, stand auf und klopfte den Dreck von mir. "Du bist neu oder? Jedenfalls hab ich dich hier oder in der Schule noch nie gesehen", meinte sie. "Ah nein, nicht wirklich. Ich komme von hier, aber ich bin weggezogen als ich klein war. Das ist mein drittes Mal hier. Ich bin Ryu vom Satou Clan", stellte ich mich vor. Sie grinste mich an und sagte "Freut mich dich kennen zu lernen Ryu vom Satou Clan! Ich bin Emi vom Asano Clan! Wieso bist du hier?" "Ach, mein Vater will mich trainieren, da ich in die Finalrunde von der Chuninauswahlprüfung gekommen bin", log ich sie ein klein bisschen ein. Verwirrt sah sie mich an. "Was ist ein Chunin?", fragte Emi mich. <<Ah stimmt. Die haben keine Ahnung von den Rängen. Sie lernen nicht wirklich von den anderen Dörfern>>

"Das ist ein wenig kompliziert. Es wird lange dauern, dir dass zu erklären", sagte ich und kratzte mich am Hinterkopf. Plötzlich sprang sie einen Schritt näher an mich an, sah mich mit grossen Augen an und bettelte "Bitte bitte, erklär es mir! Du kommst doch von aussen, nicht wahr? Dann musst du eine Menge wissen! Weisst du, ich war schon immer fasziniert, was eigentlich hinter diesen Bergen steckte. Gab es wohl Könige, Städte, Dörfer oder sogar etwas anderes? Niemand will mir wirklich eine Antwort geben, nicht mal die, die von ausserhalb kommen! Man will das Grundprinzip dieses Dorfes schützen. Von Aussen wird nichts hereingenommen! Aber ich will das ändern. Ich will, dass sich dieses Dorf endlich weiterentwickeln kann und ein Teil der Welt von da draussen ist!" Irgendwo tat sie mir leid. Sie wollte unbedingt wissen, was da draussen vor sich ging, aber niemand wollte ihr sagen, was für eine grausame Welt es war. "Naja, ich kann dir schon das eine oder andere erzählen, aber du musst es für dich behalten. Ich will nämlich keinen Ärger kriegen", murmelte ich leicht verlegen.

Ihre Augen fingen an zu strahlen. Es war diese Unschuld in ihren Augen, was mich so faszinierte. Sie sah die Welt durch die Augen eines Kindes. Eigentlich wollte ich ihr dies nicht zerstören, aber sie wollte wissen, was da draussen vor sich ging. "Gut, dann heute Abend bei Sonnenuntergang beim Fluss!", sagte sie und schon rannte sie weiter. Ich konnte nicht mehr aufhören zu schmunzeln. Ihr kurzer Kimono, welcher von schwarz in ein türkis verlief, wehte im Wind und machte ihren Abgang noch viel herzhafter. Noch nie hatte ich so ein offenes Gespräch in diesem Dorf. Mein Schmunzeln konnte gar nicht mehr vergehen und ich freute mich schon auf heute abend. Zufrieden spazierte ich weiter durch das Dorf. Niemand schien mich zu erkennen. Ich erfasste nur den Bruder meines Vaters und sein Sohn. Onkelchen Taichi war leider ein Trunkbold und das bekam mein Cousin Shou häufig zu spüren. Auch hier sah ich, wie Taichi Shou eine klebte. Ich fühlte mich schlecht, da ich nicht eingriff, aber was sollte ich schon ausrichten können? In diesem Dorf bin ich ein niemand. Niemand weiss, wie gefährlich dieses Monsters in mir war. Vielleicht war es besser, wenn mich niemand erkannte.

Am leichten Abend machte ich mich auf den Weg Richtung Fluss. Er war ein wenig abgelegen, aber das war gut für den Fischfang. Der Fluss kam direkt von einem Wasserfall. Das Wasser war so rein, wie eine unschuldige Seele. Man könnte direkt davon trinken, ohne krank zu werden. Es war ein wirklich sehr beruhigender Ort. Ich konnte Schritte von hinten hören. "Ryuuuuu!", rief ihre ach so sanfte Stimme. Diese Stimme war ganz anders als Tenryus Stimme. Ich wollte mehr von ihr hören. Ich möchte meine Augen schliessen und nur diese Stimme hören. Sie war so beruhigend. Mit einem leichten Lächeln guckte ich zu ihr. Immer noch trug sie ihren Kimono, welcher ihr sehr gut stand.

Sie setzte sich neben mich und sah mich mit grossen Augen an. "Na los erzähl schon. Wie ist die Welt da draussen? Wo hast du vorher gewohnt? Was ist anders?", fragte die Braunhaarige mich. Ich begann zu erzählen "Ich wohne in einem Dorf namens Konohagakure. Es ist sehr gross, sogar noch grösser als Yamagakure. Grundsätzlich ist es sehr ähnlich, aber es gibt noch die Ausbildung zum Ninja." "Ninja? Als wirklich so echt Ninjas, mit Shuriken und Waffen?", fragte sie fasziniert. Ich nickte "Wir haben nicht nur Waffen. Wir nutzen auch unser Chakra, was in jedem Menschen verborgen ist. Dadurch können wir auch Ninjutsu und Genjutsu erzeugen. Um Ninja zu werden, muss man zunächst in die Akademie und die Abschlussprüfung schaffen. Dann ist man Genin und wird in ein Team eingeteilt. Gemeinsam macht man verschiedene Missionen. Wenn der Teamleiter, dass Team für fähig genug hält, darf sie die Chuninprüfung machen. Nach dem Chunin kommt der Jounin, dann Anbu und danach der Hokage. Der Hokage ist der stärkste Shinobi im gesamten Dorf und sorgt für Ruhe und Ordnung..."

Es verging bestimmt gut eine Stunde, bis ich ihr alles erklärt hatte. Um ihr zu veranschaulichen was Gen- und Ninjutsus sind, führte ich ihr die zwei vor. Sie war völlig aus dem Häuschen. Als ich ihr dann gezeigt habe, wie ich über Wasser lief, bekam sie kein Wort mehr heraus. "Oh man, dass ist ja der Hammer!! Warum hat unser Dorf das nicht?! Ich will unbedingt auch Ninja werden, auf Missionen gehen und kämpfen!", rief sie erfreut. "Naja, es gibt aber auch schlechte Seiten", sagte ich ihr. Mit grossen Augen sah sie mich an. "Es gab bereits drei grosse Ninjaweltkriege. Viele verloren ihr Leben dabei. Genins, die nicht mal ihr 10. Lebenjahr erreicht hatten, mussten im Krieg mitkämpfen und sich das blutige Spektakel ansehen. Es gibt auch eine Menge Schattenseiten", erzählte ich ihr. "Warum bekriegen sich Menschen eigentlich?", fragte Emi mich. "Wegen der Macht. Jedes Dorf will mächtiger sein als alle anderen und ihre Nation erweitern. In dieser Welt da draussen spielt nur Stärke eine Rolle. Es gibt nicht nur gute Leute, sondern auch abgrundtief böse. Vertraue niemanden okay? Egal was diese Person zu dir sagt, egal was für reizende Angeboten sie macht, lass dich nicht täuschen und blicke hinter die Fassade. So wirst du sehr weit kommen in deinem Leben", gab ich ihr einen Rat.

Aufmerksam hörte Emi mir zu. Sie liess sich nach hinten fallen und betrachtete die Sterne. Ich tat es ihr gleich. "Weisst du was, wenn ich es schaffe aus diesem Dorf herauszukommen, will ich unbedingt die Welt erkunden. Ich werde jegliche Erfahrung sammeln, die ich nur kann und dann, dann werde ich hier her zurückkommen und es den Kindern im Dorf weitergeben. Vielleicht sogar meinen Kindern und dann meinen Enkelkindern", gestand Emi mir ihren Zukunftstraum. Ich musste leicht lächeln. "Ich mag dein Lächeln! Als ich in dich hineingerannt bist, hast du so traurig gewirkt. Zuerst habe ich schon befürchtet, dass du gar nicht lächeln kannst. Jetzt bin ich beruhigt", sagte sie mir. Es herrschte eine kurze Stille zwischen uns bis ich sagte "Ich hab morgen meinen ersten Trainingstag, also wird es langsam Zeit nach Hause zu gehen." Sie nickte und wir liefen gemeinsam zurück ins Dorf. Es war niemand mehr auf den Strassen. Trotzdem verliess ich nicht ihre Seite, bis sie sicher zu Hause war. Sie schenkte mir noch ein Grinsen bevor sie hinein ging. Verlegen schlenderte ich zurück zu Obaasans Hause.

Alle Lichter waren bereits aus, also schlich ich mich leise hinein. In meinem Bett konnte ich nicht nur an sie denken, bis ich endlich eingeschlafen bin.

Dragon Inside MeWhere stories live. Discover now