44 - Geborgenheit

Start from the beginning
                                    

„Ich weiß doch wie mächtig ihr seid. Ich bin gern bei dir, aber die Gegner darf man auch nicht unterschätzen."
„Ich unterschätze sie nicht, sie haben mein Respekt. Aber nichts ist unmöglich, wenn ich es möchte.", sicherte ich.
„Wenn ich ehrlich bin, habe ich Angst dich zu verlieren, Abi... ich habe schon viele Menschen im Leben verloren. Mein Vater, meine Schwester, als sie vier war, meine Freunde aus dem Block. Verstehst du, was ich meine?", wurde er sentimentaler. Ein Hauch von Trauer steckte in seiner Stimme. Gebrochen lächelte ich ihn an und stand auf.

„Serkan, du verdienst wirklich einen besseren Platz. Ich bin ein schlechter Mensch und ziehe dich in meine Angelegenheiten rein. Du kannst dir noch ein gescheites Leben aufbauen. Das ist mein Schicksal", sicherte ich.
„Das ist nicht nur dein Schicksal. Mein Vater war selbst im Geschäft und ich konnte es nicht schaffen meiner Mutter und mir ein gescheites Leben aufzubauen. Egal was passiert, wirst du immer mein Bruder bleiben. Blut ist dicker als Wasser, aber Loyalität hat nichts mit Blut zutun. Meine Onkel haben mir den Rücken zugedreht, während du mich aufgenommen hast. Du hast noch ein Herz Abi...", gab Serkan überzeugt von sich.
Diesen Jungen könnte ich nur lieb haben.
„Komm her Bruder.", zog ich ihn in eine kurze Umarmung. Lachend erwiderte er sie.
„Du bist ein Ehrenmann.", klopfte ich an seine Schulter und verließ den Raum.

Ich ging Richtung Yamans Zimmer. Wir wollten gleich losfahren, denn wir hatten eine Einladung zum Frühstück bekommen.
Nach einem Klopfen betrat ich sein Zimmer. Yaman war schon wach und hatte sich angezogen.
„Morgen.", grüßte ich ihn.
„Morgen Bruderherz.", gab er energisch von sich. Seit zwei war er permanent am Lächeln. Und es gab einen bestimmten Grund dafür: die Vereinigung mit unserer Mutter.
„Bist du fertig?"
„Ja.", gab er Bescheid und steckte Handy  vom Ladekabel aus.
„Dann lass uns gehen.", sagte ich und verließ wieder sein Zimmer. Zusammen gingen wir raus. Das neue Haus meiner Mutter war weiter weg, dass wir in 40 Minuten ankamen. Der Stau in der Stadt verlängerte die Fahrt nochmals.

Es war so seltsam zu wissen, dass ich zu meiner Mutter fuhr. Hätte mir jemand vor einer Woche gesagt, dass ich meine Mutter finden würde, hätte ich nicht daran gedacht.
Nachdem wir uns gefunden hatten, hatte ich Yaman angerufen und Bescheid gegeben, dass er mit Öykü zur Adresse kommen sollte, die ich ihm geschickt hatte. Auf dem Hügel trafen wir uns. Sie konnten es nicht glauben, dass ich unsere Mutter gefunden hatte. Nach sehr langer Zeit hatte ich Öykü wieder lachen gesehen. Yaman war auch überglücklich.
Ich freute mich darauf, meine Schwester wieder zu sehen. Mit einem Streit waren wir das letzte Mal auseinandergegangen. Ich glaube aber, dass sie nicht mehr länger kalt zu mir bleiben konnte, nachdem ich sie mit unserer Mutter vereint hatte.

Meine Mutter hatte strenge Sicherheitsvorkehrungen vor ihrem Haus. Bei ihrer Furcht konnte ich es auch nachvollziehen. So durfte es nicht mehr weitergehen! Ich muss meine Mutter unter mein Schutz nehmen. Keiner kann sie mehr verletzen! Ich stelle mich gegen jeden, der ihr wehtun will.

Meine Mutter wartete schon vor der Tür auf uns. Pünktlich um 9 Uhr trafen wir im Hof ein. Sofort fielen mir die vielen Sicherheitsmänner auf.
Lächelnd blickte meine Mutter uns an.
„Willkommen meine Söhne.", empfing sie uns. Yaman fiel ihr sehnsüchtig um den Hals.
„Guten Morgen Mama.", begrüßte ich sie.
Ich konnte es immer noch nicht wahrhaben, dass sie vor mir stand. Es war immer noch wie eine Illusion. Wir umarmten uns ebenfalls.
„Kommt rein. Öykü ist schon da.", lud sie uns ein. Sie war also früher eingetroffen.
Am Frühstückstisch sah ich sie schon. Die Gläser in ihrer Hand legte sie auf dem Tisch ab und wandte sich anschließend uns.
„Yaman!", freute sie sich ihn zu sehen.
„Meine Öykü!", umschlag er die Arme um sie. Ich schaute den beiden nur lächelnd zu. Dass sie mich so empfang, erwartete ich nicht. Ich wusste, dass sie noch distanziert zu mir stand. Öykü war kein Mensch, der leicht verzeihen konnte. Ich gebrochenes Herz hatte ich damals nochmal gebrochen. Vielleicht würde sie mir sogar nie verzeihen. Wer weiß?
„Willkommen Devran.", gab sie nur flüchtig von sich und nahm Platz.

Die Wunde der VergangenheitWhere stories live. Discover now