39 - eine Spur

2.2K 96 12
                                    

(Envers Büro auf dem Bild)
Das dumme Grinsen in meinem Gesicht konnte ich mir nicht verkneifen. Komisch wurde ich von zwei Beamten angeguckt, als ich voller Euphorie im Polizeirevier auftrat.
Meine Schritte wurden immer schneller.
Denn sie führten mich ein Stückchen näher zu Demir. Was Enver gefunden haben könnte, könnte den ganzen Vorfall ändern. Es war kaum zu glauben, aber genau dann, als ich meine Hoffnung verloren hatte, war sie wieder aufgekommen. Mein Herz pochte schon wie verrückt.
Tief zog ich die Luft ein und blieb vor Envers Büro stehen. Danach klopfte ich und trat rein, bevor ich reingerufen wurde.

„Guten Abend!", klang meine fröhliche Stimme.
„Hallo. Komm rein wollte ich dir sagen, aber du bist schon reingekommen.", wandte er sich mir.
„Tut mir leid. Kann nicht mal ruhig stehen bleiben!"
„Merke ich, setz dich."
Gegenüber Enver nahm ich Platz. Aufmerksam widmete ich mich ihm. Er tippte kurz etwas am Computer ab und schloss danach eine Schublade auf. Daraus holte er ein Ordner mit der Aufschrift Geheime Informationen.
Hah, ich durfte sie erfahren.
„Ich glaube du hast Herr Kayas Worte zu ernst genommen und bist deswegen nicht gekommen. Ich wollte dich letztens anrufen, aber kam nicht dazu. Hoffentlich läuft alles gut in deinem Leben. Du weißt, dass du mich immer anrufen kannst, wenn du Hilfe brauchst.", sagte Enver und lächelte mich unter seiner müden Miene an. Sein Beruf war mehr als anstrengend. Er hatte meinen größten Respekt. Es gab Tage, an denen Demir nur für ein paar Stunden zuhause war und das zum Schlafen. Enver ging es bestimmt nicht anders.

„Mein Leben läuft eben so, wie es immer läuft. Es gibt nichts Neues. Bei dir?"
Ein Lächeln ging in seinem Gesicht auf.
„Es gibt auch tatsächlich Neuigkeiten aus meinem monotonen Polizistenleben... Melis ist im zweiten Monat schwanger. Wir erwarten ein Kind.", teilte er auf einmal mit.
„Was?", stand ich schockiert auf. Melis war schwanger? Das war einer der schönsten Nachrichten, die ich in letzter Zeit bekommen hatte.
„Ich glaub's nicht! Wie schön! Ich freue mich so sehr für euch!", konnte ich meine Freude nicht in Worte fassen und zog ihn in eine Umarmung. Lachend erwiderte er die Umarmung. Enver würde bestimmt ein guter Vater werden.
„Du wirst Tante, freu dich. Langsam wird es Zeit für ein normales Leben. Meine Arbeit soll nicht mehr meine erste Priorität im Leben sein. Ich will mich für eine Zeit zurückziehen, aber davor gibt es noch einen wichtigen Fall, den ich aufdecken muss.", erklärte er und klappte den Ordner auf. Ich gönnte Enver die Ruhezeit vom
Herzen. Spannend wartete ich darauf, was sich hinter dem Ordner verbarg.

„Demir hatte einen Informanten namens Behzat Izci. Ein Jugendlicher aus Beyoğlu, der die Drogengeschäfte kannte, hinter denen Demir her war. Er hat uns wichtige Informationen geliefert, die Demir alle notiert hat. Durch einen Informatiker konnten wir alle Daten auf Devrans Rechner zurücksetzen und verfolgen."
Was? Behzat? Enver hatte ihn vor mir gefunden? Schockiert blickte in ihn an.
„Ich glaub's nicht... Wann hast du ihn gefunden? Was hat der Junge berichtet?", fragte ich so, als ob ich nie von ihm gehört hätte. Er zeigte mir sein Bild vor. Das war das selbe Bild, das auch in Demirs Ordner zu finden war. Devran und ich waren umsonst nach Beyoğlu gegangen! Wir hatten ihn schon verpasst. Scheiße!

„Vor zwei Wochen haben wir Behzat gefunden und ihn unter polizeilicher Sicherheit aufgenommen. Er wohnt jetzt mit seiner Mutter in einer sicheren Wohnung. Wir mussten das für ihr Wohl tun. Ich habe ihn über alles mögliche ausgefragt. Mein Bruder hat natürlich alles mit Vorsicht und Acht dokumentiert.", fuhr Enver fort.
„Was hat Demir mit ihn zutun gehabt? Konnte mein Bruder etwas Wichtiges durch ihn finden?"
„Ja, Behzat hat ihn Informationen über den Drogenhandel in Beyoğlu gegeben. Demir hat den Drogenboss gesucht. Dieser Mann verkauft nach Aussagen das meiste Rauschgift in Istanbul und Umgebung. Ich frage mich immer noch, weshalb Demir das vor uns allen versteckt hat. Vielleicht, weil wir zu dieser Zeit schon genug Fälle um die Ohren hatten. Wir suchen jetzt einen anderen Mann, der uns nähere Informationen zum Drogenhandel geben kann. Sein Name kam in der Akte vor. Momentan gilt er als verschwunden. Er weiß, dass ihn die Polizei sucht."

Die Wunde der VergangenheitWhere stories live. Discover now