30 - unerwünschter Gast (Lesenacht)

2K 93 18
                                    

Wie es am Titel erkennbar ist, steht heute eine Lesenacht an. Das heißt, drei Kapitel werden am Stück veröffentlicht.
Als ein Dankeschön dafür, dass ihr so aktiv seid, wollte ich heute eine kleine Überraschung machen. Viel Spaß beim Lesen!









Damla
Der Tag hatte für mich früh begonnen. Um sieben Uhr war ich aufgewacht und hatte eine Runde im Wald gejoggt. Das war eher ungewohnt für mich. Ich mochte es nicht früh aufzustehen.
Als ich richtig wach war, hatte ich mich auf den Weg zum Boxclub gemacht.
Hier baute ich immer gut Stress ab. Das hatte ich in letzter Zeit sehr gebraucht. Kein normaler Tag verging. Jeder Tag war eine andere Herausforderung! Mal machte Devran meine Laune kaputt, mal Görkem. Meine Mutter und Volkan ebenfalls.
Der Verlust meines Bruders wurde immer bemerkbarer. Mein mentaler Unterstützer fehlte mir. Nun hatte ich keinen mehr, der mich so stärkte. Ich hatte meine Freunde, Burcu und Umut waren ein Anruf von mir entfernt, aber keiner konnte Demirs Stelle ersetzen...

„Da ist jemand wohl wütend.", hörte ich jemanden. Ich löste mich vom Boxsack und blickte zur Seite. Umut stand an der Tür und schaute mir zu. Dass er zum Trainieren gekommen war, erkannte ich an seinen Sportsachen.
„Könnte man sagen.", gab ich außer Atem von mir. Ich zog die Handschuhe aus und nahm meine Wasserflasche in die Hand. Durstig trank ich ein paar Schlücke.
„Woher wusstest du, dass ich hier bin?", fragte ich und setzte mich hin.
„Tja, ich finde dich immer.", meinte er und setzte sich zu mir.
„Lass mich raten, du hast mit Burcu gesprochen und sie hat dir alles erzählt. Und du wolltest mit mir nochmals reden."
Kurz hielt er inne. Ich nahm das als eine Bestätigung an. Gestern war ich heim gekehrt, bevor Umut gekommen war. Den Schock hat er wohl am Morgen bekommen.

„Ja, ich wollte mit dir reden."
„Dann rede. Was willst du loswerden?", fragte ich und lehnte mich zurück.
„Ich kann es nicht glauben, dass dein Vater etwas mit Devrans Vater zutun hatte. Das ergibt alles kein Sinn!", begann er zu sprechen.
„Willkommen im Club. Ich denke auch schon die ganze Zeit daran und komme auf keine Lösung."
„Mir wird jetzt immer klarer, weshalb du auf Devran gestoßen bist. Ihr habt eine komplizierte Verbindung zueinander. Eure Väter wurden gleichzeitig erschossen... Dein Vater war ein erfolgreicher Anwalt und Devrans Vater wohl ein Krimineller. Sie haben irgendwas gemacht, dass andere wütend gemacht hat und sie den Preis mit ihrem Leben gezahlt haben."
„Ja, mein mutiger Vater hat die Grenze übertreten. Irgendwann war es aus. Und die Entscheidung wurde durch kaltblütige Mafias bestimmt.", gab ich gedankenversunken von mir. Mein Blick war auf einen Punkt in der Ferne hängengeblieben.

„Damla.", suchte er mein Blick, dass ich zur Seite schaute.
„Ich habe Angst um dich. Dieser Devran wird dich immer mehr in Schwierigkeiten stecken, um den Mörder seines Vaters zu finden!"
Ich schaute weg und schluckte.
„Denkst du, mir ist es nicht bewusst? Diese Zusammenarbeit ist seit Anfang an ein Irrsinn.", machte ich ihm bewusst.
„Er wird dich immer tiefer ins Dreck ziehen! Das bist du nicht Damla! Du bist keine illegale Hackerin! Komm zu dir. Dieser Weg wird schlimm für dich enden."
„Und was soll ich tun? Sag mir, wie ich diesen Wahnsinn loswerde!", konnte ich mir seine Vorwürfe nicht mehr anhören. Es gab kein Ausweg! Genervt atmete ich aus und stand auf.

„Wenn er dich besticht, wirst du das auch machen.", sagte Umut auf einmal.
„Was? Wie sollte ich das tun?"
„Ganz einfach: du wirst nach sein Offen suchen! Und wenn du ein festes Beweismittel zu seiner dreckigen Arbeit findest, dann wirst du ihn klar und deutlich bestechen. Entweder lässt er sich gehen oder die Behörden bekommen es mit!"
„Du denkst du einfach! Denkst du, dass Devran dumm ist? Er ist immer ein Schritt im Voraus. Er wird es durchblicken und dann ziehe ich erst Recht die Arschkarte.", machte ich klar.
„Ich werde dir helfen Damla! Ich bin bereit alles zu tun, damit du das Arschloch los wirst. Du musst mir nur zusagen.", blickte Umut hilflos in meine Augen. Das könnte ich nicht! Ich schüttelte den Kopf.
„Ich kann das nicht tun. Ich habe Angst!", sicherte ich. Fassungslos beäugte er mich.

Die Wunde der VergangenheitWhere stories live. Discover now