S E I S

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Völlig fassungslos machen sich die zwei Cousinen schnell auf den Weg zur Villa. Luna ist völlig aufgelöst, während Ámbar probiert, ruhig zu bleiben, was ihr aber auch nur mehr oder weniger gelingt.

Viele Infos haben sie nicht von Mónica bekommen. Es war aber wohl zum Glück niemand zuhause und so wurde niemand verletzt, allen geht es gut, jedenfalls körperlich. Alle sind aufgelöst, vor allem aber ihr Großvater Alfredo. So viel Aufregung in seinem Alter tut auch nicht mehr gut, weshalb sich Ámbar und Luna sich jetzt auch noch große Sorgen um ihn machen.


Bald kommen sie an der Villa, dort stehen mehrere Polizeiautos und das Grundstück ist abgeriegelt. Luna und Ámbar müssen erst ihre Ausweise zeigen und so bestätigen, dass sie Einwohner des Hauses ist, dann dürfen sie zu ihrer Familie, die am Haupteingang draußen steht, während die Spurensicherung drinnen im Haus ist.

"Mamá! Was ist passiert?", läuft Luna zu ihrer Adoptivmutter in die Arme.

"Ich weiß es nicht, wir sind nach Hause gekommen und da stand die Eingangstür offen, das Schloss aufgebrochen, das ganze Haus durchwühlt und vieles fehlt, hier waren irgendwelche Profis am Werk, die sich mit dem Vermögen der Villa und den Bensons auskennen.", erklärt diese und aufgewühlt sieht ihre Tochter sie an.

"Waren sie auch oben in den Zimmern? Nicht, dass mein Medaillon weg ist, ich habe es genau heute morgen vergessen..."

"Nein, keine Sorge Spätzchen, das werden sie schon nicht geklaut haben.", probiert Miguel, seine Tochter zu beruhigen, was aber nicht wirklich klappt. Um das Medaillon sorgt sich Luna am meisten und jeder kann sie verstehen, es ist das einzige, was von ihren Eltern geblieben ist, was wirklich einen Wert für sie hat. Das Vermögen und alles sind ihr beinahe egal, aber das Schmuckstück ist etwas besonderes für sie, das wertvollste und der größten Bedeutung, was sie besitzt.


Nach beinahe fast zwei Stunden, die sie dann im Garten gewartet haben, dürfen sie endlich wieder in die Villa, die Spurensicherung ist fertig. Während Miguel noch alles mit der Polizei bespricht und auch alle weiteren Schritte, gehen die anderen schon rein. Mónica hält Alfredo fest, denn er sieht so aus, als würde er gleich und auf der Stelle umkippen.

"Mädchen, geht ruhig in eure Zimmer und schaut, was fehlt.", meint Mónica und bringt den Großvater der beiden zur Couch, welche wiederum nicken.

"Gehst du mit mir mit, bitte? Ich traue mich nicht alleine nachzusehen.", fragt Luna Ámbar leise, diese nickt und nimmt ihre Hand.

"Wird schon, Lunita. Na komm, lass uns nachsehen.", sagt sie, das Lunita unbeabsichtigt und nicht böse gemeint, es ist nach all den Jahren einfach ein Reflex von Ámbar geworden, Luna so zu nennen.


Im Zimmer der Brünetten wartet Ámbar am Türrahmen, während ihre Cousine sofort zu ihrer Schmuckschatulle rennt und nach dem Medaillon sieht. Als sie aber kreidebleich wird, eilt die Blondine zu ihr.

"Luna, was ist? Geht es dir gut?", fragt sie und hält sie von hinten an den Schultern fest.

"Es ist nicht mehr da, Ámbar... Es ist nicht mehr da...", murmelt sie und lässt sich langsam aufs Bett sinken, ihre Cousine daneben.

"Was, dein Medaillon ist wirklich weg?", hakt sie nochmal fassungslos nach, Luna kann bloß nicken.

Der einzige Gegenstand, der ihr wirklich, aber so wirklich wichtig war, ist nun weg, vielleicht für immer.


- - -


"Da seid ihr ja endlich! Habt ihr wenigstens viel Beute gemacht?", erwartet ein Mann mit dunklen Haaren und Bart, vornehm in Hemd und Anzugshose gekleidet, die beiden Einbrecher, die vor einigen Stunden noch die Villa ausgeraubt haben.

"Ja, Chef! Aber wir haben etwas gefunden, was viel faszinierender ist!", meint der eine und zieht sich seine Maske aus, der andere macht es ihm gleich.

"Was denn? Zeig schon her!", fordert ihr Boss und sie holen das Medaillon Sol Bensons aus einem ihrer Beutel.

"Das haben wir in einem Mädchenzimmer in der Villa gefunden, gehört das nicht dieser Sol Benson?"

Fassungslos starrt er das Schmuckstück in der Hand seines Handlangers an und entnimmt es ihm.

"Aber... Wie?! Sie sind doch alle beim Brand gestorben, mein Bruder, seine Frau und die Kleine! Sie hat das Medaillon immer getragen, es muss an ihr verbrannt sein!"

"Aber ihre Leiche wurde doch nie gefunden.", wirft der andere ein, der sich müde die Knochen reibt.

"Ja, weil sie anscheinend noch lebt, du Dödel!", feixt sein Kollege ihn an.

"Jungs, Klappe halten!", zischt ihr Chef und sofort sind sie still, sie haben zu viel Respekt vor ihm.

"Jetzt wohnt da also anscheinend meine kleine Nichte in dem Haus... Bei Sharon? Die hat sich doch damals alles angeeignet, diese Hexe! Dabei hätte es rechtmäßig mir gehört, als Bruder Bernies, nicht ihr als Lilys Schwester!"

Wut keimt in ihm auf und er ballt die Hand zur Faust.

"Ich will genau wissen, wer da alles in diesem Haus lebt, wer von ihnen meine Nichte ist und ob diese Schmeißfliege von Sharon noch da ist! Und etwa Alfredo? Wehe, die leben in dem Haus, was eigentlich mir gehört, mir alleine!"

"Naja, aber dann eigentlich dieser Sol, oder? Es waren ja ihre Eltern, die gestorben sind."

"Halt die Klappe!", brüllt er seinen Handlanger an. "Sol hat Jahre wahrscheinlich nicht bei der Familie gelebt und außerdem hat Sharon sie umgebracht, hörst du? Sharon ist für das Feuer und den Tod meines Bruders verantwortlich! Und den von Lily..."

Beim Gedanken an Lily wird er ganz melancholisch. Denn genau wie die eiskalte Sharon in seinen Bruder verliebt war, hatte er ein Auge auf seine Schwägerin geworden. Doch sie hat Bernie geheiratet und er hat auch noch die Villa von ihren Eltern bekommen! Diese haben Lily vergöttert, sie war die perfekte Schwiegertochter. Wäre sie doch bloß seine Frau gewesen, nicht Bernies!

Bernie hat immer alles im Leben bekommen, die ganze Zuneigung der Eltern, seine Traumfrau und eine wundervolle Tochter, jedenfalls war sie das damals. Und er hat seinen Bruder geliebt, wirklich geliebt und geachtet. Aber nach Bernies Tod ist er auf die schiefe Bahn und Verbrecherbranche geraten.

Und jetzt soll Sol Benson wieder da sein und somit die Chance, sich das zu holen, was ihm zu steht. Das Vermögen der wahren Bensons wieder zurückholen und nicht den angeheirateten Bilders zu überlassen.


"Jungs, ich will, dass ihr ab jetzt die Villa überwacht, ich will alles über die Leute wissen, die jetzt dort wohnen! Tägliche Berichte über sie, einfach jedes kleine Detail, dafür bezahle ich euch!", befiehlt er, die beiden Einbrecher der Villa nicken.

Zufrieden grinst er boshaft und steckt das Medaillon in seine Hosentasche.

Bald schon gehört alles ihm.


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Tja, jetzt wissen wir, wer dieser Boss der Einbrecher war! Was hat der Bruder von Bernie jetzt wohl vor? Es kommt einiges an Trubel auf die Familie zu, das kann ich versprechen...

Soy Luna 4Where stories live. Discover now