S E S E N T A Y C I N C O

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Die Tage ziehen vorbei wie ein stürmischer Wind, still und mit viel Verwüstung. Noch immer gibt es keine Spur von Luna und Matteo scheint deshalb regelrecht in ein Loch gefallen zu sein. Keiner traut sich gerade, auch nur ein winziges Lächeln auf den Lippen zu haben, die Angst um ihre Freundin ist zu groß.

Vielleicht lebt diese auch schon gar nicht mehr? Wer weiß schon, was ihr gerade widerfährt...

Und Ámbar ist nicht nur deshalb aufgewühlt, denn heute müsste sie das Ergebnis des DNA-Tests erreichen. Heute wird sich ihr Leben erneut komplett ändern, vermutlich.

Was würde das bedeuten, wenn Sergio, Lunas Onkel und Bernies Bruder, wirklich ihr Vater ist? Dann hätte ihr eigener Vater sie entführt... Die Blondine wollte immer ihre Eltern finden und ein Verhältnis zu ihnen aufbauen, aber zu diesem Mann wäre das definitiv nicht möglich.


Im Wohnzimmer sitzen die Valentes mit Sharon, ihrem Vater und dessen Enkelin. Keiner von ihnen scheint gedanklich wirklich anwesend zu sein, es ist alles gerade viel zu viel. Wenigstens haben sich Lunas Adoptiveltern entschlossen, erstmal nicht die Polizei zu informieren und bis zum nächsten Erpresserbrief zu warten. Da müsste Zeit und Ort der ersten Geldübergabe stehen.

Ein paar Minuten später klingelt es an der Haustür, mit einem kurzen Blick in die Runde deutet Ámbar an, dass sie zur Tür geht.

Vor dieser steht Silvana, sie hatte sich angekündigt, aber daran hatte ihre Tochter gar nicht mehr gedacht.

"Hey Süße.", sagt sie leise und umarmt die Blondine kurz, welche gar kein Wort herausbekommt.

Ihre Besucherin hält ihr dann einen Brief hin, auf dem als Absender das Labor für Genetik zu erkennen ist.

Fest schluckt Lunas Cousine und öffnet den Brief vorsichtig. Dazu wird erstmal nicht mehr gesagt, die anderen sollen auch noch nichts mitbekommen.

Langsam faltet Sharons Adoptivtochter das Papier auf, mit zitternden Händen. Jetzt, wo sie kurz vor der vermeintlichen Wahrheit steht, grault es ihr mehr denn je davor und für einen Moment wünscht sie sich sogar, sie hätte niemals soweit geforscht.

Mit glasigen Augen überfliegt Ámbar die Zeilen, ihre Mutter beobachtet sie gespannt, ihr selber graut es genauso vor der Wahrheit.


"Und, was steht da?", kommt die leise Frage, kurz darauf fällt der Brief aus Ámbars Hand.

"Fünfzig-prozentige Blutverwandtschaft mit der getesteten DNA..." Ihre Stimme ist nicht mehr als ein leises Hauchen, welches immer brüchiger wird.

Sofort wird sie von Silvana in den Arm genommen, das Schluchzen der Blondine wird immer lauter.

Es stimmt also, Sergio Benson ist Ámbars Vater.

Und für diesen Mann verspürt sie jetzt überhaupt nicht mehr als Hass, puren Hass. 


- - - 


Nach einigen Minuten kann sich Ámbar noch immer nicht beruhigen und es vor allem nicht glauben. Sie hätte wirklich jeden als ihren Vater erwartet, aber diesen Mann als letztes.

Und dazu ist sie jetzt auch Lunas leibliche Cousine, das einzig Positive, was die Blondine in dieser Wahrheit sieht.

"Ámbar, du musst es den anderen sagen.", flüstert Silvana, ihre Tochter nickt langsam und zieht wenig elegant die Nase hoch.

"J-ja natürlich, du hast recht..." Langsam löst sie sich und blickt in Richtung Wohnzimmer.

"Na dann los." Sharons alte Freundin greift nach der Hand von Lunas Cousine, zusammen gehen sie ins Wohnzimmer.


"Ámbar Schätzchen, was ist passiert?", kommt es sofort besorgt von Mónica.

"Ich... Ich muss euch was wichtiges sagen."

"Geht es um Luna?", fragt Miguel daraufhin.

"Nein... Ja... Teilweise..." Tief atmet Simóns Freundin durch. "Ich weiß jetzt, wer mein Vater ist."

Die Überraschung steht der ganzen Familie ins Gesicht schrieben und von keinem kommt eine Nachfrage, also fährt Ámbar einfach fort.

"Sergio. Es ist Sergio, Bernies Bruder."


Die Überraschung in ihren Gesichtern verdoppelt sich nochmal.

"Wie, Sergio ist es?! Das ist doch unmöglich!", kommt es aufgebracht von Alfredo, doch Ámbar kommt nicht dazu zu antworten.

Denn plötzlich verkrampft sich ihr Großvater komplett und die Hand, die schon die ganze Zeit auf seiner linken Brust lag, vor allem.

"Seine Augen, seine Augen verdrehen sich!", ruft Mónica hysterisch und sofort springt Miguel auf, fühlt nach dem Puls des alten Mannes.

"Sein Puls ist kaum noch da! Schnell, ruft einen Krankenwagen!"

Ámbar zieht ihre Adoptivmutter zu sich, damit Alfredo auf die Couch gelegt werden kann, während Silvana schnell einen Krankenwagen ruft.

Lunas Adoptivvater beginnt sofort mit einer Herz-Druck-Massage, aber natürlich ist er für solche Situationen nicht geübt.

"Der Krankenwagen ist unterwegs, fünf Minuten!", ruft Ámbars Mutter und eilt auch zu dem beinahe leblos erscheinenden Körper, um irgendwie zu helfen.

Mónica, Sharon und Ámbar stehen abseits, total panisch.

"Ich bekomme das Herz nicht wieder zum Schlagen!", ruft Miguel verzweifelt.

"Probiere es weiter, bis der Krankenwagen kommt!", weist Mónica ihn an, mit zitternder Stimme.

"Bitte Großvater, du darfst nicht sterben!", weint seine blonde Enkelin und hält sich an seiner Tochter fest, die zwar die Situation nicht bildlich wahrnehmen kann, aber dafür umso mehr Angst um ihren Vater hat.


Es fühlt sich an, als würde alles in Zeitlupe vergehen.

Das Bild, wie Alfredo zwischen Leben und Tod ringt, wird sich für immer in Ámbars Gedächtnis einprägen. Es ist der schlimmste Schmerz und die schlimmste Angst, die sie bisher jemals gespürt hat.

Als es an der Tür klingelt, eilt Silvana dort hin und lässt den Notarzt rein, sofort stellt sich dann Miguel mit zur Seite.

Aber leider scheint jede Rettung zu spät zu kommen.

Denn die Notärzte können nur noch Alfredos Tod feststellen. 


~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~


Uff, ziemlich viel Action in diesem Kapitel! Ich habe ja Drama versprochen und et voilà, da haben wir es...

Zum einen ist Sergio wirklich Ámbars leiblicher Vater und zum anderen stirbt Alfredo... Seine Herzschmerzen waren die Anzeichen dafür.

Und Luna konnte sich nicht mal verabschieden, ist im Unwissen über seinen Tod... Ich will mir gar nicht ihre Reaktion vorstellen, sollte sie es jemals erfahren :(

Soy Luna 4Donde viven las historias. Descúbrelo ahora