S E S E N T A Y S E I S

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Einen schlimmeren Tag hat Ámbar wohl noch nicht erlebt. Direkt vor ihren Augen stirbt von einem auf den anderen Moment ihr Großvater, dann findet sie noch heraus, dass ein rachsüchtiger Entführer ihr Vater ist.

Der Schock sitzt tief in den Knochen, auch am nächsten Tag noch, die Nacht wurde ohne viel Schlaf in der Villa verbracht. Gestern Abend erst wurde Alfredos Leiche vom Bestatter geholt und Sharon, als seine Tochter, musste die Formalitäten erledigen, mit der Hilfe der anderen Erwachsenen im Haus.

Noch hat sich die Blondine nicht überwunden, mit irgendjemanden zu reden und von den neusten Geschehnissen zu erzählen. Natürlich, ihr erster Anlaufpartner wäre Simón, aber gestern konnte seine Freundin einfach kein Wort herausbringen und keine Nachricht eintippen.

Aber heute, einen Tag später, verspürt Lunas Cousine doch den Drang, zu ihren Freunden zu gehen und zu reden. Eine feste Umarmung und eine Schulter zum Ausweinen ist das, was sie gerade definitiv nötig hat.


Von dem Fahrer der Familie wird Ámbar zu dem täglichen Treffpunkt der ganzen Jugendlichen gefahren. Von Miguel ist er auch angewiesen worden, dort im Auto zu warten, falls es dem Mädchen doch zu viel wird und sie nach Hause will.

Nach ein paar Minuten kommen sie dort an und die Blondine steigt aus, schließt kraftlos die Autotür. Ihr Blick schweift zur Eingangstür des Rollers und mit schweren Schritten geht sie auf diese zu.

Als sie das Gebäude betritt, sieht es so aus, als würde der normale Betrieb ganz gewohnt weitergehen. Doch sie weißt genau, dass es hinter der Fassade vieler dieser Menschen ganz anders aus sieht. Denn zur Zeit ist hier definitiv nichts normal.

In der Cafeteria sitzen die meisten der Freunde aus dem Roller versammelt, alle mit düster aufgelegten Blicken. Zu erst scheint niemand Ámbar zu bemerken, aber dann spürt diese eine Hand an ihrem Arm und weicht aus Reflex zurück, es war aber nur Simón.

"Hey mein Schatz, was ist los? Du hast dich gestern gar nicht gemeldet.", fragt der Mexikaner sofort besorgt und bemerkt natürlich die glasigen Augen seiner Freundin, die aber bei ihnen allen hier vorhanden sind und auf Lunas Entführung zurück zu führen sind, deshalb wird sich hier auch nicht mehr gedacht.

"Ich... Ich muss euch was erzählen.", kommt die leise Antwort der Blondine und mit einem kurzen Rufen lenkt ihr Freund die Aufmerksamkeit ihrer Freunde auf sie.

"Gibt es was neues von Luna?", fragt Matteo sofort hoffnungsvoll, die Sorge und Verzweiflung steht ihm mehr denn je ins Gesicht geschrieben.

"Nein... Ich habe keine guten Nachrichten." Ámbar probiert, ihr Schluchzen so gut es geht zurück zu halten. Seit gestern, seit fast 24 Stunden nun schon, hat sie nicht einmal laut ausgesprochen, dass ihr Großvater tot ist. Und das nun zu tun, ist ein erster Schritt in die Richtung, dass sie es realisieren muss.


Beinahe verängstigt sehen alle um sie herum Lunas Cousine an. Sie wissen nicht, was sie erwarten könnte. Noch mehr schlechte Nachrichten, mitten in dem ganzen Stress gerade?

"Alfredo... Mein Großvater ist gestern... gestorben..." Der letzte Teil geht da auch schon im Schluchzen unter, aber trotzdem haben alle genau verstanden, was Ámbar ihnen da gerade gesagt.

"Oh Gott Ámbar... Es tut mir so leid... Mein Beileid...", stammelt Simón vor sich hin und drückt seine Freundin fest an sich, er weiß nicht wirklich, mit einer solchen Situation richtig umzugehen. Den restlichen Freunden geht es nicht anders, genauso wie der Mexikaner in der Runde bekunden sie völlig neben der Spur ihr Beileid.


Es dauert eine Weile, bis sich Ámbar wieder einigermaßen beruhigt hat. Es muss ja irgendwie geschehen, schließlich hat sie noch eine weitere Neuigkeit zu verkünden.

"Kann ich fragen, an was er gestorben ist?", fragt dann Delfi vorsichtig, ihre ehemalige beste Freundin zieht die Nase hoch und nickt.

"Ihm wurde später von den Ärzten eine nicht entdeckte Herzmuskelentzündung diagnostiziert... Er hatte so oft Herzschmerzen und wir... Wir haben ihm immer gesagt, er soll zum Arzt oder ins Krankenhaus..." Es ist schwer, darüber weiterzureden, aber Alfredos Enkelin probiert, möglichst ruhig zu bleiben, auch wenn sie wieder kurz aufschluchzen musste.

"Ich habe noch mehr Neuigkeiten... Mehr oder weniger auch schlechte..."

"Noch mehr? Ich sehe es schon kommen, dass wir noch von den ganzen Neuigkeiten erstickt werden.", kommt es von Yam und die anderen können sich auch jetzt gar nicht vorstellen, was sie erwartet.

"Na los, dann spucke es aus. Schlimmer kann es ja kaum noch werden.", sagt Pedro daraufhin und Simóns Freundin nickt.

"Sergio, Lunas Onkel... Der Mann, der erst mich und jetzt sie entführt hat... Er ist mein leiblicher Vater."


Bei dieser Neuigkeit klappen allen die Kinnladen herunter und sofort prasseln die Fragen ein, wie Ámbar das denn herausgefunden hat und so weiter. Der Blondine geht das alles auch zu schnell, versteht aber natürlich die Neugier ihrer Freunde.

Zeit, auf diese zu antworten, bleibt aber nicht, denn sie werden von jemandem unterbrochen. Von jemandem, der ihnen allen noch sehr bekannt ist.

"Freunde der Sonne, ratet, wer zurück ist!"

Das ganze Team dreht sich um und eine Person von ihnen steht kurz davor, einen Freudenschrei rauszulassen, während eine andere denkt, sie würde gleich kollabieren.

Mit diesem Besuch hat niemand gerechnet.


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Bei diesem wundervollen Humor und dieser Aussage kann das doch nur eine Person sein, die hier plötzlich im Roller steht, habe ich nicht recht? ;)

Soy Luna 4Where stories live. Discover now