"Hör auf dich zu verstecken! Ich weiß, dass du es hörst! Hör auf dich zu verstecken! H-Hör auf", wiederholte ich mich verzweifelt.

Nach meinem ganzen Geschrei hatten mich zwei Gefängniswärter an beiden Armen gepackt und mich einfach rausgeschmissen. Außerdem hatte ich noch ganz genau mitbekommen, wie mich einer als eine Verrückte betitelte und ernsthaft sagte, dass ich ins Irrenhaus sollte. Am liebsten hätte ich ihm den Mittelfinger gezeigt, doch vielleicht hätten sie mich deshalb verhaftet und das wollte ich nicht. Meine Tante würde sonst einen Herzinfarkt bekommen und das wäre nicht besonders gut.

Ich suchte mir schließlich ein Taxi und fuhr wieder nach Hause, dabei warf ich einen kurzen Blick auf mein Handy, wo gerade nicht wenige Anrufe und Nachrichten zusehen waren.

"Ich bin so gut wie tot", murmelte ich und blickte erschöpft aus dem Fenster.

•••

Es war schon ungefähr eine ganze Stunde vergangen und ich saß längst im Wohnzimmer der Black Brüder, dabei starrten mich alle seit einigen Minuten wütend an. Ehrlich gesagt, wusste ich nicht wie ich mich gerade verhalten sollte, aber das ganze wurde mir langsam zu dumm, denn sie machten mich nervös mit ihren ganzen Blicken. Am meisten bereitete mir Liam Angst, denn dieser war wieder aufgewacht und stand gegenüber von mir angelehnt an der Wand, dabei war er im Augenblick viel zu ruhig.

Meine Augen blieben schließlich an ihm hängen, wobei er mich ebenso schweigend anschaute und anscheinend nicht wusste, wie er reagieren sollte wegen meinem Verhalten.

"Wo warst du?", wollte letztendlich meine Schwester wissen und sie klang sehr aufgebracht.

"Bei Ace", antwortete ich ehrlich, worauf mich alle mit geweiteten Augen ansahen.

"Du bist zu Ace gegangen?", fragte nun Liam leicht fassungslos über meine Antwort.

"Ja", sagte ich.

"Du haust mir einen Eimer gegen den Kopf, sodass ich nicht zu ihm kann, aber gehst selbst zu diesem Mistkerl und das auch noch ganz alleine?", fasste er es zusammen und ich blieb still.

"Aria hast du den Verstand verloren?!", schrie er mich nun an und alle zuckten erschrocken zusammen, als er plötzlich laut wurde.

"Ich höre dich, du musst mich nicht anschreien", sprach ich in einem ruhigen Ton.

"Aria mach mich nicht wütend", verlangte er.

"Ich mache dich also wütend? Ich verliere also den Verstand, wenn ich zu Ace gehe, aber es ist völlig normal, wenn du zu ihm willst?", regte ich mich auf und ignorierte, dass uns alle zuhörten.

"Ich versuche dich nur zu beschützen", erklärte er und ich begann humorlos zu lachen.

"Wie du mich beschützen willst, möchte ich dich auch nur beschützen du Idiot!", wurde ich wütend.

"Leute?", kam Jayden dazwischen.

"Was?!", brüllten wir beide.

"Nichts", murmelte er eingeschüchtert.

"Jetzt beruhigt euch endlich", meinte Levin.

"Wir verstehen ja alle, dass ihr versucht euch gegenseitig zu beschützen, aber indem ihr euch anschreit oder mit Worten verletzt, bewirkt ihr das Gegenteil davon", mischte sich nun Katy mit ein und ich wusste, dass sie nur helfen wollte.

"Außerdem steht Ace sozusagen auf Aria, also würde er ihr niemals etwas antun", redete Jayden wieder, worauf dieser von Liam einen bösen Blick bekam.

"Schau nicht so. Er hat nämlich Recht", stimmte sein Bruder ihm zu.

"Was habt ihr jetzt eigentlich miteinander geredet?", wandte sich Jack neugierig an mich.

"Gar nichts", antwortete ich.

"Wie gar nichts?", verstand Hope nicht.

"Er wollte mich nicht sehen", erklärte ich.

"Das ist interessant", dachte Hunter laut nach.

"Was soll daran interessant sein?", fragte Jayden seinen Freund und schaute planlos aus.

"Du hast doch selber gesagt, dass Ace auf Aria steht, also er empfindet etwas für sie", begann Hunter.

"Ja und?", war er weiterhin durcheinander.

"Es ist einfach komisch, das er Aria nicht sehen wollte, denn eigentlich hätte er ihren Besuch voller Begeisterung annehmen müssen", beendete Daniel Hunter's Erklärung.

"Ich verstehe gar nichts mehr", gestand Hope.

"Das ganze ist wirklich zu knifflig", sagte Kyle, wobei ich ihm nur zustimmen konnte.

Da die anderen nur weiter diskutieren und sich die verrücktesten Gedanken darüber machten, konnte ich mir das nicht mehr anhören. Aus diesem Grund verließ ich leise den Raum und machte mich auf den Weg nach oben, weil ich in den Kunstraum wollte. Dort durfte nämlich niemand außer mir rein gehen, weshalb ich für eine Weile meine Ruhe hätte.

Ich stellte mich nachdenklich neben das Fenster und blickte nach draußen, dabei merkte ich, dass mir Liam gefolgt war, denn nach wenigen Sekunden schlang er von hinten seine Arme um mich.

"Es tut mir Leid", flüsterte er und hinterließ einen Kuss auf meiner Schulter.

"Bist du wütend auf mich?", wollte er wissen.

"Nein", beruhigte ich ihn und lehnte meinen Kopf gegen seine Brust, dabei schloss ich die Augen.

"Es wird alles gut, Engelchen", versicherte er mir schließlich und ich wollte an seine Worte glauben, denn ich hatte Angst.

Der VerstandWhere stories live. Discover now