-20-

186 4 0
                                    

Ewa rannte schon seit 10 Minuten hin und her. Ihr Körper schmerzte. Sie hatte durch der ganzen Aufregung ihre Schmerzen gar nicht wahrgenommen. Nun ging das Adrenalin wieder etwas zurück und die Schmerzen kamen wieder zum Vorschein. Aber dafür hatte sie jetzt keine Zeit! Sie musste Samira finden. Ihre innere Stimme sagte ihr, dass etwas schlimmes passieren würde, wenn sie sie nicht rechtzeitig findet. Sie hatte den Bahnhof erreicht. Hastig rannte sie von Bahnsteig zu Bahnsteig, aber keine Spur von Samira. Wo könnte sie nur sein? Hoffentlich komme ich nicht zu spät! Das könnte sie sich nie verzeihen! Sie wollte nicht noch eine Freundin verlieren! Als sie am Bahnsteig 7B ankam, war dort eine helle Aufregung. Ewa rannte sofort dahin. "Ey Mädel geh mal von den Schienen runter! Bist du krank?" Ein junger Mann schrie diesen Satz. Ewa rannte zu den Schienen. Dort sah sie, wie Samira auf der anderen Seite stand. Sie stand auf den Schienen. Das Problem war, dass der Zugführer sie dort nicht sehen konnte. Sie hatte sich eine Ecke rausgesucht, die ganz versteckt lag. Der Zugführer würde sie eiskalt überfahren! Das dürfte nicht passieren! Ewa sah auf die Uhr. Es war gleich acht Uhr abends! Der Zug würde gleich eintreffen! Was sollte sie nur tun?! Ewa sprang auch auf die Schienen. Sie ignorierte all die umstehenden Leute. "Samira! Samira tu das nicht! Bitte. Ich brauche dich doch!" Samira sah sie leer an. Ewa fing an zu weinen. Tränen überströmten ihr Gesicht. So lange war sie stark geblieben aber jetzt brach all diese Stärke zusammen. Ihre Maske fiel. Ewa hörte ein Geräusch. Der Zug kam näher! "Samira!" Sie schrie jetzt. "Du kannst mich doch jetzt auch nicht im Stich lassen!" Samira reagierte immer noch nicht. Das Geräusch kam näher. In wenigen Augenblicken würde der Zug eintreffen! Die Leute schrien. Ewa wurde immer verzweifelter. Irgendwann schrie sie einfach nur wütend:" Weißt du wie egoistisch du gerade bist? Du beleidigst Isabell wie egoistisch sie ist aber selber bist du doch kein Stück besser! Isabell und ich haben uns Sorgen gemacht. Wir haben sogar den Glowa beschatten lassen um heraus zu bekommen wo du bist! Weißt du wie undankbar du bist? Wenn du das jetzt machst, dann hasse ich dich Samira!" Mit diesen Worten sprang Ewa von den Gleisen. Der Zug kam um die Ecke geschossen. Ewa wartete auf den Knall. Ihr Herz pochte. Sie zitterte. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Aber sie hörte nichts. Nur das Rauschen des Blutes in den Ohren. Langsam öffnete sie die Augen. Die Menschen redeten hin und her. Einige schüttelten den Kopf. Andere sahen mitleidig rüber. Ewa blickte sich um. War es vorbei? Der Zug fuhr wieder los. Ewa starrte auf die Gleise. Nichts. Dann drehte sie sich um. Ihr Herz blieb fast stehen vor Erleichterung. Samira stand hinter ihr. Sie war ganz verweint. Sie sahen sich eine Zeit lang an. Dann fielen sie sich in die Arme und weinten.

Nachdem Ewa gegangen war musste Isabell sich sammeln. Es dauerte eine ganze Weile bis sie sich beruhigt hatte. Sie hatte sich auf den Boden gesetzt und erstmal all die Emotionen raus gelassen. Irgendwann fiel ihr ihr Sohn ein! Sie rannte ins Haus und schaute nach ihm. Er schlief. Gott sei Dank! Isabell sank in sich zusammen. Stimmen wurden in ihrem Kopf laut. Hatte Samira Recht? War sie wirklich Schuld an allem? War das wirklich der Grund warum Annika sich nicht mehr meldete? Isabell nahm ihr Handy raus. Sie schrieb Annika eine SMS. Hasst du mich? Sie ließ das Handy sinken. Plötzlich klingelte es. Eine Nachricht von Ewa. Sie ist am Leben. Ich bleib noch bei ihr. Alles gut? Isabell atmete aus. Gott sei Dank! Wenigstens war das noch gut ausgegangen! Isabells Gedanken schweiften ab. Sie dachte an die verletzenden Worte. So ganz Unrecht hatte Samira nicht. Es stimmte schon und Isabell konnte ihre Wut verstehen. Armer Jack! Das hatte sie nie gewollt! Isabell fiel in ein tiefes Loch. Irgendwann merkte sie dass es die ganze Zeit an der Tür klingelte. Hastig rannte sie die Treppe runter und öffnete. Vor ihr stand Michael.

Samira und Ewa hatten den Bahnhof verlassen. Sie mussten es sogar, da die Menschen auf ihnen zugerannt kamen und sie beschimpften. Sie rannten bis ihnen die Lunge versagte, irgendwann hatten sie alle abgehängt. "Uff das war ja was!" Ewa keuchte. Dann sah sie Samira an. "Danke dass du es nicht getan hast." Samira nickte stumm. "Ich werde dir helfen Samira, du musst das nicht alleine durchstehen!" Samira schwieg nur. Ewa und sie gingen die Straßen entlang. Ewa sah auf die Uhr. "Shit. Ich muss zur Arbeit. Samira bitte versprich mir, dass du dir nichts antust und wenn was ist ruf mich an ok?!" Samira nickte. Ewa sah sie verzweifelt an. "Ich verspreche es dir." Ewa lächelte. Dann ging sie los.

"Michael? Was für eine Überraschung!" Er sah sie an. Isabell ging einen Schritt zur Seite, um ihn reinzulassen. Er trat ein. "Isabell Was ist denn los?" "Nichts wichtiges." Er sah sie durchdringend an. Isabell fröstelte es bei seinem Blick. Er seufzte und schaute etwas beleidigt. "Warum hast du denn Geheimnisse vor mir?" "Es sind keine Geheimnisse. Ich möchte nur nicht darüber sprechen." Er verschränkte die Arme. "Vertraust Du mir nicht?" Gute Frage. Kann ich dir vertrauen? "Das hat nichts mit Vertrauen zu tun." "Aber ich sehe doch wie es dich belastet. Hey ich bin doch für dich da Isabell!" Er nahm sie in den Arm und streichelte ihren Rücken. Isabell war hin und hergerissen. Es war schön das Michael da war. Sie konnte jemanden gebrauchen. Jemand, der nicht gemein zu ihr war. "Nimm mich einfach nur in den Arm." Und das tat er dann. Eine lange Zeit standen sie einfach nur da und Isabell schloss die Augen um die Stille zu genießen.

Ewa war ziemlich schwach auf den Beinen. Sie hatte sich viel zu sehr überschätzt. Ihre Beine wurden schwer und ihr Unterleib schmerzte. Sie schleppte sich zum Club. Die Türsteher sahen sie besorgt an. Der mit den Rasterlocken begleitete sie hinein. "Ewa? Ist alles ok? Du bist ja ganz blass!" Larissa's Stimme hörte Ewa von ganz weit weg. Plötzlich verschwand ihr die Sicht und alles drehte sich. Dann wurde alles schwarz.

Larissa schrie auf, als Ewa plötzlich umkippte. Sofort fing sie sie auf und legte sie auf den Boden. Sie schlug ihr sanft ins Gesicht. "Ewa! Ewa hörst du mich?" Keine Reaktion. Larissa legte ihren Finger auf dem Puls. Er schlug. Dann beugte sie sich nach vorne und lauschte. Gott sei Dank atmete sie noch! Sie legte Ewa in die stabile Seitenlage, dann wandte sie sich an die Rasterlocke. "Hey hole mir sofort einen Lappen und kaltes Wasser. Und einen Tee! Und sag Georg Bescheid!" Er nickte und verschwand. Larissa streichelte Ewa's Haare und redete mit ihr. "Hey liebes, wach auf. Es ist alles gut! Was haben sie dir nur angetan diese Schweine!" Tränen stiegen ihr in die Augen. Kurze Zeit später kamen Rasterlocke und Georg angerannt. "Was ist passiert?" "Keine Ahnung sie ist einfach umgekippt. War total schwach auf den Beinen!" Georg packte sie vorsichtig und trug sie nach oben. Larissa und Rasterlocke folgten ihm. Georg legte sie in ihr Bett. Er sah Rasterlocke streng an. Dieser legte die Sachen auf dem Nachtschrank, dann verschwand er wieder. Larissa bedankte sich noch bei ihm. Dann setzte sie sich neben Ewa und sah sie besorgt an. "Sie hat sich bestimmt überanstrengt." Georg sagte nichts. Er schwieg. Larissa sah ihn aus dem Augenwinkel an. Hatte er Gewissensbisse? War es das ganze Spektakel dass sie zusammenbrechen ließ? Larissa wurde wütend. Mit funkelnden Augen sah sie Georg an. "Es ist alles eure Schuld Georg!" Dieser sah sie verwundert an. "Was meinst du damit?" "Ach tu doch nicht so scheinheilig. Ich weiß was ihr ihr angetan habt! Das muss aufhören! Ihr macht sie nur noch mehr kaputt!" Georg sah sie prüfend an. "Was meinst du mit du weißt was wir getan haben?" Larissa seufzte. Sie zitterte etwas, doch dann sah sie entschlossen aus. Mit Blitzen in den Augen sah sie Georg an. "Ich weiß was ihr abends mit ihr treibt. Nur dass sie leider davon nichts merkt!" Georg wurde weiß im Gesicht. Blitzschnell war er bei Larissa und zog sie auf den Boden. Dann drückte er sein Gewicht auf ihren Körper. "Woher weißt du das?" Larissa lachte. "Das tut nichts zur Sache! Du bist ganz schlimm Georg. Nur das Schlimmste ist dass du wie ein Hund alles tust was der Glowa dir befiehlt. Siehst du denn nicht dass du Ewa damit zerstörst?" Georg knirschte wütend mit den Zähnen. "Ich an deiner Stelle würde vorsichtig sein Larissa." "Wieso was willst du machen? Mich auch umbringen? Du bist doch nur eine Marionette für den Glowa!" Georg ließ sie los. Er lief im Raum hin und her. "Du weißt ganz genau, dass man keine Chance gegen ihn hat." "Dann musst du einen Weg finden ihn zu besiegen! Ewa hätte es ja fast geschafft!" Georg kam näher. Er sah sie drohend an. "Du wirst niemanden davon erzählen ist das klar?" "Nur wenn du Ewa in Ruhe lässt!" "Das ist nicht so einfach. Der Glowa beobachtet mich." "Dann musst du besser sein als er. Und dann zugreifen. Er darf nicht immer gewinnen!" "Gib mir ein paar Tage Zeit ich werde mir was überlegen aber bis dahin kein Wort zu niemandem!" "Gut." Larissa sah zu Ewa. Sie öffnete die Augen. "Ewa Schatz! Da bist du ja wieder. Wir haben uns solche Sorgen gemacht!" Ewa lächelte schwach. Sie schloss wieder die Augen. Larissa war sofort bei ihr und tupfte sie mit kaltem Wasser ab. Georg sah ihr eine Weile zu, dann verließ er den Raum. Larissa hatte Recht. Er musste irgendetwas tun. Die Frage war nur wie? Würde er es schaffen den Glowa zu besiegen?

Until you are MineWhere stories live. Discover now