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Isabell fing an zu zittern. Eine Panikattacke erfasste sie. Tränen liefen über ihr Gesicht, der Schweiß über ihren Rücken. Ihre Hände waren schwitzig, sie keuchte, fing an zu hyperventilieren. Ganz ruhig Isabell. Er ist tot. Er ist nicht mehr am Leben! Wie ein Mantra sagte sie sich das immer und immer wieder. Langsam beruhigte sie sich. Sie öffnete das Fenster und atmete die frische Luft ein,dabei schloss sie die Augen. Das war alles bestimmt ein Missverständnis! Vorsichtig nahm sie ihr Handy in die Hand und schaute auf die besagte Nummer. Es war keine Handynummer. Sah aus wie eine Telefonzelle. Stimmt! Am Krankenhaus waren Telefonzellen gewesen. Hatte Susanna die Kontrolle verloren? Hatte ihre Psyche verrückt gespielt? Aber woher hatte sie ihre Nummer? Sie hatte sich doch eine neue zugelegt, die keiner hatte, außer ihre Freunde. Ob Ewa bei ihr war? Ewa! Sie hatte seit Wochen nichts mehr von ihr gehört, was sehr seltsam war. War sie immer noch in Polen? Isabell hatte schon mehrmals versucht sie zu erreichen, aber sie ging nie ran, noch rief sie zurück. Nur keine Panik! Das hat bestimmt einen Grund! Sie versuchte es nochmal. Wieder nur die Mailbox. Sie sprach dieses Mal drauf. Dann legte sie auf und ging nach unten um sich etwas zu essen zu machen.

Ewa kauerte in der hinteren Ecke des Kellerraums. Ihre Hände und Beine spürte sie nicht mehr, da sie schon eine ganze Weile angekettet war. Sie hatte ein ganz komisches Gefühl. Hatte er es wirklich Ernst gemeint? Wollte er Susanna besuchen? Oh nein meine arme Susanna. Sie konnte doch nichts dafür! Ewa kämpfte mit den Tränen. Was hatten sie nur mit ihr vor? Sie konnte doch nicht ewig hier unten bleiben! Irgendwann würde man nach ihr suchen! Plötzlich hörte sie ein Geräusch. Sie lauschte. Der Schlüssel wurde umgedreht und jemand kam herein. Es war Georg. Er blickte sie lange an und Ewa sah die Gier in seinem Blick. Wie konnte er nur so ekelhaft sein? Langsam kam er auf sie zu und blickte sie die ganze Zeit an. "Du bist so ekelhaft weißt du das?" stieß sie angewidert hervor. Er grinste nur spöttisch. "Ich darf mit dir alles machen, was ich möchte Laleczka!" Ewa nahm nur wage wahr wie er seine Hose runterzog und sich an ihr vergriff. Ihr Bewusstsein verabschiedete sich und es war so als würde sie alles aus der Vogelperspektive betrachten. Da sie angekettet war, konnte sie sich natürlich nicht wehren. Sie sah von oben wie brutal ein Mann eine Frau vergewaltigte und ihr Sachen zu flüsterte, die gar nicht schön waren. Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ er von ihr ab und ging befriedigt hinaus. Ewa lag da und starrte die Tür an. Erst jetzt wurde ihr bewusst dass sie die Frau gewesen war.

Nach seinem Besuch bei Susanna hatte er sich auf dem Weg gemacht um nach Hause zu fahren. Er musste duschen und seine Klamotten wechseln. Seine Kleidung war voller Blutflecken. Er war nicht wirklich ein Mörder, nur dies war eine Ausnahmesituation. Ewa musste genauso bestraft werden, wie sie ihn bestraft hatte. Und sie hatte ihn angeschossen, also war es klar das auch er schoss. Er lächelte, als er daran dachte, wie Ewa schauen würde, wenn er ihr sein Andenken präsentieren würde. Die arme Susanna. Sie hatte viel durchmachen müssen, aber eigentlich könnte sie ihm danken, er hatte sie von diesem jämmerlichen Dasein befreit. Sie war wenigstens die einzige Frau gewesen, die ihm gehorcht hatte. Aber Zeiten ändern sich! Wichtig war das seine zukünftige Frau dies ebenfalls tat. Er betrat seine Villa und ging sofort unter die Dusche. Seine Wäsche hatte er in den Korb geschmissen. Sollten seine Bediensteten sich nur wundern woher das Blut kam, vielleicht hatten sie dann noch mehr Angst vor ihm! Isabell hatte bis jetzt seine etwas bösere Seite kennen gelernt, jetzt wollte er ihr zeigen wie liebevoll er sein konnte! Er fuhr zum nächsten Blumenladen und kaufte einen riesigen Strauß Rosen. Dann schrieb er dazu eine Karte. Er ließ beides an Isabells neuen Adresse liefern. Aufgeregt verließ er den Laden und machte sich auf dem Weg zum Club.

Isabell hatte den Tag über gelesen bis sie zu ihrer Untersuchung bei ihrer Frauenärztin musste. Die Untersuchung lief ganz normal, nur sollte sie sich etwas mehr schonen und natürlich mehr essen. Doch wie sollte sie essen, wenn ihr immer wieder übel wurde? Schweigend ging sie den Weg nach Hause. Sie brauchte frische Luft, um ihren Kopf wieder freizukriegen. "Isabell?" Sie drehte sich um. Vor ihr stand Jonas! "Jonas!" Wie lange hatte sie ihn nicht gesehen! "Alles OK bei dir?" Er schaute sie an. "Ja passt schon. Und bei dir?" "Danke gut." Sie starrten sich schweigend an. Es war eine beschämende Stille. Hatten sie sich denn gar nichts mehr zu sagen?! "Ich werde wegziehen." Jonas unterbrach die Stille. Isabell schaute ihn an. "Wohin?" brachte sie leise hervor. "Nach Dortmund. Ich wurde von der Arbeit dorthin versetzt." Isabell wurde traurig. "Wann bist du denn weg?" "Nächste Woche geht es los." Er schaute auch traurig. Ist es wegen mir? Isabell schaute ihn an. Als könnte er ihre Gedanken lesen sagte er:"Nein Isabell. Mit dir hat das nicht zu tun!" Sie lächelte schwach. Jonas umarmte sie und sagte:"Ich komm dich besuchen, spätestens wenn das Kind da ist. Und meine Nummer hast du ja." Sie nickte. Dann verabschiedeten sie sich und jeder ging seines Weges. Als Isabell zu Hause ankam, kramte sie ihren Schlüssel heraus. Plötzlich hörte sie wieder jemand ihren Namen rufen. Sie drehte sich um. Ein Lieferant stand vor ihr mit einem riesigen Strauß Rosen. Verwirrt schaute Isabell drein. "Diese Blumen sind für Sie." "Von wem denn?" "Sorry, das müssen sie selbst schauen, ich muss wieder los. Bis dann." Und schwupps war er wieder weg. Isabell nahm die Blumen mit hinein und stellte sie in einer Vase. Wer schickte ihr denn Blumen? Eine Karte war dabei. Sie öffnete den Umschlag. Darin stand : Für die bezaubernste und mutigste Frau, die ich kenne. Ich wünsche dir alles Gute für dich und dein Kind. Ich denke an dich.<3 Dein B.
Isabell war noch mehr verwirrt. Wer war denn B.? Sie kannte niemanden mit diesem Namen. Und woher wusste die Person von ihrer Schwangerschaft? Isabell konnte nicht mal sagen, ob es eine Frau oder ein Mann war. Was hatte das alles nur zu bedeuten?

Er betrat den Club. Leise ging er hinunter in die Kellerräume. Es war still. Er schaute durch den Schlitz der Tür. Ewa saß zusammen gekauert da und rührte sich nicht. Zeit sie aufzuwecken! Er schloss die Tür auf ging hinein und schloss sie wieder zu. "Hallo liebe Ewa, na wie geht es dir?" Er sah sofort, dass es ihr gar nicht gut ging. Wahrscheinlich hatte Georg sie hart rangenommen! Er grinste. Arme Ewa. Jetzt kommt noch eine schlechte Nachricht für dich! Er hockte sich neben sie und schlug ihr ins Gesicht.
"Antworte gefällig, wenn ich mit dir rede du Hure." Ewa's Kopf hebte sich leicht. Er zerrte an ihrem Kopf, sodass sie ihn ansehen musste. "So ist es brav." Ihre Augen waren leer. Sie war wie innerlich tot. "Bist du schon gebrochen Ewa? Ich habe dich für stärker gehalten! Aber keine Angst ich werde dich noch ein bisschen mehr brechen. Ich habe hier etwas schönes für dich." Er legte ein Päckchen vor ihr hin. Dann öffnete er ihre Fesseln an den Händen. Ewa rieb sich schmerzend die Hände und Tränen stiegen in ihre Augen. Er wartete geduldig."Öffne es." Zitternd fing Ewa an das Päckchen zu öffnen. Ein unangenehmer Geruch breitete sich im Raum aus. Sie sah ihn an. "Schau was ich dir mitgebracht habe." Sie zog das Papier auseinander. Dann hielt sie inne und ein Schrei entwich ihren Lippen. Sie schlug sich die Hände über ihre Augen und fing an zu weinen. Zwischen ein paar Schluchzern stoß sie Flüche an ihn aus. Er lachte." Wie du siehst liebe Ewa, habe ich die Liebe Susanna besucht und sie war sehr traurig darüber was du getan hast, aber sie wollte dich wenigstens noch einmal sehen, deswegen habe ich dir ihr Gesicht mitgebracht. Schade, sie war so eine hübsche Frau!" Ewa bekam keine Luft mehr. Sie fing an zu hyperventilieren." Und das ist alles nur deine Schuld. Du hast sie getötet. Weil du dich gegen mich gestellt hast. Das war dein Fehler, denn du weißt wer sich gegen mich stellt, hat schon verloren."Ewa weinte und schrie. Sie schlug mit ihren Händen nach ihm. Er wehrte sie ab und nahm sie in den Würgegriff.
"Hör zu, liebe Ewa." Er flüsterte es ganz leise. "Ich mache dir einen Vorschlag. Du allein hast die Verantwortung darüber. Ich werde dich hier rauslassen. Du nimmst deine Arbeit ganz normal wieder auf und tust so als wäre nichts passiert. Wenn du es gut machst, dann wird nichts passieren, aber wenn du petzt und dir irgendetwas leistet, dann wirst du es bitter bereuen. Dann werden noch mehr Menschen Leid erfahren, die du liebst. Verstanden?!"Er ließ sie los und Ewa röchelte. Dann sah er sie an und fügte hinzu:" Andernfalls denke ich da gerade an deine kleine Schwester. Wie du weißt habe ich Bekannte in der Puffszene, die sich immer über Frischfleisch freuen. Und deine Schwester wäre die ideale Wahl, findest du nicht auch?" Ewa spuckte ihn an. Er lächelte sanft." Es liegt bei dir. Ich gebe dir Zeit bis morgen. Du entscheidest. Und egal was passiert, es ist alles in deiner Hand. Also überlege genau, wie du dich entscheidest, denn wie du gesehen hast, meine ich es todernst." Er lachte spöttisch über die Zweideutigkeit seiner Worte. Dann stand er auf und ging zurück in den Club. Was er übrig ließ war eine gebrochene Seele in vielen Scherben. Und in diesem Moment wünschte sich Ewa, dass sie gestorben wäre und nicht ihre Freundin...

Until you are MineWhere stories live. Discover now