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Samira war angespannt. Seit Stunden hatte sie keine Nachricht von Ewa bekommen. War sie noch am Leben? Ihr ängstlicher Blick kam ihr in den Sinn. Meinst du er wird mich umbringen? Und Samira hatte es ganz klar verneint. Hatte sie sich geirrt? Sie wurde nervös. Was ist wenn er sie doch umgebracht hatte? Ob sie mal zum Club fahren sollte? Sie schaute auf die Uhr. Jack war noch auf der Arbeit. Ein bisschen Zeit hätte sie noch. Sie wollte nur mal schauen, ob alles in Ordnung war! Sie schnappte sich ihre Jacke und ging durch die Haustür. Geradeaus zum Auto. Sie stieg ein und startete den Motor. Als sie in den Rückspiegel blickte, erstarrte sie. Sie machte den Motor zitternd aus und drehte sich um. Der Glowa saß auf dem Rücksitz und sah sie prüfend an. "Sieh an, sieh an. Die schlaue Samira. Wohin des Weges?" "Sie sind am Leben!" "Oh ja. So wie du es dir ja schon gedacht hast. Nicht wahr?" "Was ist mit Ewa?" "Deine kleine Freundin geht es gut. Und das wird auch so  bleiben, so lange ihr schweigt was mich betrifft." Samira atmete hörbar aus. Ewa war am Leben! "Und was wollen Sie von mir?" "Von dir möchte ich nichts." Er beugte sich nach vorne, so dass sie seinen Atem spürte. Sein Aftershavegeruch drang in ihre Nase. Er packte sie am Kragen und zog sie nach unten. Sie bekam kaum Luft. "Ich möchte nur dass du deine Klappe hältst. Wenn ich herausfinde, dass du Isabell oder jemand anderes nur ein Wort erzählst, dann bringe ich dich um. Du weißt ja dass ich es ernst meine. Was mit Susanna passiert ist, könnte auch dir passieren. Es gibt viele Menschen die es geil finden, abgetrennte Gesichter zu besitzen. Und deins würde ihnen besonders gefallen. "Er ließ sie los. Samira hustete." Ich behalte dich im Auge." Mit diesen Worten stieg er aus und verschwand. Samira saß da und fing an zu weinen.

Larissa hatte das Obergeschoss erreicht. Mehrere Türen offenbarten sich ihr. Was hatte er gesagt? Dritte Tür? Sie war nie im Obergeschoss gewesen. Das waren die Privaträume. Mit langsamen Schritten ging sie zur dritten Tür. Ihr Herz pochte wie wild. Sie lauschte. Totenstille. Doch dann hörte sie etwas. War es ein Jammern? Sie drückte vorsichtig die Türklinke herunter. Es war dunkel in dem Raum und ein penetranter Geruch schlug ihr ins Gesicht. Larissa wurde übel. Sie legte ihre Hand über Mund und Nase. Wo war denn der Lichtschalter? Sie tastete an den Wänden entlang. Dann hatte sie ihn gefunden. Sie knipste das Licht an. Dann schrie sie auf. "Oh mein Gott. Ewa!" Es war ein demütigendes Bild. Ewa lag auf dem Fußboden. Ihre Kleidung war zerrissen. Mehrere Flüssigkeiten waren auf und um ihr herum. Larissa erkannte Blut, Urin, Erbrochenes und Kot. Ein säuerlicher Geschmack machte sich in ihrem Mund bemerkbar. Sie versuchte es runterzuschlucken. Sie durfte jetzt auf keinen Fall erbrechen! Sie musste jetzt stark sein und ihrer Freundin helfen! Sie ging auf Ewa zu. "Ewa. Kannst du mich hören?" Ewa hatte die Augen auf. Sie starrte geradeaus und sagte kein Ton. Larissa sah sich um. Sie fand eine Decke und nahm sie in die Hand. Dann legte sie sie um Ewas Körper und zog sie mit aller Kraft hoch. Die Flüssigkeiten und Extremitäten rutschten auf den Boden und bespritzten auch Larissas Beine. Sie ekelte sich und war kurz davor abzuhauen. Doch dann nahm sie ihren Stolz beiseite und führte Ewa aus dem Zimmer heraus. Im Flur war es schon erträglicher vom Geruch her. Sie zerrte Ewa weiter bis zum Badezimmer in der unteren Etage. Dann setzte sie Ewa auf den Klodeckel. Ewa hatte bis jetzt nichts gesagt. Larissa überlegte. Die Dusche wäre besser geeignet. Nur müsste sie dann mit rein. Sie selber wollte sich auch den Rotz an ihrem Körper abwaschen. Zwei Frauen duschen zusammen. Da würden einige Männer sabbernd daneben stehen und sich dabei einen runterholen. Ekelhaft. Aber dies war nun mal ein Notfall! Larissa ging zu Ewa und half ihr aus den Sachen heraus. "Wir müssen dich erstmal abduschen Ewa. Ich weiß es wird jetzt wehtun, aber der Rotz darf nicht in deine Wunden gelangen!" Als Ewa nackt war brachte Larissa sie unter die Dusche. Dann zog auch sie sich aus und stellte sich daneben. Es war eng und der Gestank war furchtbar. Aber da musste sie jetzt durch! Sie machte die Dusche an und ließ den Wasserstrahl auf Ewas Körper fließen. Ewa zuckte zusammen. "Sorry." Sie nahm mehrere Shampoos und wusch sich und Ewa sauber. Das Wasser färbte sich Rot, Gelb, Braun, Beige. Dreimal wiederholte sie die Prozedur bis beide vollkommen sauber waren. Erst jetzt sah sie die ganzen Wunden an Ewas Körper. Sie erschrak. Dann holte sie zwei Bademäntel und zog sie Ewa und sich an. Sie nahm Ewa an die Hand und führte sie in ihr Zimmer. Ewa saß sie auf das Bett. Larissa holte Klamotten heraus und Unterwäsche dann zog sie Ewa und sich an. Es kam ihr vor als würde sie eine alte Frau anziehen. Larissa kamen die Tränen. "Ewa bleib erstmal hier sitzen. Ich hole dir was zu trinken ok?" Ewa sagte nichts. Larissa ging schnell heraus. Sie weinte. Was hatte er ihr nur angetan? Sie ging nach unten zur Bar. "Kannst du mir einen Kamillentee machen bitte?" Der Barkeeper nickte. Sie nahm ihn dankend an und wollte wieder nach oben, als Georg sie anhielt. Er sah besorgt aus. "Wie geht es ihr?" "Nicht gut. Sie ist übel zugerichtet und sagt kein Wort. Georg ich musste sie von ihren Extremitäten befreien!" Georg sah sie an. "Der Raum ist so dreckig und stinkt gewaltig. Ich weiß nicht was er ihr angetan hat, aber noch einmal geh ich da nicht rein!" Georg nickte. "Ich werde mich darum kümmern." "Meine Bediensteten werden das sauber machen." Beide drehten sich um. Der Glowa stand da. Larissa bekam gemischte Gefühle. Auf der einen Seite war sie stinksauer und auf der anderen Seite hatte sie Angst. Wie konnte er nur so etwas tun? Er sah sie nur kalt an. Larissa nickte nur dann drehte sie sich schnell um und machte sich auf den Weg nach oben.

Ewa saß auf dem Bett. Sie war wie in einer Trance. Ihr Umfeld nahm sie kaum wahr. Larissa hatte ihr geholfen. Sie gewaschen und angezogen. Sie wusste genau, dass es für Larissa eine Qual gewesen sein musste. Sie war immer jemand gewesen, der etwas etepetete war. Ewa von Extremitäten zu befreien hätte sie nie getan. Das rechnete Ewa ihr hoch an. Sie war eine tolle Freundin. Ewa erinnerte sich an Samira. Sie musste ihr Bescheid geben, dass sie noch lebte. Doch wo war ihr Handy hin? In den Klamotten! Vorsichtig stand sie auf und ging in das Badezimmer. Die Kleidung lag auf dem Boden. Ewa wurde übel. "Was machst du da Ewa?" Larissa stand an der Tür. "Suchst du dein Handy?" Ewa nickte. "Ich habe es ins Zimmer gelegt und sauber gemacht. Komm." Ewa folgte ihr und Larissa gab ihr ihr Handy und einen Becher. "Das ist Kamillentee. Du musst was trinken." Ewa lächelte kurz. Dann nahm sie ihr Handy. Zwei Nachrichten hatte sie bekommen. Isabell und Samira. Als erstes antwortete sie Samira. Hey wollte nur eben sagen, dass ich noch lebe. Dann kam Isabell dran. Dies war schon schwieriger. Hey Süße. Tut mir leid wegen meines Verhaltens. Ich werde dir in Ruhe erzählen was los ist, wenn wir uns sehen. Pass auf dich auf. Love you too.  Sie legte das Handy weg und nippte an ihrem Tee. Es tat so gut als die warme Flüssigkeit ihren Hals runterlief. Für einen Moment fühlte sie sich geborgen.

Isabell hatte schlecht geschlafen. Alpträume plagten sie. Sie hatte geträumt, dass er vor ihrem Bett stand und sie angestarrt hatte! Schweißgebadet stand sie auf. Sie schaute auf die Uhr. Es war halb elf Uhr morgens. Ihre Mutter war schon arbeiten. Sie hatte sie lange nicht mehr gesehen. Als erstes checkte sie ihr Handy. Eine Nachricht von Ewa! Sie las sie durch. Ok sie wollte ihr also erzählen was los war. Da war Isabell mal gespannt! Sollte sie ihr erzählen, dass sie wusste, dass er noch lebte? Bis jetzt hatte er keine Nachricht mehr geschrieben. Außerdem hatte sie eine Nachricht von Michael bekommen. Der Arme! Er hat sich bestimmt voll die Sorgen gemacht! Sie schrieb ihm schnell dass alles in Ordnung war. Naja irgendwie ja nicht. Ich habe nur gerade erfahren, dass der Vater meines Kindes noch lebte. Isabell war kurz vom zusammenbrechen. Und bald würde das Kind kommen! Sie war sich sicher dass er es nicht auf sich beruhen lassen würde! Was sollte sie nur machen? Ob er sie beobachtet hatte? Sie lugte durch den Spalt der Vorhänge. Alles war wie immer. Bis jetzt hatte er sich auch nicht blicken lassen. Oder war es vielleicht eine Fakemail gewesen? Trieb da jemand einen Scherz mit ihr? Sie musste unbedingt mit Ewa reden!

Mit Telefon hatte er seine Bediensteten herbestellt. Er freute sich schon auf ihre Gesichter, wenn sie den Raum betreten werden! Hatten sie wieder etwas zum Nachdenken! Er liebte es Leuten Angst zu machen! So wie sie ihn damals Angst gemacht hatten, jetzt drehte er den Spieß um! Er war nicht mehr das kleine Kind von früher! Als sie ankamen war sein Gesicht das totale Pokerface. Er nannte den Raum und prägte ihnen ein in zwei Stunden den kompletten oberen Bereich sauber gemacht zu haben. Sie zitterten schon bei seinem Anblick. Gut so. Nun konnte er sich wichtigeren Sachen widmen. Leider hatte er Isabell eine Nachricht geschickt. Das war dumm gewesen! Aber zu schön war die Reaktion gewesen! Er starrte auf sein Handy. Seine Kameras zeigten ihr Zimmer. Belustigt sah er wie sie durch die Vorhänge schaute. Ich sehe dich meine Hübsche. Inkognito hatte er als Michael natürlich die Chance ihr Nahe zu sein! Sie hatte keine Ahnung! Genüsslich nahm er an der Bar Platz. Georg saß da und war ruhig. Wahrscheinlich hatte er Stoff zum Nachdenken. "Bald wird dein Part kommen Georg. Sag mir Bescheid falls es dir zu viel wird. Ich hole gerne Ersatz." Georg sah ihn an. Er konnte verschiedene Ausdrücke in seinem Blick interpretieren. Hass. Wut. Trauer. Angst. Verzweiflung. Auf der einen Seite wollte er ihn wohl umbringen aber auf der anderen Seite hatte er Angst seine Strafe zu kriegen."Ewa hat selbst Schuld. Das weißt du hoffentlich. Also ist das kein Grund mich zu hassen. Es ist allein ihre Schuld und sie muss aus ihren Fehlern lernen." Georg knurrte. "Du hast keine Chance gegen mich Georg. Das weißt Du doch." Er schaute nur mit leeren Augen. Er weiß dass ich Recht habe. "Also, was soll ich tun?" "Was du tun sollst? Das bleibt dir überlassen. Ich werde es ja an ihrer Reaktion und ihren Gehorsam sehen. Falls sie mich nochmal enttäuscht, dann hast du versagt. Falls nicht ist alles gut." Der Glowa schlürfte an seinem Drink. "Und sieh zu das Larissa auch die Klappe hält, sonst ist sie die Nächste." "In Ordnung Glowa."

Samira hatte eine halbe Stunde gebraucht um sich wieder zu beruhigen. Ganz langsam hatte sie sich wieder nach drinnen begeben. Sie hatte die Nachricht von Ewa gelesen und geweint. Gott sei Dank war sie am Leben! Nur steckte Samira auch in einer ganz großen Krise. Vorallem vor Jack musste sie sich zusammen reißen. Wie sollte sie das schaffen? Sie war sich sicher, dass der Glowa keine Späße machte! Er würde sie beobachten! Samira zitterte am ganzen Körper. Sie durfte jetzt nur keinen Fehler machen! Und vor allem musste sie schweigen. Doch was war mit Isabell? Sollte sie nicht erfahren, dass er noch am Leben war? Sie war in großer Gefahr! Denn was würde da noch alles auf sie zukommen?

Until you are MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt