Megan und die Normalität

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   »Ich kann das alles erklären.«, begann ich und nippte an meinem Kaffee. Megan machte wirklich guten Kaffee, ihre Kaffeemaschine jedenfalls. »Keine Ahnung wer diese Spasten sind-«

   »Kimberley sitzt in deinem Psychologie-Kurs.«, warf Megan ein. Ich ließ mich nicht unterbrechen.

   »-aber ich habe nichts, wirklich gar nichts mit Dean am laufen.«

   »Wie bist du überhaupt an Dean gekommen? Er sitzt in meinen Fächern und soweit ich weiß ist er ständig bei den „Medizinern".«

   »Können wir das Thema wechseln, ich bin hier um zu lernen.«, entgegnete ich und schlürfte meinen Kaffee leer.

   »Ich weiß gar nicht wieso du mit mir lernen willst. Ich studiere Jura, nicht Psychologie.«

   »Okay, gut. Ich habe keinen Schimmer.«, gab ich zu und sah auf meinen Rucksack herunter. Megan holte trotzdem ihr Recht für Dummies und setzte sich damit wieder zu mir an den kleinen Tisch. »Soweit ich dem Unterricht allerdings folgen kann, hat Rechtspsychologie sehr wohl etwas mit Anwälten zu tun.«

   »Wenn du Kriminalpsychologin oder Gutachterin werden willst.«

   »Eigentlich wollte ich ja Junkies behandeln.«, antwortete ich. »Und ich denke diese ganzen Persönlichkeitsstörungen, also die Differentielle Psychologie, passen dazu. Allerdings zählen die wieder zur Rechtspsychologie dazu.« Megan sah mich entgeistert an und ich griff nach meiner Tasse, nur um fest zu stellen, dass sie bereits leer war. »Ich brauche den perfekten Mittelweg zwischen Recht, Psychologie und Medizin.«

   »Ich bin ratlos.«, bemerkte Megan und ich hatte es wirklich geschafft ihr dieses nerviges Lächeln vom Gesicht zu wischen. »Jetzt im ernst. Ich wollte bloß Anwältin werden und jetzt zweifle ich an Gott und der Existenz dieser Welt. Vermutlich leben wir in Wahrheit gar nicht.«

   »Wovon genau redest du?« Ich runzelte die Stirn und sah sie irritiert an.

   »Wann musstest du noch mal zur Arbeit?« Megans Blick hing an der Uhr an der Wand.

   »Scheiße.« Ich ließ mein Handy wieder im Rucksack verschwinden, packte ihr Recht für Dummies ein und trat, während ich Megan zum Abschied umarmen wollte, ihrem Hund auf den Schwanz. Spike jaulte auf und mit einer knappen Entschuldigung verließ ich das Apartment. Meine Haut brannte noch immer und ich hatte das böse Gefühl, dass sich rote Flecken auf meiner Haut verbreitet hatten.

»Du bist spät dran.«, bemerkte Judith, die Leiterin des Cafés.

   »Und es tut mir leid.«, ergänzte ich und warf meinen Rucksack achtlos in den Pausenraum. Meine Jacke hängte ich auf einem Kleiderbügel auf und dann band ich mir die hässliche, braune Schürze um. Während ich nach vorne eilte, wieder an Judith vorbei, band ich mir die Haare zu. Ein letztes Mal strich ich mir mit der Hand übers Gesicht und wusch mit die Hände, dann nahm ich die erste Bestellung auf.

   »Was wünschen Sie sich?«, ich sortierte die freien Zettel vor mit und griff nach meinem Kugelschreiber, dann sah ich hoch. »Was willst du hier?«

   »Eigentlich gar nichts, aber Dean zwingt mich.« Fynn nickte nach hinten, wo Dean auf einem der Stühle saß. Er lächelte mir zu und ich winkte zurück.

   »Evelyn, die Kunden!«, knurrte Judith und ich zog tief Luft ein.

   »Was kann ich euch bringen?«

   »Mir eine normalen Kaffee, Dean einen Kakao mit Espresso und für mich noch mal eine zweite Chance. Alles zum Mitnehmen, bitte«

   »Das servieren wir hier nicht.«, erwiderte ich kalt und reichte den Zettel mit den Getränken an meinen Mitarbeiter weiter. Fynn trat zu Seite und ließ einen weiteren Gast vortreten. Ich wiederholte meine Frage und schrieb die Bestellung auf.

   »Eve, ich werde dich nie wieder als Schlampe beleidigen.«, versprach Fynn. »Es ist mir so rausgerutscht.« Er verstummte einen Moment und sah dabei zu wie ich dem Kunden das Wechselgeld reichte.

   »Bitte, warten sie einen Moment an der Seite, der Kaffee ist gleich fertig.« Fynn wurde währenddessen seine Bestellung gereicht – Ohne die zweite Chance.

   »Sie sollten ihre Probleme privat klären.«, bemerkte die nächste Kundin. Sie musste Mitte dreißig sein und mit ihrem schwarzen, stumpfen Haar wirkte sie sofort unsympathisch.

    »Und sie sollten sich nicht in die private Probleme einmischen.«, erwiderte ich kühl und auch Fynn musterte die Frau mit einer gerümpften Nase. Mit diesem Blick hatte er mich die ersten Tage über angesehen.

   Wie eine Bazille.

   Aus den Augenwinkeln bemerkte ich wie Fynn nach Worten suchte, doch ich kam ihm zuvor: »Du solltest gehen, Fynn.« Mit einem letzten Lächeln bedachte ich den blonden Jungen vor mir, winkte noch einmal Dean zum Abschied zu und sah wieder zu Fynn. »Geh, bevor mir mein Bein in deine Eier ausrutscht.«

   »Wir hatten Zoff, okay? Du hast mich genauso beleidigt!«, wiedersprach er und wollte einen Schritt hinter die Theke machen, doch in dem tauchte Judith wieder auf.

   »Keine Besucher hinter dem Tresen!« Sie bedachte Fynn mit einem strengen Blick und er hob abwehrend beide Hände in die Höhe.

   »Danke für den Kaffee.«, knurrte er schließlich zum Abschied und brauste aus dem Café. Dean sah fragend zu mir herüber, doch ich zuckte bloß mit den Schultern und lächelte unschuldig.

Frohes Neues und so :) 

Friends in a roundabout wayWhere stories live. Discover now