29{Doch ein Glückstag}

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Jake blieb daraufhin stehen und zog unglaubwürdig seine Brauen in die Höhe. Anschließend lief er zu mir zurück und zog mich an meiner Hand mit sich, was das ganze natürlich nicht besser machte. »Du denkst doch wohl nicht etwa, dass ich wirklich nochmal runter fahre um dann wieder hochzufahren, also komm schon!« Natürlich konnte ich nicht anders, als dennoch zu versuchen mich aus seinem Griff zu befreien, doch dann stand ich schon im Aufzug und sah zu, wie die Türen zu gingen. Ich blieb still stehen und wagte es kaum zu atmen. »Alles gut bei dir?« Ich verdrehte die Augen und versuchte mir nichts anmerken zu lassen. »Ja klar, ich wurde zwar gerade gegen meinen Willen in diesen Fahrstuhl gezogen, aber passiert das uns allen nicht mal?« So wirklich hatte es dann jedoch nicht geklappt, mir nichts anmerken zu lassen. Ich verschränkte meine Arme vor meiner Brust und starrte Löcher in die Türen des Fahrstuhles, bis sich Jake belustigt vor mich stellte. »Okay lass mich raten du wolltest nicht mit rauf wegen letztem Mal?« Ich runzelte die Stirn und versuchte so glaubwürdig wie mir nur möglich war zu wirken. »Was meinst du?« Ein kurzer Blick über der Tür verriet mir, dass noch 10 Stockwerke vor uns lagen. »Als ob du das vergessen könntest, schließlich hat es dir ja scheinbar gefallen. Aber wenn du es unbedingt von mir hören willst, was das letzte mal passiert ist als du hier warst« Noch bevor er weiterreden konnte, schnitt ich ihm das Wort ab. »Das stimmt nicht, das war lediglich eine kurzschlussreaktion ich wusste nicht was ich hätte tun sollen!« Versuchte ich mich selbst zu verteidigte. »Wenn du meinst, aber wir wissen alle, dass du nicht fürs lügen gemacht bist.« Erneut verdrehte ich die Augenbrauen und schubste ihn aus dem Weg, als sich die Fahrstuhltüren öffneten, sodass ich geradewegs an ihm vorbei lief.

Als wir sein Apartment betreteten, blieb ich sobald die Tür zu war stehen. »Okay was ist so wichtig, dass es nicht bis morgen hätte warten können? Und ich wäre dir dankbar wenn du dich beeilen könntest, denn wie du weißt hab ich es eilig!« Er lief rüber zum Fenster und öffnete es, ehe er auf den Balkon stieg und eine Schachtel Zigaretten aus seiner Hosentasche zog. »Jake?« Nun hatte auch ich wieder seine Aufmerksamkeit und er blickte mich fragend an, als er an seiner Zigarette zog, die er kurz zuvor anzündete. »Jason hat vergessen, etwas für mich mitzunehmen?« Er nickte doch sagte nichts dazu, stattdessen zog er weiter an seiner Zigarette. »Und was ist es? Ich hab's eilig!« Erinnerte ich ihn daran, denn schließlich wollte ich wirklich in mein Bett und mit meinem Bruder reden. Außerdem wollte ich nur hier weg, denn der Gedanke daran, dass ich mit dem besten Freund meines Bruders rumgemacht hatte führte mir nur ein weiteres Mal vor Augen wie falsch das war. Nicht nur wegen Jason, auch weil ich Daniel date. »Ich rauch die nur fertig und dann.« Während er die Kippe in seiner linken Hand hielt, hielt er in seiner rechten Hand sein Handy und tippte darauf herum. Ich tippte gereizt mit meinem rechten Fuß auf dem Boden und wartete darauf, dass er diese beschissene Kippe fertig rauchte. Jake ließ sich jedoch alle Zeit der Welt und tippte bloß weiter auf seinem Handy rum.

»Wenn ich nur hier bin, damit du mich provozieren und ärgern kannst, dann gehe ich eben!« Der Klang meiner Stimme verriet wohl einem jeden, dass ich im Moment mehr als gereizt war, das lag wohl auch an dem mangelnden Schlaf. Ich drehte mich um und stürmte wütend zur Tür um diese zu öffnen und gleich darauf sein Apartment zu verlassen. »Okay warte!« Rief er als er mir hinterher kam. »Nein Parker ich will noch mit meinem Bruder reden, aber ich hab die Nacht kaum geschlafen und möchte deshalb nur noch in mein Bett und die nächsten zwei Tage schlafen und deswegen möchte ich nicht längere als nötig hier bleiben!« Gab ich ernst und gereizt zu und lief doch wieder rein.

»Sicher dass es deswegen ist?« Er machte einen Schritt auf mich zu während er schmunzelte. »Jake!« Gab ich warnend von mir. »Na gut warte einen Moment, ich bring es dir und möchtest du einen Kaffee oder sonst etwas?« Ich schüttelte meinen Kopf, denn ich wusste, dass wenn ich einen trinken würde, ich gar nicht mehr schlafen könnte. »Möchtest du dich hinlegen?« Ich warf ihm einen vielsagenden Blick zu, weshalb er lachte und mit den Schultern zuckte. »Hätte ja sein können.« Dann lief er rüber zu seinem Fernsehertisch und schnappte einen weißen Briefumschlag. Ich blickte verwirrt auf den Briefumschlag in seiner Hand, als er wieder zu mir lief. Ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, was das sein könnte. »Den hat er echt vergessen? Mh komisch eigentlich vergisst er nie etwas.« Ja Jason gehört zu einer der Glücklichen, die eigentlich nie etwas vergessen, zumindest ist es mir noch nie aufgefallen. »Warte, vorausgesetzt er hat hier übernachtet, dass hat er doch nicht wahr?« Ich zog eine Augenbraue in die Höhe und blickte Jake abwartend für genau drei Sekunden an, bis ich meine Antwort hatte. »Schon gut du musst deinen Freund nicht verraten. Dein Zögern war meine Antwort, aber sagst du mir dann wenigstens wo er übernachtet hat?« Diesmal waren es seine Augenbrauen, die die Stirn in Falten legten, jedoch vor erstaunen. »Dafür dass du scheinbar so müde und zickig bist, kannst du ziemlich klar denken, aber das musst du deinen Bruder selbst fragen, wenn du es wissen willst.« Er gab mir den Brief und ich dachte über seine Worte nach, die mich soeben an seine Worte von gestern erinnerten. »Jake?« Ich blickte weiterhin auf den Brief in meinen Händen und blickte ihn dann an.
»Was meintest du gestern damit, dass ich keine Fragen stellen sollte, auf die ich keine Antwort wollte? Warum hast du das gesagt? Ich weiß es hatte etwas mit dem zutun, dass Jason dir am Telefon sagte.«

»Willst du nicht lieber wissen was sich in dem Briefumschlag befindet?« Natürlich wollte ich das, und wie ich das wollte. Denn was macht bloß ein Brief der an mich andressiert ist bei Jake? Also öffnete ich den Brief, denn offensichtlich wollte Jake der Frage entgehen und ich wollte wissen, was sich in diesem Briefumschlag befindet. Gleich darauf stellte ich fest, dass es eine Zusage war für den Kellnerjob im Hotel seines Vaters. Ich konnte mir ein riesiges Lächeln nicht verkneifen und freudig auf der Stelle springen konnte ich mir ebenfalls nicht unterdrücken und ihm ebenso freudig umarmen konnte ich auch nicht unterdrücken. »Danke, danke, danke, danke!«

»Nichts zu danken aber dafür weißt du hoffentlich fürs nächste mal, dass wenn ich sage es ist wichtig, dass es das auch wirklich ist anstatt es mehrmals von mir hören zu müssen.« Ich lies ihn wieder los und musste schmunzeln. »Vielleicht werde ich das ja tun, aber nur vielleicht.« Somit steckte ich den Brief wieder in den Briefumschlag und verstaute diesen in meiner Tasche. »Womit hab ich das verdient? Schließlich hab ich dich meines Erachtens noch nie belogen.« In Gedanken versuchte ich gerade den Beweis zu finden, der dem widerspricht, jedoch ist mir tatsächlich keiner eingefallen. Das liegt dann wohl daran, dass er mich tatsächlich noch nie belogen hat oder dass er ein verdammt guter Lügner ist. »Entweder hast du mich tatsächlich noch nie belogen oder du bist ein verdammt guter Lügner. Aber auch wenn du mich scheinbar nie belogen hast, mir stattdessen die Wahrheit zu sagen hast du auch nicht getan.« Das war zumindest Tatsache, denn entweder musste ich mir die Antwort selbst geben oder er ging einer Antwort aus dem Weg. »Wer weiß vielleicht bin ich ja ein verdammt guter Lügner und das alles gehört gar nicht mir, aber weißt du wer kein guter Lügner ist?« Ich zog fragend die Augenbrauen in die Höhe und wartete seine Antwort ab. »Miss Kurzschlussreaktion.« Ich biss mir reflexartig auf die Lippen und boxte ihm gegen den Arm.

Das amüsierte ihn eindeutig viel zu sehr, mich damit aufzuziehen, deshalb fand ich es mehr als angebracht, ihn ebenfalls zu ärgern. Also  ließ ich von seinen Augen ab und fixierte seine Lippen für einen klitzekleinen Moment, bis sein Lachen verging. »Na gut, mag sein dass ich dich nicht überzeugen konnte,« Ich legte eine Pause ein um mir über die Lippen zu lecken und langsam einen Schritt auf ihn zu zu machen. »aber soll ich dir etwas verraten?« Ich näherte mich ihm erneut ein Stückchen und tippte ihm auf die Brust, während meine Augen erneut seine Lippen fixierten. »Was willst du mir verraten?« Er zog seine Augenbrauen gespannt in die Höhe. Ich blickte ihm weiterhin in die Augen und stellte mich auf meine Zehnspitzen. »Ich weiß wer von uns beiden die Wahrheit sagt.« Flüsterte ich schon fast, als diese Worte meinen Mund so langsam wie nur möglich verließen und ich mich ihm noch immer auf Zehnspitzen, ein Stückchen mehr näherte. Dabei blickte ich abwechselnd von seinen Augen zu seinen Lippen, während er mir in die Augen blickte und sich über die Lippen leckte. Als er dann den entscheidenden Schritt auf mich zu machte, wollte ich mich entfernen doch sein linker Arm um meine Taille hinderte mich an meinem Vorhaben. »Das tue ich auch und Miss Kurzschlussreaktion ist es nicht!« Dann nahm er seinen Arm von meiner Taille und machte einen Schritt zur Seite, während er seine Arme vor seiner Brust verschränkte. »Also hattest du's nicht eilig?« Ich blickte ihn verdutzt an und legte den Kopf zur Seite. »Versuchst du mich etwa rauszuwerfen?« Nun verschränkte auch ich meine Arme vor der Brust. »Nein ich will dir lediglich helfen deine Stimmungsschwankungen unter Kontrolle zu bekommen, bevor du eine weitere Kurzschlussreaktion auslöst und abgesehen davon hab ich auch noch etwas zu erledigen.« Er zuckte mit den Achseln während er zu schmunzeln begann. Ich blickte ihn durch Schlitzaugen an,  nahm meine Tasche und lief zur Tür. »Warte ich fahr dich, es regnet!« Noch bevor er sich seine Schlüssel schnappen konnte hinderte ich ihn daran. »Nein das tust du nicht, du wolltest doch nicht nochmal mit dem Aufzug, erinnerst du dich? Außerdem hast du noch etwas zu erledigen!« Somit verließ ich sein Apartment und zog hinter mir die Tür zu.

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