4{Wir könnten Freunde werden}

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In der Pause, führte mich Claire wie versprochen durch die Schule und ich stellte fest, dass diese Schule bestimmt zweimal so groß war, wie meine alte Schule. Es würde sicherlich einige Zeit dauern, bis ich mich hier zurecht finden würde. Nachdem sie der festen Überzeugung war, dass sie mir alles wichtige gezeigt hatte, bot sie mir an, dass ich den Rest der Pause mit ihr verbringen konnte. Besser hätte es erst gar nicht laufen können, ich dachte schon, dass ich die erste Woche mit Jason verbringen müsste. Apropos Jason, wo war er eigentlich? Ich hatte ihn weder drinnen gesehen, noch konnte ich ihn auf dem Pausenhof ausfindig machen, als ich diesen mit Claire überquerte.
„Komm, ich stell dir zuerst meine beste Freundin Hannah vor." Claire zog mich mit sich, zu einer niedrigen Mauer, die den Schulhof umrandete und auf der vereinzelt Schüler saßen. Wir steuerten ein Mädchen mit schwarzen langen Haaren an.
„Hey Han", begrüßte Claire sie und zog sie in eine Umarmung.
„Das ist Rachel, sie ist neu hier und Rachel das ist Hannah, meine beste Freundin", stellte sie uns gegenseitig mit einem breiten grinsen vor.
„Hey!" Ich hielt Hannah zur Begrüßung die Hand entgegen, weil ich sonst nicht wusste, was ich hätte tun sollen. Neue Leute kennenlernen ist nicht wirklich meine Stärke, besonders in der Schule, wenn ich diejenige bin, die neu ist. Hannah blickte skeptisch runter auf meine Hand und für einen kurzen Augenblick, überlegte ich, sie wieder zurückzuziehen. Doch noch bevor ich irgendetwas tun konnte, zog sie mich bereits in eine Umarmung, die ich kurz darauf erwiderte. Zuerst war ich ein wenig überrumpelt, immerhin war es nicht das, was ich erwartet hätte, da wir uns gerade erst kennengelernt hatten.
„Toll, Gruppenkuscheln!" Keine Sekunde später warf auch Claire ihr Arme um uns. Verrückt, wir kannten uns ja kaum, aber ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mir die beiden nicht direkt sympathisch erschienen. Die Chancen standen also gut, dass wir Freunde werden könnten.
„Ehm wow, sind hier alle so liebevoll?", fragte ich an beide gerichtet, nachdem wir uns von unserem Gruppenkuschel, wie Claire es genannt hatte, lösten.
„Nein, das ist auf dieser Schule eher weniger der Fall." Zustimmend nickte Claire.
„Oh okay."
Dann erzählten sie mir beide etwas über die verschiedenen Gruppen hier an der Schule, als mein Blick auf einen Jungen mit ziemlich dunklem Haar fiel. Er lief quer über den Schulhof und weiter zu einem Auto, das auf einem der Parkplätze stand. Die Parkplätze grenzten auf der anderen Seite der Mauer an.
„Und wer ist das? Ich hatte bereits die Ehre, ihn kennenzulernen und er war nicht gerade sehr freundlich." Ich deutete unauffällig mit dem Finger auf den Jungen, den ich eben beobachtet hatte.
„Das ist Jake Parker, einer der badboys, hübschling der Schule, heiß, beliebt und Käpt'n des Footballteams." Stumm nickte ich, als ich Claires Worten lauschte.
„Oh und vielleicht sollten wir erwähnen, dass er als Herzensbrecher bekannt ist. Scheinbar spielt er gerne mit Gefühlen. Es gibt etliche Geschichten gebrochener Herzen wegen ihm. Also sei gewarnt", fügte Hannah hinzu, als sie mit vielsagendem Blick in seine Richtung blickte.
„Nein, ich bin keine davon, auch wenn er wirklich so gut aussieht, dass ich wohl möglich nicht einmal etwas dagegen hätte." Kopfschüttelnd lachte sie und ich verstand, dass sie meinem mitfühlendem Blick wohl ablesen konnte, was ich vermutet hatte. 

Jason P.O.V.

Nachdem wir nach der Schule daheim angekommen waren, verabschiedete Rachel sich von Mum und mir und lief rauf in ihr Zimmer. Im Auto meinte sie, dass die Schule ganz in Ordnung wäre, aber dass es nichts an der Tatsache ändern würde, dass sie viel lieber zurück in Florida sein wollte.

Mit knurrendem Bauch setzte ich mich auf einen der Stühle am Esstisch, während Mum das Backblech mit Pizza aus dem Ofen holte und das nächste Backblech in den Ofen schob.
„Also, erzähl mir etwas von deinem Tag", forderte Mum mich auf, als sie einen Teller zwischen uns abstellte, auf dem bereits abgekühlte Pizzastücke lagen.
„Der Unterricht war langweilig, unsere Schule ist ziemlich groß, die Leute sind super und ein Freund hat mir eine Stadtrundfahrt am Wochenende angeboten.« Ich nahm einen großen Bissen, von Mum's selbstgerechter Pizza. Ich liebe Pizza und dazu macht Mum die besten Pizzen, also besser konnte der Tag nun wirklich nicht mehr werden.
„Mag sein, dass der Unterricht langweilig ist, aber vergiss nicht, dass du die Klasse wiederholst, also gib dir ja Mühe und was ist mit deiner Schwester, geht sie mit?" Erwartungsvoll blickte Mum mich an, nachdem sie ein Stück ihrer Pizza aß. Ich weiß schon, ich sollte mir zumindest dieses Jahr mühe geben, damit ich meinen Abschluss wenigstens in diesem Schuljahr abschließen kann.
„Äh nope", gab ich ihr knapp und selbstverständlich als Antwort und konnte mir schon denken, was jetzt kommen würde.
„Jason, frag sie doch zumindest, ob sie mit will." Mum legte ihr Pizza auf dem Teller vor sich ab und verschränkte ihre Arme auf dem Tisch. Ich blickte nicht von meiner Pizza hoch zu ihr, um mich ja nicht von ihrem mitleidigem Blick, um den Finger wickeln zu lassen. 
„Nein." Ich sehe es schon kommen, sie wird mich überreden und ich werde nachgeben. Es war nicht so, dass ich nichts mit Rachel unternehmen wollte, ich wollte nur nicht, dass meine Freunde etwas mit ihr unternahmen.
„Jason, du siehst doch wie schwer sie es sich macht und wenn sie vielleicht mehr von den schönen Seiten hier sieht, wird es ihr vielleicht leichter fallen, sich damit abzufinden. Ihr wisst, ich hätte das nicht gemacht, wenn wir nicht auf das Geld angewiesen wären, aber es ging nicht anders." Ihr schuldbewusster Blick genügte, dass ich augenverdrehend seufzte und mein Handy aus meiner Hosentasche zog.
„Ach na gut, ich werde fragen, ob es in Ordnung ist, wenn sie mit geht."
Zufrieden lehnte Mum sich in ihrem Stuhl wieder zurück und schnappte sich wieder die Pizza auf ihrem Teller, während ich meine Pizza ablegte und mein Handy entsperrte. Dann öffnete ich den Chat mit Jake, um ihn zu fragen, ob meine Schwester mitkommen könnte. Es dauerte keine Minute, da erhielt ich schon eine Antwort auf meine Frage. Er schrieb, dass er kein Problem damit hätte. Also teilte ich Mum mit, dass Rachel uns begleiten könnte, wenn sie denn Lust hätte und mit einem zufriedenen Lächeln bedankte sie sich bei mir dafür. Nachdem ich für jetzt genug Pizza gegessen hatte, lief ich rauf und hielt an Rachel's Zimmer, bevor ich in meinem Zimmer, das sich neben ihrem befand, verschwand. Ich klopfte zweimal an der Tür und wartete auf eine Antwort.
„Was?"
Das heißt dann wohl 'herein', also öffnete ich die Tür zu ihrem Zimmer.
„Hab ich herein gesagt?" Sie saß deprimiert auf dem Boden und polierte ihr Surfbrett, auch wenn sie es in nächster Zeit sowieso nicht benutzen konnte. Ich konnte es ja verstehen, dass sie nicht offen dafür war, sich hier richtig einzuleben. In Florida war sie spätestens jeden dritten Tag am Strand surfen. Heute ist Tag Nummer drei, an dem sie nicht surfen war und auch nicht surfen gehen konnte.
„Nein aber was." Ich lief rüber zu ihrem Bett und ließ mich rückwärts darauf fallen.
„Hey du Pessimistin, mach dir nichts draus, in den Ferien wirst du wieder die Chance dazu haben. Hast du mich verstanden?" Ich war so müde, dass ich die Augen schloß und gähnen musste, während Rachel seufzte.
„Nein werde ich nicht, ich kann Mum doch nicht um ein Flugticket bitten, wenn wir das Geld anderswo gut gebrauchen können."
Ja, da hatte sie durchaus recht, schließlich hatte Mum vor einem Monat einen neuen Kredit aufgenommen, damit sie endlich ein neues Auto kaufen konnte. Außerdem war die Miete hier ziemlich hoch und sie musste noch immer den Kredit für das Haus in Florida abbezahlen.
„Na dann suchst du dir eben hier einen Job und ach ja, hast du Lust, auf eine Stadtrundfahrt am Freitag, mit mir und einem Freund?", fragte ich sie. Nachdem sie einige Momente darüber nachdachte, sagte sie mir, dass sie gerne mitkommen würde.

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