39{Neunzehn}

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Heute war es nicht mein Wecker, von dem ich an diesem recht sonnigen Morgen geweckt wurde. Es war Mom, die mich mit einem Stück Himbeer-Vanille Torte in der Hand geweckt hatte, denn es war mein Geburtstag. Und irgendwie ist es nach Dads verschwinden zur Tradition geworden, dass sie wann immer Jason oder ich Geburtstag hatten, sie uns mit einem Stück unserer Lieblingstorte weckte. Sie setzte sich zu mir aufs Bett und zündete die Kerze, die oben in der Torte steckt an, ehe sie mir ein Geburtstagslied vorsang. Ja, vielleicht waren wir ein wenig zu alt für sowas, aber die ersten Geburtstage ohne Dad fielen uns besonders schwer. Schließlich fehlte eine Person bei unseren Familienausflügen an Geburtstagen und Mom versuchte uns somit ein klein wenig mehr Freude zu bereiten. Ich war ihr dankbar dafür, sie gab ihr bestes, auch wenn es ihr selbst manchmal nicht leicht fiel.  

»Happy Birthday mein Liebling!«, gratulierte sie mir und nahm mich in die Arme, nachdem sie fertig gesungen hatte und ich die Kerze ausgepustet hatte. Anschließend schnappten wir uns beide eine Gabel vom Teller und aßen das große Stück Himbeer-Vanille Torte zusammen.

Nachdem wir fertig gegessen hatten, verließ Mom mein Zimmer mit dem leeren Teller und beiden Gabeln, während ich mich fertig machte. Nachdem ich mich umgezogen hatte und mich im Bad frisch gemacht hatte, ging ich zum Frühstücken in die Küche. Mom und Jason saßen bereits am fertig gedeckten Tisch. Nachdem auch Jason mich in den Arm genommen hatte und mir zum Geburtstag gratuliert hatte, fingen wir mit dem Frühstück an. Dass wir zusammen frühstückten, kam seitdem wir in NewYork lebten im seltener vor und deshalb genoss ich es umso mehr. Wir unterhielten uns wie lange nicht mehr und es fühlte sich für einen Moment wieder so an, wie in Florida. Als Mom noch jedes Wochenende zum Frühstück daheim gewesen war und Jason und ich keine Geheimnisse voreinander hatten.

Nachdem wir fertig mit frühstücken waren, unterhielten wir uns noch eine Weile über alte Zeiten und über die Zukunft. Während ich noch immer nicht wusste, wo ich in Zukunft stehen würde, hatte Jason bereits geplant ein Jahr auszusetzen und die Welt zu erkunden. Er wollte sich nach der Schule eine Pause gönnen und so viele Länder Reis nur möglich bereisen und entdecken. Ich war froh dass zumindest einer von uns wusste, was nach der Schule passieren würde. Nachdem sich Mom und Jason erkundigten, welche Pläne ich mir gemacht hatte und ich ihnen erzählte, das ich es nicht wüsste, versuchten beide mich zu beruhigen. Sie sagten dass ich auch einfach ein Praktikum machen könnte nach der Schule und eben später Anfangen würde mit dem Studium und auch wenn ich vorgehabt hatte, direkt mit einem Studium zu beginnen, läuft es wohl eher doch aufs Gegenteil hinaus.

Dann verschwand Mom für einige Momente und tauchte keine zwei Minuten später wieder auf, mit einer schwarzen Kiste. Sie legte die schwarze Kiste, die mit einer roten Schleife verziert war, vor mir auf dem Tisch ab. »Natürlich haben dein Bruder und ich noch eine Kleinigkeit für dich, also mach auf!«

Ich löste die rote Schleife und schob das Geschenkband vom Deckel runter, ehe ich den Deckel neben die Kiste, auf den Tisch stellte. Es lag ein Briefumschlag drinnen, den ich herausnahm und öffnete.

»Einen Familientag also. Zuerst bowlen und dann Kino? Ihr wisst doch wohl, dass ihr im Bowlen keine Chance gegen mich habt?« Neckte ich die beiden mit einem Grinsen und erfreute mich an dem Gedanken, mal wieder etwas als Familie zu unternehmen. Ich weiß schon gar nicht mehr wie lange es her ist, dass wir zu dritt etwas unternommen hatten, als Familie.

»Das werden wir dann sehen Schwesterherz, du hast mich schon lange nicht mehr Spielen sehen.« Siegessicher verschränkte Jason die Arme vor der Brust und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Mom verdrehte lachend die Augen und forderte mich mit einem Kopfnicken dazu auf, weiter auszupacken, schließlich lag der Umschlag nur auf dem weißen Seidenpapier, dass mit einem roten Aufkleber zusammengehalten wurde. Vorsichtig löste ich den Aufkleber und entfaltete dass Seidenpapier. Königsblauer Satin blickte mir entgegen. Ich umfasste die dünnen Träger mit meinen Fingern und zog das Kleid aus der Kiste.

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