49{Such es dir aus}

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»Rachel?«
Einige Momente lang blieb ich wie angewurzelt auf der Stelle stehen, bis ich bemerkte, dass es zwecklos war. Jake hatte mich bereits gesehen, daran konnte ich nichts mehr ändern, so gern ich es in diesem Moment auch wollte. Seitdem ich mich von Dan vor drei Wochen getrennt hatte, habe ich Jake kaum gesehen. Ich wusste nicht wo er war und was er trieb, nicht einmal auf der Arbeit bekam ich ihn zu Gesicht. Lediglich die paar Male, die er doch noch in der Schule auftauchte, sah ich ihn, wenn wir uns auf dem Schulflur begegneten. Anfangs dachte ich, dass Jason und Jake sich zerstritten hatten, immerhin verbrachten sie sonst immer ziemlich viel Zeit zusammen bei uns daheim. Das letzte Mal, dass ich ihn bei uns gesehen hatte, war als Dad vor unserer Tür stand. Dann bekam ich mit, dass sie noch immer viel Zeit miteinander verbrachten, nur eben nicht mehr bei uns. Es war also nicht so unwahrscheinlich, dass er lediglich versuchte mir aus dem Weg zu gehen. Und jetzt stand ich hier, völlig durchnässt vor seiner Tür. Ich mochte mir erst gar nicht vorstellen, wie verzweifelt ich wohl ausgesehen haben muss, als er die Tür geöffnet hatte. Die Vermutung die ich hatte, dass er versuchte mir aus dem Weg zu gehen, hatte in mir ziemlich viele Zweifel aufgeworfen. Ich wusste nicht, ob das was Dan gesagt hatte, stimmen konnte, doch nach den vergangenen Wochen zweifelte ich immer mehr daran.
»Was machst du hier?«, setzte Jake hinten dran, als ich noch immer kein Wort von mir gegeben hatte.
»Jason hat mir alles erzählt, darüber dass er Ben aufgesucht hat, dass ihr ihn gesucht habt. Nur möchte er mir seine Adresse nicht geben und ich dachte du würdest mir vielleicht helfen.« Hoffnungsvoll blickte ich ihn an, darauf bedacht, meine Zweifel nicht ganz zu offenbaren.
»Rachel« Er atmete schwer aus und richtete kopfschüttelnd den Blick von mir auf den Boden ab.
»Es tut mir leid-« Enttäuscht lachte ich und unterbrach ihn kopfschüttelnd.
»Nein, ist schon in Ordnung Jake! Ich weiß auch nicht warum ich gedacht hatte, dass ausgerechnet du mir helfen würdest. Ich hätte erst gar nicht herkommen sollen«, sagte ich enttäuscht und ein wenig pampig, immerhin war ich nun noch mehr verzweifelt, als ich es ohnehin schon war.
»Rachel warte, du hast mich doch noch gar nicht ausreden lassen«, rief er mir hinterher als sauer Richtung Aufzug stampfte. Natürlich blieb ich nicht stehen um mir irgendwelche Gründe dafür anzuhören, ich weiß er und Jason sind beste Freunde, also warum sollte er ihn hintergehen nur um mir zu helfen? Das Ganze hat mich so rasend gemacht, dass im Endeffekt der Aufzugknopf daran glauben musste, denn ich unzählige Male drückte, als ob es dadurch schneller gehen würde.
»Du sollst warten habe ich gesagt!«, unterbrach Jake mich, als er mich erreicht hatte und mir den Weg mit seinem Arm versperrte. Augenverdrehend schlüpfte ich unter seinem Arm durch, als sich die Türen des Aufzugs öffneten. Doch noch bevor ich komplett im Aufzug stand, stellte er sich erneut vor mich, nur dieses Mal mit einem breitem Grinsen auf den Lippen, ehe er mich über seine Schulter schmiss. Ich trommelte ihm auf dem Rücken rum und befahl ihm mich runter zulassen, doch stattdessen lief er in sein Appartement und schloss die Tür hinter uns. Nachdem er mich wieder auf dem Boden abgesetzt hatte, lehnte er sich an die Appartmenttür, damit ich auch ja nicht abhauen konnte, noch ehe ich ihm zugehört hatte.
»Was gibt es da noch zu sagen, Jake? Du willst mir nicht helfen, die Sache ist also erledigt, also lass mich verflixt nochmal vorbei!« Nicht wissend wie ich mir helfen sollte, versuchte ich ihn von der Tür zu schieben, vergebens. Trotzig ließ ich mich mit verschränkten Armen vor der Brust gegen die Wand fallen und wartete darauf, dass er nun endlich sagte, was er zu sagen hatte, damit ich hier so schnell wie möglich wegkonnte.
»Und ich habe dir gesagt, dass ich noch nicht zu Ende geredet hatte. Ich habe mich nicht entschuldigt, weil ich dir nicht helfen wollte, Rachel. Ich habe mich entschuldigt, weil ich dafür verantwortlich war, dass Ben vor eurer Tür stand und ich nicht geahnt hatte, dass du dir daraus solche Hoffnungen machen würdest.« Er blickte mich von der Seite an und wartete auf eine Reaktion meinerseits, aber ich verstand es noch nicht.

»Wie meinst du das?« So langsam baute sich der Zorn, den ich soeben noch auf ihn verspürt hatte, ab. 

»Ich empfand es als unfair, dass Jason dich nicht einweihen wollte, also bin ich nochmal zu Ben gegangen, nur diesmal alleine. Ich habe versucht auf ihn einzureden, dass er euch eine Erklärung schuldig wäre und dann habe ich ihm eure Adresse hinterlassen. Das war jetzt einige Wochen her und ich hatte auch nicht mehr damit gerechnet, dass er es tun würde. Aber was auch immer der Grund dafür war Rachel, ich möchte nur dass du weißt, dass er wirklich entschlossen gewirkt hatte, als er Jason damals gesagt hatte, dass er kein Teil eures Lebens sein möchte.« Sein Blick schien traurig, aber nicht aus Mitleid, es schien eher ein schuldiger Blick zu sein. Bereute er seine Entscheidung etwa?

Ever afterWhere stories live. Discover now