57 - Apologize

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Ich saß in einem kleinen Boot und bewegte mich langsam rudernd über die Wolken hinweg. Als ich nach unten blickte, purzelte ich Hals über Kopf nach unten. Rasend schnell fiel ich auf die Erde zu, doch ich verspürte keine Angst mehr. Als ich aufprallte, konnte ich auch keinen Schmerz ausmachen. Neugierig sah ich mich um. Eine Wüste. Aber ich fühlte mich Zuhause und geborgen. Ich gehörte hier hin. Instinktiv streckte ich meine Hände in den warmen Sand und zog sieben faustgroße Steine heraus. Bestimmt stapelte ich sie aufeinander, als hätte ich schon von vornherein einen genauen Bauplan gehabt. Nachdem ich fertig war, betrachtete ich befriedigt mein Werk, um mich dann entspannt auf den Rücken zu legen, genau neben meinen Steinhaufen. Ich blinzelte in die energiereichen Sonnenstrahlen und war fast siegessicher, als ich plötzlich einen Sog unter mir spürte. Der Sand zog mich hinab in eine erstickende Dunkelheit. Panisch trapelte und schlug ich um mich, als plötzlich eine Stimme sagte:

"Wach auf Frieda!" Ich riss überrascht die Augen auf und wusste nicht genau, wo ich mich befand. Die Grenzen meines Traumes und der Realität flossen noch ineinander und mein Gehirn brauchte einige Zeit, um sich zu ordnen. Jungkook blickte besorgt auf mich hinunter. Ich rieb mir intensiv über die Augen, bis ich wieder im Hier und Jetzt angekommen war. "Bist du etwa aus dem Bett gefallen?" Ich drehte den Kopf nach rechts und links. Stimmt ja, ich war in Jungkooks Bett eingeschlafen. Aber ich befand mich nicht mehr in diesem, sondern auf dem harten Boden der Tatsachen. "Sieht so aus.", gab ich trocken zu und richtete meinen Oberkörper auf. "Wie spät ist es?", wunderte ich mich, als ich bemerkte, dass die anderen Jungs nicht mehr hier waren. "Spät." Jungkook warf einen Blick auf sein Handy, welches er aus der Jeanstasche zog. "Elf Uhr fünfundvierzig." "Oh my ...", gab ich von mir und sprang mit der Energie eines Kängurus auf. "Halb so wild. Immerhin befinden wir uns, wie du ja selbst gesagt hast, noch mindestens einen Woche auf diesem Schiff.", winkte Jungkook ab, "Eigentlich hätte ich dich auch noch länger schlafen lassen, aber als ich nach dir schauen wollte, hast du wie wild auf dem Boden rumgezappelt." Meine Augen wandten sich von dem gut gebauten Asiaten ab, der heute morgen nur eine blaue Jeans und ein lockeres schwarzes Unterhemd anhatte und ich errötete ein bisschen, als mir alles klar wurde, was geschehen war. "Sorry für die Umstände ...", begann ich, aber Jungkook schüttelte nur den Kopf. "Alles gut. Ich muss mich entschuldigen." "Wofür?" "Weil ich gestern Abend so kalt zu dir war. Das ist sonst gar nicht meine Art." Er lächelte entschuldigend und ich lächelte zurück. Wie ich erwartet hatte. Um drei Uhr nachts war es total verständlich, dass man nicht so ganz sozial war. So wie jetzt gefiel mir Jungkook viel besser. Vielleicht ein bisschen zu sehr. Er erinnerte mich ein wenig an John, aber gleichzeitig auch nicht. Ich musste mich wirklich zusammen reißen, wenn ich John treu bleiben wollte, bei all den atemberaubenden Typen.

Ich war zurück in mein Zimmer gegangen, um mich frisch zu machen. Auch Juzu war nicht auffindbar. Ich machte mir ein bisschen Sorgen, was Juzu wohl dachte, weil ich die Nacht in Jungkooks Bett verbrachte hatte. Eigentlich war ich auch nicht so der Bettflüchter. Zugegebener Maßen hatten mich diese Zeiten aber wahrscheinlich sehr verändert. Als ich mir meinen violetten Pullover mit der silber-Glitzer-Aufschrift "It's too late to apologize" überzog, kam mir ein sehr dummer Gedanke. Was, wenn John und ich uns auseinander gelebt hatten? Was, wenn ich zurück kam und die sonstige Magie verschwunden war? Ich fand die BTS Jungs zwar sehr anziehend, aber John wollte ich unter keinen Umständen verlieren. "Stör ich?" Ich zuckte dermaßen zusammen, dass Juzu, die plötzlich in der Tür aufgetaucht war, mir einen besorgten Blick zuwarf. "Ich habe dich nicht kommen hören.", erklärte ich schnell, "Komm doch rein." Juzu schloss die Tür hinter sich, als sie eintrat. Zu meiner Erleichterung verlor sie kein Wort über meine Nachtwanderung. "Ich habe heute morgen einen Kiba getrunken.", berichtete Juzu. Sie war wieder in ihre unsichere Art zurückgefallen, aus der ich sie gestern Abend das erste Mal gelockt hatte. "Pass auf, dass es dir nicht irgendwann aus den Ohren rauskommt!", warnte ich gespielt locker und lächelte so warmherzig, wie es mir möglich war. "Keine Sorge.", grinste Juzu. Sie ging zu ihrem Bett und kramte einen Jacke aus ihrem Schrank. "Hoseok und ich gehen an Bord und die Matrosen haben gesagt, es ist heute kalt.", erklärte sie, als sie meinen fragenden Blick sah. Erst wollte ich anbieten, mitzukommen, aber dann biss ich mir auf die Zunge. Ich wettete, Hoseok wollte auch mal Juzu allein für sich haben. "Wo sind die anderen?", fragte ich noch schnell, als Juzu am Gehen war. "Ähh also Taehyung und Jimin sitzen noch in dem Essensraum, Jin in seinem Zimmer und Yoongi und Namjoon habe ich heute noch nicht gesehen." "Ok." Ich konnte schon ahnen, wo Yoongi und Namjoon waren. Ich entschloss mich, nichts mehr bis zum Mittag zu essen, sonder die beiden zu besuchen.

"Annyeong meine beiden Songwriter!", rief ich und riss die Tür zu Sugas und RMs Zimmer auf. Der Leser warf fast seinen Laptop in die Luft, über dem die beiden ihre Köpfe zusammengesteckt hatten. Yoongi verdrehte nur die Augen, aber Namjoon wünschte mir einen guten Morgen, sobald er sich wieder eingeholt hatte. "Darf ich mich zu euch setzen?", fragte ich bittend. "Klar!", antwortete RM und ich erwartete schon eine Widerrede von Suga, aber er rückte wortlos ein Stück beiseite, sodass ich mich zwischen die beiden quetschen konnte.

Ja, es war eigentlich alles wie früher, aber trotzdem war die Erinnerung an meinen Traum und die Sorge über die Ankunft in Deutschland noch längst nicht verflogen, als RM mir erklärte, wie er das Lied aufbaute.

- Juzu POV -

Mit klopfendem Herzen stieg ich die Treppen bis an Bord hoch. Als ich aus der Tür trat und blinzelnd versuchte, meine Augen an das grelle Sonnenlicht zu gewöhnen, erblickte ich schon seine Silhouette. Der dünne, aber überaus sportliche Körper, das rot gefärbte Haar ...
Das Gefühl der liebevollen Wärme lehrte sofort in meinen Bauch zurück und ungelenk trat ich auf ihn zu. Sobald Hoseok mich bemerkte, lächelte er über das ganze Gesicht und ich lächelte zurück. Es war noch so ungewohnt, als er mich zur Begrüßung in die Arme nahm und mir einen sanften Kuss auf die Stirn gab. Sofort fühlte ich mich zu Hause. Es fühlte sich an, wie ein Wiedersehen nach Jahren, dabei hatten wir erst vor kurzem zusammen Frühstück gegessen. "Wie geht es Frieda? Schläft die immer noch?" Ich schüttelte den Kopf. "Sie ist aufgestanden und ich glaube, sie besucht jetzt irgendwelche Member. "Typisch. Entweder schläft sie oder sie hängt mit jemanden von uns rum." Obwohl Hoseok das so neutral gesagt hatte, verspürte ich einen kleinen Funken Eifersucht. Wie kindisch. Ich ließ mir es nicht anmerken, sondern sah in den blaugrauen ewig weiten Himmel. Es war arschkalt, obwohl die Sonne schien und es keine Wolken gab. Wahrscheinlich war die Luft über Nacht ausgekühlt und die See machte es natürlich nicht besser. "Wenn wir in Deutschland sind, dann müssen wir dir und Frieda wirklich wieder Handys kaufen. Wenn ihr irgendwie verloren geht oder so, wäre das sonst echt unpraktisch.", meinte Hoseok. "Können sie dann nicht unsere Koordinaten und so ausspoinieren?" "Die anderen Member haben auch alle ihre Handys noch. Friedas ist ja aus Versehen kaputt gegangen und deins wäre wegen der Polizei zum Problem geworden." Er überlegte kurz. "Ich werde dir deins kaufen, also über meinen Namen. Das ist am sichersten." Ich nickte und blickte nun auf die See. Heute machte der Wind etwas größere spitze Wellen, aber das war noch kein Problem. "Hast du Angst?", fragte mich Hoseok plötzlich?" "Hm?" Dann verstand ich, was er meinte, schüttelte aber den Kopf. "Nicht, solange du bei mir bist." Hoseok lachte leise. "Ich liebe dich.", antwortete er dann. "Ich liebe dich auch."

Ein Matrose, ein kleiner Mann mit kahl rasiertem Kopf, kam auf das Deck gehastet und fragte einen anderen, wo der Elektriker sei. Ich runzelte die Stirn und auch Hoseok trat zu den beiden. "Was ist denn los?", erkundigte er sich scheinheilig. "Es gibt ein Problem am Motor."

Wortzähler: 1358 Wörter
Ja ich weiß, alle lieben diese Enden, aber das Kapitel ist auch ganz schön lang geworden mit dem Traum und so. Von daher: Hier habt ihr einen Cliffhänger. Bitteschön >:3

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