46 - Another Day

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"Jung Hoseok, die wollen mit Dir reden!" Alle Blicke richteten sich auf Hoseok, der ein wenig überrascht dreinblickte, als könne er sich nicht vorstellen, dass jemand etwas von ihm wollte. Er stand langsam auf und ich bemerkte im Augenwinkel, wie seine Beine zitterten. War er nervös? Ich wurde nicht aus seinem Verhalten schlau. Dann verschwand er hinter der Tür und schloss sie leider hinter sich. Zu gerne hätte ich gewusst, wer da mit Hoseok sprechen musste. Man hörte die Stimmen leise durch die Tür, aber verstehen konnte ich nichts. Zu meiner Enttäuschung fingen die anderen im Raum wieder an, sich zu unterhalten und ich streckte mich nur noch seufzend auf dem Boden aus, den Blick unbewusst an die Decke gerichtet. "Geht es dir gut?", fragte mich eine besorgt. "Geht so." Ich war noch nie der Fan von Lügen gewesen. Aber ein wenig untertrieben war meine Antwort trotzdem.  Ich hing durch, sosehr, dass ich mir richtig vorstellen konnte, auf einer Schaukel zu sitzen, die schon fast auf dem Boden aufkam.

Die da draußen brauchten mir eindeutig zu lange. Die anderen Tänzer scharrten schon mit den Hufen und auch ich wurde ungeduldig. Deshalb stand ich auf und huschte nach draußen.
Verblüfft fand ich mich gegenüber Hoseok, drei fremden Männern und einer europäischen Frau wieder. "Annyeong.", stammelte ich und wandte mich ein wenig panisch an Hoseok, "Ä-ähm, kommst du? Wir wollen weitermachen." Er deutete den anderen, kurz zu warten. Wir verschwanden nach drinnen. "Ich kann jetzt nicht, Juzu. Das ist wichtig." Ich spürte den Drang in seiner Stimme, aber ich runzelte nur die Stirn. "Ich glaube-" Er stockte und schien zu überlegen. "Ich glaube, ich steige aus." "Wie, du steigst aus?" "Ich kann nicht mit nach Amerika. Ich muss meinen Freunden helfen." "Ach, und ich bin nicht deine Freundin?!" Er sah mich kurz an, fast eisig erwiderte er: "Nein." Im selben Moment fiel sein Gesicht förmlich herunter und ich schluckte hart. Hoseok drehte sich auf der Stelle um und ich ließ ihn gehen. Es war, als hätte er mir in den Bauch geschlagen. Und jetzt war er weg. Ich lief ihm auch nicht nach.

Benommen meisterte ich irgendwie den Tag und weinte allein in dem Badezimmer meiner Wohnung. Die Managerin hatte gesagt, für Hoseok war sicher ein Ersatz zu finden. Ein Ersatz? Natürlich war mir bewusst, dass es um den Tänzer ging, aber mir ging es hier um einen Freund. Hatte ich ihn wirklich verloren? Und warum war er auf einmal so? Hatte er mich ausgewechselt? Oder hatte ich ihn wirklich so sehr verletzt, weil ich nicht gekommen war? Warum?

- Zeitsprung -
Die Zeit verging grausam langsam, wie dickflüssiger Honig schien sie nur zu tropfen. Und doch erhielt ich ein paar Tage darauf eine unerwartete Nachricht.

Hoseok: Hey Juzu, ich habe die Managerin schon kontaktiert. Ich werde beim nächsten Konzert dabei sein.

Eigentlich wollte ich wütend auf Hoseok sein, da er mir solche Sorgen bereitet hatte, aber ich konnte das Gefühl der Erleichterung nicht unterdrücken. Er kam wieder! Ich biss mir erneut leicht auf die Lippe. Er kam wirklich wieder!

Ich saß in einem dieser langweiligen Räume und bereitete mich auf meinen Auftritt vor, als Hoseok leise hinein kam und die Tür hinter sich schloss. Ich sah auf, als ich mir meine für heute von meiner Designerin ausgesuchten Kniestümpfe hoch zog. "Juzu.", war das erste Wort, das er sprach und dann hielt er mir einen kleinen, aber niedlichen Strauß Blumen ins Gesicht. Ich ließ meine Socke los und wurde leicht rot. "Äh ... äh danke? Womit-?" "Als Entschädigung dafür, dass ich so plötzlich verschwunden bin." "Aber ... das wäre doch nicht nötig gewesen.", stotterte ich, "Naja, obwohl du mich wirklich irritiert hast." Hoseok grinste leicht und ich konnte diesen Ausdruck nicht wirklich deuten. "Entschuldigst du mich kurz? Ich muss der Managerin auch noch einen Strauß geben, immerhin ist es echt riskant gewesen, sodass sie mich hätte rauszuschmeißen können." Und schon war er wieder weg. Ich betastete leicht die pastellgelben Blüten. Irgendwie hatte ich gehofft, er hätte NUR MIR einen Strauß gegeben. Sogleich schüttelte ich aber den Kopf über mich selbst. Er war Jung Hoseok, der zwischen niemandem einen Unterschied machte, sondern einfach so viel zu nett war. Was hatte ich mir eingebildet, er würde auf mich stehen? Wer würde schon auf mich stehen? Ich seufzte und machte mich allein bereit für den Auftritt.

- J-Hope POV -
Juzu sah ziemlich unglücklich aus, als wir uns auf dem Weg zur Bühne befanden. Sie war zwar oft in sich gekehrt und ich hatte nicht das Gefühl, dass sie außer mir wirklich Freunde hatte, aber trotzdem schien sie etwas sehr getroffen zu haben. Trotzdem lieferte sie ihren Auftritt gut ab. Genau, wie man es ihr angeordnet hatte. Sie sang die Lieder fremder Leute und tanzte nach dem Rythmus eingeübter Bewegungen. Im K-Pop musste alles perfekt sein und Juzu war perfekt. Ich tanzte mir die Seele aus, wenn ich hinter ihr stand, als ob es ihr irgendwie helfen würde. Pflegte sie es nicht immer, zu sagen, sie hasse Lügen? Wie irrsinnig. Sie log sich selbst an und das seit ich sie kannte. Einzig und allein glänzte Juzu frei von Sorgen, wenn sie Freestyle tanzte oder beim Styling leise die Lieder sang, die sie singen wollte. Juzu lächelte ihre Fans so unbefangen an, aber sie war so traurig. Ich hätte sie gerne umarmt oder ...

"Herr Jung, hören Sie mir zu?" Ich sah auf und in das Gesicht der Managerin. Das Konzert war vorbei und alle rafften langsam ihre Sachen zusammen. "Entschuldigen Sie bitte.", erwiderte ich schnell. "Sie haben trotz des fehlenden Trainings gut mitgehalten. Allerdings sollten Sie sich für die Auftritte in Amerika unbedingt die Haare noch einmal färben lassen." Ich nickte nur und verabschiedete mich von der Managerin.

- Juzu POV -
Ich sah Hoseok gehen und hastete ihm hinterher. "Hoseok! Warte!" Zum Glück hörte er mich und drehte sich noch einmal um. "Hast du heute Abend schon was vor?" Er hob überrascht meine Augenbrauen. Normalerweise stellte er mir diese Frage. "Nein.", antwortete er und sah mich fordernd an. "Tut mir leid, dass ich letztens nicht gekommen bin." "Es hat gestürmt.", meinte er, aber ich schüttelte heftig den Kopf. Das war kein Argument. Ich biss mir auf die Lippe, da ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Ich nahm ihn nur an der Hand und zerrte ihr leicht hinter mir her.

Wortzähler: 1050 Wörter
Mach euch gefasst auf ein bisschen Fluff ^^

ƒօɾցօԵԵҽղ | втѕWhere stories live. Discover now