21 - Ein minziger Morgen

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Ich hatte einen Kater. Das war mein erster seit drei Jahren und ich fügte dieses Datum in meinen Gedanken in mein persönliches Guinness Buch der Rekorde hinzu, da ich eigentlich nie viel trank. Ich war wach geworden, weil es im Zimmer unendlich hell war. Mit zusammengekniffenen Augen lugte ich zum Fenster. Anscheindend hatte ich gestern einfach vergessen, die Vorhänge zu schließen. Mein Kopf gab mir das Gefühl, nur 10 Minuten geschlafen zu haben und als ich aufstand und an mir herunter sah, musste ich feststellen, dass ich noch meine Sachen von gestern anhatte. Ein wenig schwindelig war mir außerdem. Da fiel es centweise, was gestern passiert war. Unbewusst fasste ich mir an die Lippen, als könnte ich dort die Spuren des gestrigen Kuss noch anfinden. Übers Äußerste verwirrt griff ich mir wahllos ein paar frische Sachen und verschwand im Bad, um mich kalt zu duschen, was mich ein wenig wacher werden ließ.
Wie spät es wohl sein mochte? Ich besaß seit dem Tag, an dem ich fast ertrunken war, kein Handy und in meinem Raum hing auch keine Uhr. Nach der Sonne zu urteilen ging es vielleicht auf zehn. Seltsam, wenn man keine Zeit hatte, an der man sich orientieren konnte. Gleichzeitig genoss ich das Gefühl ein wenig, frei von dem ständigen Ticken eines Sekundenzeigers den Morgen angehen zu können.

Erfrischt entschied ich mich, raus zu gehen, um V oder RM zu finden. An Jimin konnte ich im Moment nicht denken, ohne meine Gedanken zu verknoten. Ich hatte eine minzgrüne luftige Bluse gewählt, über die ich meine weiße Strickjacke zog, weil es morgens immer noch kalt war, und einen Jeansrock. Dann stellte ich fest, dass ich Jin oder einen seiner Mitarbeiter so bald wie möglich nach einer Waschmaschine fragen müsste, weil ich schon fast alle meine Sachen, die ich mitgenommen hatte, angetragen hatte. Vielleicht war er ja schon zurück gekehrt.

Während ich aus dem Haus trat, richtete ich meinen Dutt. Die Luft empfing mich mit einem kühlen Wind und ich war erleichtert, meine Strickjacke mitgenommen zu haben. Ich ging davon aus, dass ich von allen am längsten geschlafen hatte und die anderen schon längst beim Frühstück saßen.

Auf dem Pool lagen abgefallene herzförmige Blätter und trieben langsam in der morgigen Brise über das klare Wasser, sodass sie klitzekleine Wellen erzeugten. Ich blieb kurz stehen, um sie zu betrachten. Die frische Luft und der feine Duft von Chlor und Natur hatten meinen Kater fast ganz abklingen lassen, als ich meinen Weg fortsetzte.

Ich hatte recht gehabt. Die anderen saßen im Wintergarten, genau wie gestern, und vertilgten ihr Frühstück. Ich gesellte mich zu ihnen, während ich Jimin keines Blickes würdigte. "Guten Morgen.", winkte ich, als ich eintrat. RM nickte mir zu und V fragte: "Wo warst du die ganze Zeit? Nachdem du gegangen bist, haben wir nichts von dir gehört." "Ich ähm ..." Ich stockte. Zum einen war ich froh, dass Jimin den anderen nichts von unserem nächtlichen Roundevous erzählt hatte, aber zum anderen hatte ich keinen Plan, was er ihnen stattdessen erzählt hatte und mir war bewusst, dass V und RM stutzen würden, wenn unsere beiden Erzählungen nicht kongruent waren.
"Ich kann mich ehrlich gesagt nicht erinnern, weil ich gestern ein bisschen zu viel Intus hatte.", redete ich mich raus. "Jimin hat erzählt, dass er dich in deinem Zimmer schlafend gefunden hat.", informierte mich V. Mein Blick huschte zu Jimin, doch ich schaute genauso schnell wieder weg, weil sein Anbick meinen Kopf zu einer Achterbahn mutieren ließ.
"Ah ok.", stotterte ich, "Dann bin ich wohl gleich wie ein Stein ins Bett gefallen nach den stressigen letzten Tagen." Ich hoffte inständig, dass ich trotzdem überzeugend wirkte. Die anderen schienen sich jedenfalls damit, ganz zu meiner Erleichterung, zufrieden zu geben und ich flüchtete regelrecht an das Buffet.

Wir saßen beim Essen und im Augenwinkel beobachtete ich, wie sich Jimin geschickt mit seinen zwei Stäbchen Rührei in den Mund schaufelte. Ich für meinem Teil hatte gar keinen Appetit. Auch die anderen schwiegen und mich beschlich die ganze Zeit das Gefühl, dass RM und V etwas ahnten.

Plötzlich klingelte ein Telefon und ich fiel vor Schreck fast vom Stuhl. V warf mir einen entschuldigen Blick zu und fischte sein Handy aus der Hosentasche. Er ging ran und sprach etwas auf Koreanisch. Er hörte der Person auf der anderen Seite der Leitung aufmerksam zu und man konnte sehen, wie seine Mimik einen überraschten, aber erfreuten Ausdruck annahm. Er sagte noch ein paar Worte, bevor er auflegte und uns mit geheimnisvollen Blick anblinzelte.
"Ratet."
"J-Hope hat Juzu Chung einen Heiratsantrag gemacht?", lachte Jimin, aber V ignorierte ihn.
"Jin war es nicht, oder?", fragte RM.
V schüttelte den Kopf. "Sag schon!", drängte ich ihn. V holte tief Luft und fing dann an, zu erzählen, was J-Hope ihm gerade preisgegeben hatte.

- J-Hope -

"Färben Sie Ihre Haare mal wieder nach, Herr Jung!", hatte der Manager gesagt und mir einen Friseur Termin auf's Auge gedrückt.
Da saß ich nun, extrem ungeduldig, und blätterte nervös in einer Modezeitschrift herum, während ich auf die Frisöse wartete. Eigentlich las ich gar nicht richtig. Meine Augen huschten nur planlos über die grausam bunten Seiten voller nutzloser Texte. Dann blätterte ich weiter. Hatte das Vorige schon längst vergessen. Die Frisöse holte gerade die richtige Farbe - wieder ein rötliches Orange. Viel lieber wäre ich jetzt bei Juzu oder bei den Jungs. Aber meine Pflichten hatten mich in diesen unbequemen, nämlich viel zu weichen Sessel, gedrückt. Die klebrige Hitze des Salons kletterte unter mein T-Shirt und ich begann, leicht zu schwitzen. Erneut blätterte ich um. Ein Föhn wurde angeschaltet und blas lautstark durch den Raum. Zum hundertsten Mal blätterte ich um. Dann hielt ich inne und ging noch mal auf die letzte Seite zurück.
Der stattliche junge Mann, der dort abgedruckt war und einen braunen, sehr elegant geschnittenen Sacko trug, war niemand anders als Jeon Jungkook! Ich traute meinen Augen nicht.
Schnell zückte ich mein Handy und vergewisserte mich im Internet.
Dann rief ich ohne Umschweife Taehyung an, auch wenn die Frisöse gerade zurück kehrte.

- Frieda -
Ich kletterte vor Aufregung fast über den Tisch, als V alles erzählt hatte. "Goal.", triumphierte dieser und RM neben mir klatschte erfreut in die Hände. "Jetzt müssen wir nur noch heraus finden, was mit Jin und Suga ist ..."

-

"Ich hatte keine Chance. Die lassen mich nicht mit Suga sprechen ..." Jins sorgenvolle Stimme drang durch das laut gestellte Telefon vor uns auf dem Pooltisch. "Sie haben wahrscheinlich dafür gesorgt, dass ich nicht an ihn ran komme." Man hörte ihn seufzen, bevor er etwas motivierter hinzufügte: "Aber da wir jetzt erstmal Jungkooks Spur haben, werden wir wohl oder übel erst mal unser Baby mit ins Boot holen. Wie steht's mit J-Hope? Hat er noch einen Auftritt oder so?" "Ne", antwortete RM, "Erstmal hat er frei. Wir müssen bloß gucken, wie wir unbemerkt aus Korea kommen." "Das schaffen wir schon.", zuckte ich mit den Schultern. "Lasst uns hoffen. Erstmal ..." Ein plötzliches lautes Geräusch kam aus dem Telefon und ich zuckte zusammen. Dann hörte man Jin fluchen. Aufgeregte Stimmen folgten, aber keiner von uns legte auf. "Jin?", fragte Jimin laut und seine Stimme spiegelte leichte Panik wieder. "Ah scheiße.", hörte ich Jin aufgebracht fluchen und war froh, seine Stimme zu hören. "Was ist passiert? Oder was passiert da gerade?" "Ich nehme mal an, ich nerve sie. Sie haben gerade versucht, mich durch einen Autounfall außer Gefecht zu setzen." Ich atmete scharf ein. Wie konnte Jin das so leicht hinnehmen?! "Wie geht es dir?", erkundigte sich RM zurecht besorgt. "Alles gut. Nichts passiert. Ich bin noch rechtzeitig von der Straße gestolpert." "Eins ist klar.", erklärte V und sah ernst in die Runde, "Wir müssen schnell machen! Sie werden gefährlicher." Wir nickten gleichzeitig und ich ballte meine Hand zur Faust.

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Und sonst: Man sieht sich!

ƒօɾցօԵԵҽղ | втѕWhere stories live. Discover now