97 - Ein Monat später

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- Frieda -

Ich stand auf dem Balkon und rauchte eine Zigarette. Der graue Rauchfaden tat sich nur leicht vor dem grauen Herbsthimmel hervor, der über der Stadt lag. Straßengeräusche drangen zu mir empor, Motoren grölten durch die Häuserschluchten, ein Hund kläffte aufgeregt, das übliche Jaulen eines Krankenwagens schallte von ein paar Kreuzungen entfernt durch das ganze Viertel bis zu mir und irgendein Autofahrer hupte entnervt im Verkehr. 

Ich zog noch einmal an der Zigarette und schloss kurz die Augen. Ich fühlte mich mal wieder total ausgelaugt, als wäre ich einen Marathon gelaufen ... vielleicht war ich das ja auch, nur mental. 
Hinter mir hörte ich das leise Schaben der Glasschiebetür. Ich drehte mich nicht um, das musste ich auch nicht, denn im selben Moment legten sich sanfte, altbekannte Arme um meine Hüfte.
"Guten Morgen, Jimin.", säuselte ich mit rauer, morgendlich belegter Stimme. "Guten Morgen, Frieda", flüsterte er neben meinem Ohr, dabei war er so nahe, dass seine Lippen mich leicht berührten. "Das kitzelt", giggelte ich leise.
Jimin strich meine Haare zur linken Seite und begann, zärtlich meinen Nacken zu küssen. Ich schloss meine Augen und lehnte meinen Kopf automatisch ebenfalls nach links, um ihm ein größeres Feld zu bieten, das er liebkosen konnte.
Leider hörte er nach einer Weile auf und nahm die Zigarettenschachtel vom Tisch, um sich selbst eine herauszuziehen. Ich überreichte ihm wortlos das Feuerzeug. Es schnappte neben mir und kurz darauf schlängelte sich eine weitere dünne Rauchwolke hinauf in den bewölkten Himmel.

"Wie spät ist es?", wollte er nach ein paar Zügen wissen.
"Halb elf." Ich schüttelte den Kopf, verblüfft darüber, wie jemand so verpeilt und verlottert sein konnte wie Park Jimin.
"Hat sich Yoongi schon gemeldet?", erkundigte er sich weiter und trat näher zum Balkongeländer.
"Yes. Schon vor einer Stunde. Sie kommen zum Mittag wieder. Und wenn sie wie versprochen mit den fertigen Pre-Recordings zurück kommen, dann gehen wir aus, mal was richtig teures mampfen nach all dem halbwarmen Buffet-Fraß."
Jimins Gesicht leuchtete bei dem Gedanken auf, bis ihm Zweifel kamen: "Ausgehen?"
Ich nickte.
"Nach all den schlechten Erfahrungen-"
Ich seufzte und zog ein letztes Mal, bevor ich meinen Zigarettenstummel ausdrückte.
"Nur ein Mal, nur ein verdammtes Mal. Ich bin den ganzen Zirkus und jede einzelne Wand dieses Hotels so leid ... es fühlt sich schon an, als würden sie jeden Tag drei Zentimeter verrutschen und mich noch mehr einengen, als sie es jetzt schon tun."
Jimin duckte sich ein wenig, so als würde er mein Meckern damit eindämmen können.
"Du weißt, wie sehr ich dich ... uns alle von unnötigen Risiken bewahren will.", murmelte er immer noch nicht überzeugt und beugte sich über das Geländer, um auf die Nebenstraße zu blicken, an der unser Hotel gelegen war.
"Ich weiß, Honey." Ich verschränkte meine Arme, als mir ein wenig kühl wurde.
Jimin trat vom Geländer zurück und blinzelte mich prüfend an.
"Ich kann das Buffet auch nicht mehr ausstehen, glaub mir. Immer das gleiche ... das sägt uns allen glaube ich gewaltig am Nerv."
"Also ... riskieren wir es?", hakte ich nach.
Jimin runzelte die Stirn. Dann besah er mich noch einmal von oben bis unten und konnte das befriedigte Lächeln, dass sich dann immer auf seine Lippen stahl, auch diesmal nicht verbergen.
Er liebte mich wirklich. Auch wenn es nicht immer einfach war. Aber dieser Mann war einfach zu wunderschön und meine fünfzehnjähriges Ich schmolz bei diesem Lächeln einfach restlos dahin.
"Einmal.", gab Jimin endgültig sein OK, was ihn auch immer in diesem Moment zur finalen Entscheidung gebracht hatte.
Ich spürte, wie meine Mundwinkel sich erleichtert nach oben schoben.
"Unter einer Bedingung!", rief Jimin mit ernster Miene, die mir sofort wieder himmel Angst machte.
"Was denn?", erfragte ich nervös.
Jimin hingegen antwortete zunächst nicht, sondern drückte erst tiefenentspannt seine Zigarette aus.
Er streckte sich ausgiebig.
Ich war kurz davor, ihn entnervt anzumachen, er solle mich nicht so auf die Folter spannen, als er mich frech angrinste und forderte: "Du ziehst das Kleid an, was ich dir gekauft habe."
Für einen Moment stand ich wie erstarrt ihm gegenüber, bis ich verstand, was sein Anliegen war.
Ich stieg in das Grinsen mit ein und nickte eifrig. "Sicher doch, sicher doch. Das ist eine zugegebenermaßen geniale Idee." Motiviert schob ich die gläserne Balkontür auf, an der schon wieder tausende Handabdrücke auf Jimins und auf meiner Höhe sichtbar waren.

Jimin folgte mir hinein in die warme Demse, die noch von der Nacht im Zimmer stand. Es roch stark nach ihm, nach seinem unverwechselbaren Parfüm, aber auch nach mir und zusätzlich nach dem dunklen Holz der Möbel. Ich spürte Jimins Hand an meinem Rücken, die mich Richtung Bad schob. Dort, wo seine Hand mich leicht anstupste, kribbelte meine Haut aufgeregt.

Dabei war es schon einen Monat her, dass John uns rausgeschmissen hatte (oder eher gesagt mich) und nun saßen wir hier fest. Jimin und ich hatten uns ein Doppelzimmer genommen und die anderen hatten es stillschweigend hingenommen. Sie verhielten sich allesamt wirklich zurückhaltend und verständnisvoll, ich war ihnen dafür unglaublich dankbar. Es lag vielleicht aber auch daran, dass sie alle ihre eigenen Sachen zu tun hatten. RM, Suga, J-Hope und Jungkook arbeiteten an neuen Liedern für ihr Comeback, Lea und Layan spionierten Jungkook nach ... "ganz unauffällig", Juzu und J-Hope turtelten miteinenander herum wie immer und der Rest überdauerte diese Zeit erfolgreicher als ich dank verschiedenster Methoden.

Im nächsten Augenblick hatten Jimin und ich das Bad erreicht und er setzte mich flink auf die aus schwarzem Marmor geformte Ablage, in die auch das Waschbecken eingebaut war. Seine Hände ergriffen meine Hüfte rechts und links und ich verschränkte meine Beine hinter seinem Rücken. Er beugte sich nach vorne und gab mir einen leidenschaftlichen Kuss. Schmetterlinge spielten verrückt in meinem Bauch und ich schloss die Augen, um das Gefühl vollständig zu genießen. Er streichelte meinen Rücken, während ich seine weichen Haare liebkoste.
Irgendwann stoppte Jimin und lehnte sich ein wenig nach hinten, um mir tief in die Augen blicken zu können, ohne schielen zu müssen. "Ich liebe dich. Ich liebe dich so unglaublich doll, Frieda."
Meine Wangen fühlten sich an, als würde jemand heißes Wasser unter meine Haut gegossen haben. Ich war mir sicher, das Glühen machte sich auch nach außen hin sichtbar. "Ich liebe dich auch, Jimin.", brachte ich heraus.
"Und jetzt", lächelte er milde, "Machen wir dich zur schönsten Frau des gesamten Universums, sodass selbst Schwule ihre Sexualität bereuen."
Ich lachte kratzend. "Schlechter Witz, Liebling. Das musst du noch üben", gab ich meinen Senf dazu.
Jimin schnipste mir gegen die Wange und ich lachte nur frech als Antwort.

Wortzähler: 1085 Wörter
Uhh ich habe es geschafft nach Monaten ... ein neues Kapitel oh my gaaad
Hope u like it <333

ƒօɾցօԵԵҽղ | втѕWhere stories live. Discover now