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Langsam bemerkten auch die andern, dass irgendwetwas nicht stimmte, denn kaum eine Sekunde später kniete Alex vor mir und probierte mich zu beruhigen. Die Betonung liegt auf probierte. Immerhin fühlte es sich so an als würde ich keine Luft mehr bekommen und so einfach geht beruhigen da nicht. "Was ist los hast du dich verschluckt?", Fragte der Notarzt besorgt. Ich schüttelte nur den Kopf. "Krieg keine Luft", brachte ich panisch raus.
"Okay, schau mich an. Atme Mal ganz ruhig, mach mir nach", befahl er und atmete selbst übertrieben deutlich.
Ich probierte es und kurze Zeit klappte es auch, aber mit diesem komischen Gefühl im Hals wurde es nicht einfacher und schneller als mir lieb war schnappte ich wieder nach Luft.
"Ich tippe mal auf einen allergischen Schock. Die Erdnussflips wahrscheinlich", hörte ich Alex zu Phil sagen. Im Hintergrund telefonierte jemand. Wieso sollte ich denn jetzt auf einmal auf Erdnüsse allergisch sein. Ja, ich hab die noch nie oft gegessen, wenn überhaupt nur ein zwei Mal aber da ging es mir doch auch gut. Aber dieses Gefühl war echt scheiße. Was wenn ich jetzt sterbe? Nur wegen so einem doofen Essen.
"RTW ist verständigt", kam dann von Paula die fast erlösende Nachricht. Wäre da nur nicht noch das Problem mit der Luft.
Auf Alex' Versuche mich zu beruhigen reagiere ich schon länger nicht mehr. Ich konzentrierte mich eigenhändig darauf nicht zu sterben um es Mal so auszudrücken. Die Zeit zog sich unendlich lang und je länger das ganze ging, desto mehr Punkte tauchten auch vor meinem Sichtfeld auf. Ist ja auch klar, mein Kreislauf ist dezent überlastet.
Außer die Einschränkungen im Sichtfeld kam dann auch noch der Schwindel hinzu. Das ganze kam mir zu bekannt vor. Schließlich ging es mir vor ein paar Stunden genau gleich. Nur dass ich dort genügend Luft hatte. Von Sekunde zu Sekunde wurde es immer schwärzer, bis ich letztendlich endgültig in die Bewusstlosigkeit abschweifte.

Wie schonmal an diesem Tag wurde ich durch einen Schmerzreiz am Brustbein wieder wach. Das Stimmengewirr um mich herum, welches ich als erstes wahrnahm, ließ mich vorerst nachdenken. Was war überhaupt passiert? Durch das ertasten der Maske, die mir genügend Luft gab fiel mir wieder alles ein. Bei weiterer Musterung meiner Umgebung fiel mir auch auf, dass bereits Sanitäter und eine Notärztin da waren. "Da bist du ja wieder. Wie fühlst du dich?", bergüßte die Ärztin daraufhin lächelnd. Ich zuckte mit den Schultern. Noch fühlte ich mich nicht wirklich in der Lage um meinen Zustand zu beschreiben, ich war so müde. Oder zählt das schon als Zustand? Kompliziert.
"Wir bringen sie in die Klinik. Fährst du mit?", wendete sie sich an Alex, der neben ihr stand. Allen Anschein nach nickte dieser nur. Und schon wieder muss ich ins Krankenhaus. Na super. Ursprünglich hatte ich nicht vor dort so schnell wieder zu landen. Warum muss ich denn jetzt so ne allergische Reaktion bekommen.
"Wenn es dir schlechter geht, dann sagst du Bescheid. In Ordnung?", vergewisserte sich die Notärztin während der Fahrt bei mir. Ich nickte leicht zur Verständnis. Sonderlich gesprächig war ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Aber da war ich wenigstens nicht die einzige. Immerhin hatte die Frau ja auch nur wage zwei Sätze mit mir gesprochen. Ich mochte sie nicht besonders. Zwar war sie freundlich gewesen, aber mein Gefühl traute ihr nicht wirklich.
Die restliche Fahrt zog sich zäh. Ursprünglich hatte ich die Strecke von hier zur Klinik kürzer eingeschätzt, was aber anscheinend nicht der Fall war, wenn man selber im Rettungswagen lag. Irgendwann war aber auch das geschafft und wir wurden im Krankenhaus empfangen. Da derzeit auch ein Arzt Dienst hatte, den ich nicht kannte, war ich ziemlich froh Alex an meiner Seite zu haben. Ohne ihn wär ich bestimmt nicht so ruhig, wie ich momentan bin.
Das einzig positive an dieser ganzen Sache war, dass ich die ganze Zeit nicht an meinen Vater denken musste. Wirklich genossen hab ich das trotzdem nicht und außerdem bin ich ja gerade wieder mit den Gedanken bei ihm. Ich hoffe einfach nur, dass das hier so schnell wie möglich geklärt wird und ich wieder nachhause kann. Obwohl ich wohl bemerkt so nirgends sicher bin, fühle ich mich dort viel wohler, als hier.
Nach weiteren Untersuchungen, die ich nur still über mich ergehen ließ, wurde, mit längerer Diskussion von mir, entschieden, dass ich nicht stationär aufgenommen werden musste. Nach meiner Begründung, dass ich mich während der jetzigen Situation dort wohler fühlte war Alex zum Glück auf meiner Seite. Vielleicht hatte er auch einen kleinen Bonus, da die Ärzte untereinander bekannt waren und auch das Wohnverhältniss bekannt war.
War mir mehr als Recht.
"Also wie gesagt, vorerst schonen und das gesagte essen vermeiden, aber da muss ich mir glaub keine Sorgen machen oder?", Gegen Ende seines Satzes sah der Arzt zu Alex, welcher nur bestätigend nickte.
Also verabschiedeten wir uns und gingen in langsamen Tempo Richtung Ausgang.
"Der Mann hat ne Waffe", kreischte plötzlich ein Frau und rannte panisch an uns vorbei. Blitzschnell schoss mein Blick, der die ganze Zeit am Boden lag, nach oben und sah der bewaffneten Person direkt in die Augen. Sein Blick war unberechenbar und schneller als ich schauen konnte war die Waffe genau auf mich gerichtet. "Komm her!", befahl mein Vater mir streng und mit rauer Stimme. Der Schock lähmte meinen ganzen Körper und ich bewegte mich kein Stück. Beschützend stellte sich Alex vor mich. Da wurde mir wieder klar, wie sehr ich ihn da mit rein ziehe. Das war das, was ich am wenigsten wollte.

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Sorry wenn medizinisch was falsch ist, bin kein Arzt ._.

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//Problemkind Where stories live. Discover now