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2 Stunden noch. Gelangweilt starrte ich aus dem Fenster und sah der Landschaft beim vorbeiziehen zu. Zum Anfang der Fahrt hab ich mich noch mit Phil und Alex unterhalten, aber irgendwann hatte ich keine Lust mehr. Ich dachte nach. Über Gott und die Welt. Mit der hoffnung, dass die Zeit somit schneller vorbei geht. Komplett abgeschweift, merkte ich erst garnicht, dass mich Alex versuchte anzusprechen.  Doch als er mit seiner Hand vor meinem Gesicht rumwedelte zuckte ich zusammen und richtete meinen fragenden Blick auf ihn. "Du hast mir deine Mathe Arbeit ja noch garnicht gezeigt. Herr Schaub hat gesagt, dass ihr sie schon vorletzte Woche zurück bekommen habt. Hast du mir nicht gesagt, dass ihr die noch nicht habt?", erzählte er mit einem manischen Blick. Kalt zuckte ich mit den Schultern und sah wieder aus dem Fenster. Stimmt das hab ich ihm gesagt. Ich hasse Mathe. Das ganze Wochenende hab ich vor der Arbeit mit lernen verbracht und was hat es gebracht? Eine 5+. Kein Wunder will ich sie nicht bei ihm zum Unterschreiben abgeben. Ich hatte einfach Angst vor seiner Reaktion. Wenn ich schon von mir enttäuscht bin, wird er es sicher auch sein. "Darüber reden wir noch", seufzte er leise. Na toll. Ist er enttäuscht? Genau das wollte ich verhindern. Naja egal, ich sollte mich jetzt auf Hamburg freuen. Obwohl ich dafür nicht mehr wirklich in der Laune bin. So eine scheiße. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir dann auch endlich in der Hansestadt an und fuhren Richtung Jugendherberge. Einer der Lehrer stand schonmal auf um eine Durchsage zu machen:"Also liebe Schüler wir sind gleich da. In der Jugendherberge bekommt ihr dann die Schlüssel für die Zimmer. Die Zimmer Einteilung habt ihr ja schon gemacht. Ich würde sagen um 15 Uhr, also in anderthalb Stunden treffen wir uns dann  Gemeinschaftsraum." Von der oberen Etage des Doppeldeckers kamen verrückte Freudenschreie. Typisch meine Klasse. Nachdem der Bus endlich zum stehen gekommen ist und alle ihr Gepäck wieder hatten, könnten wir in die Zimmer gehen. Ich war natürlich mit Eva und Feli in einem vierer Zimmer. Gemeinsam bezogen wir die Betten und unterhielten uns. Doch ein klopfen an der Tür unterbrach uns. "Herein!", riefen wir dreistimmig und mussten dadurch erstmal lachen. Rein kam Alex. "Hey ihr. Alles klar soweit?", fragte er und schloss die Tür wieder. "Jup", antwortete ich ihm fast außer Atem, wegen des vielen lachens. "Kira ich muss kurz mit dir reden, kommst du schnell mit?",bat er mich. Etwas unsicher schaute ich erst zu Feli und Eva und dann zu Alex. "Worum geht's denn?", fragte ich Vorsichtig. "Komm einfach kurz mit raus bitte", wiederholte er sich. Na gut, wenn er so darauf besteht. Ein bisschen Angst hatte ich ja schon irgendwie. Gemeinsam verließen wir das Zimmer und standen nun im Treppenhaus. Zum Glück war hier gerade niemand. Seufzend stand Alex da. Ich glaub er weiß nicht genau wie er jetzt anfangen soll. Mir wurde schon ganz mulmig zu mute. "Es geht um Robin..", fing er an. Sofort schlug mein Herz schneller:"Was ist mit ihm?" Mein Blick ruhte panisch Auf Alex. "Er war in eine Schießerei verwickelt und liegt nun im Koma", teilte er mir leise mit. Ich hatte das Gefühl, dass in diesem Augenblick die ganze Zeit anhielt. Mein Bruder. Schießerei. Koma. Ich hab angst. Ich hab einfach nur Angst. Durch eine Umarmung von Alexander wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Ich spürte wie mir eine Träne über die Wange lief. Ich hab garnicht mitbekommen, dass ich angefangen hab zu Weinen. "Aber...", stotterte ich leise. Meine Gedanken waren gerade zu viel um in Worte zu fassen. Ich kann es einfach nicht glauben, dass Robin einfach im Koma liegt. "Lass mich bitte kurz allein", meinte ich leise zu Alex und lief langsam zu unserem Zimmer zurück. Dort blickte mich Eva und Feli sofort besorgt an. "Mein Bruder liegt im Koma", stotterte ich immernoch leise. Ich merkte, wie die beiden sich verwirrt anschauen. Stimmt sie wussten davon ja noch garnichts. "Robin. Mein Bruder. Er ist bei der Polizei und hatte einfach eine Schießerei.", versuchte ich zu erklären, jedoch überkamen mich letztendlich alle Gefühle und ich musste laut schluchzen. Sofort nahmen Eva und Felia mich in den Arm. Eine Weile lang regte sich keiner und wir drei genossen einfach nur die Stille. Doch irgendwann unterbrach Felia dann unsere Gedanken. "Es ist kurz vor 15 Uhr wir müssen in den Gemeinschaftsraum.", bemerkte sie. Sie hat recht. Immernoch besorgt um Robin nickte ich. "Willst du nicht hierbleiben ? Ich mein wenn du dort die ganze Zeit weinen musst ist es doch auch doof. Und ich weiß dass du dich noch nicht beruhigt hast.", schlug Eva vor. Theoretisch stimmt es schon was sie sagt. Ich wär lieber ne gewisse Zeit für mich um einfach in Ruhe nachdenken zu können und zu weinen. Also legte ich mich auf mein Bett. Eva und Felia verstanden und verließen das Zimmer.

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Ich weiß noch, wie scheiße ich mich damals gefühlt habe, als die Polizei bei uns zuhause angerufen hat und gesagt hat, dass mein Bruder wegen einem Unfall im Krankenhaus liegt...
(ihm geht's wieder gut)
Hattet ihr auch mal so eine Situation?

ASDS//Problemkind Onde as histórias ganham vida. Descobre agora