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Langsam öffnete ich meine Augen und sah mich vorsichtig um. Ich lag im Krankenhaus. Aber noch nicht auf einem Krankenzimmer. Um mich herum wuselten zwei Schwestern, die ganze Zeit auf die nervtötenden Geräte schauten um irgendetwas zu überprüfen. Müde schielte ich zur Tür, die soeben geöffnet wurde. Ein Arzt kam rein. "Grüß Gott Seehauser mein Name. Wie geht's dir?", erkundigte er sich, während er ebenfalls die Werte der Geräte überprüfte. Als ich nicken wollte, bemerkte ich dass das nicht ging. Irgendetwas war um meinen Hals gelegt. "Am besten sprichst du mit uns, du hast noch ein Stifneck um, da wir Wirbelsäulen Verletzungen nicht ausschließen können", erklärte er mir freundlich. Immernoch erschöpft sah ich ihn an. "Mein Kopf tut weh. Ich bin müde", flüsterte ich leise. Irgendwie ist alles anstrengend gerade. Der Arzt nickte und führte als dritte Person einen Bodycheck durch. "Könnt ihr euch eigentlich nicht untereinander austauschen? Es nervt", seufzte ich und schloss meine Augen. Auf die Anweisungen sie wieder aufzumachen reagierte ich nicht mehr. Ich bin einfach viel zu erschöpft dafür. Dann wurde wieder alles schwarz.
Nach einem erholsamen Schlaf wurde ich wieder wach. Diesmal lag ich in einem Krankenzimmer. Mein Arm war bereits eingegipst und auf meiner Platzwunde klebte ein Pflaster. Was ein Luxus. Die Kopfschmerzen waren fast verschwunden und die Müdigkeit war auch wieder erträglich. Langsam setzte ich mich auf und hatte jetzt endlich auch Mal die Chance die Geräte zu Mustern. Auf dem einen war definitv mein Herzschlag. Was das andere war wusste ich nicht. Seufzend ließ ich mich zurück ins Bett fallen und begann zu überlegen, was denn überhaupt passiert war. Doch soviel Zeit dafür hatte ich nicht, da ein klopfen mich unterbrach. Neugierig schweifte mein Blick zur Tür. Dort stand Alex. Er trat im den Raum und schloss vorsichtig die Tür. Dann kam er zu meinem Bett und nahm mich in den arm. Ich hatte ein Deja Vu. An die erste Woche, wo ich auch hier lag. In der auch er mich besuchen kam. Eine Träne rollte über meine Wange. Es kam alles hoch. Mein Vater. Meine scheiß Mutter, die abgehauen war. Kai, der wahrscheinlich nichtmal wusste, dass ich hier bin. Ich merkte, wie das T-Shirt des Notarztes immer mehr von meinen Tränen durchweicht wurde und löste mich abrupt von ihm. Besorgt schaute er mich an. Schnell wischte ich mir meine Tränen weg. Keine Schwäche zeigen. "Was machst du denn für Sachen? Ich hab mir Sorgen um dich gemacht, kleine", fragte er mich, während er sich einen Stuhl holte, um neben mir Platz zu nehmen. Verlegen musterte ich meine Decke. "Ich bin wohl etwas zu schnell die Treppe runtergesprintet.", gab ich leicht lächelnd zu. Der Notarzt erwiderte das lächeln. "Pass bitte das nächste Mal besser auf. Es war echt nicht schön dich so zu sehen.", bat er mich schmunzelnd und ebenfalls besorgt. Ich zuckte mit den Schultern. Ich würde ja nicht mit Absicht die Treppe runterfallen. Wenn es passiert dann ist das halt so. Seufzend schaute er mich an. "Ich muss jetzt auch wieder los, die Arbeit ruft. Ich hab mit der Schule telefoniert, Eva und Felia wollen noch vorbeikommen und wenn es dir bald wieder besser geht kannst du trotz deines Arms mit nach Hamburg", informierte er mich und verließ dann wieder den Raum. Erneut war ich allein. Auch wenn ich nicht wirklich müde war, entschloss ich mich dazu nochmal zu schlafen oder es jedenfalls zu probieren. Zu meiner Überraschung klappte es wirklich. Zwar träumte ich nur ein bisschen vor mir her aber wenigstens hatte ich was zu tun.
"Hey Kira", konnte ich aus der Ferne vernehmen. "Bitte lass mich in Ruhe", murmelte ich im Halbschlaf. Ich bildete mir ein, dass meine Mutter vor mir stand. Ein hämisches grinsen zierte ihr Gesicht. Ein messer lag in ihrer hand. Angsterfüllt und hilflos sah ich sie an. Sie kam immer näher. Das messer war nur noch wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt, als ich plötzlich durch eine unerwartete Berührung wach wurde. Panisch sah ich mich um und konnte das Gesicht von Dr. Seehauser erkennen, der mich besorgt musterte. Hinter ihm standen Eva und Feli. Stimmt, sie wollten mich besuchen. "Kira, atme ganz ruhig. Es war nur ein Traum", sprach der Arzt beruhigend auf mich ein und legte seine Hand auf meine Schulter. Nach ein paar bestimmten Atemzügen klarte ich langsam wieder auf und konnte meine Umgebung wahrnehmen. Felia starrte mich mit weitgeöffneten Augen an. Fast schon gruselig, wie ihr Blick ununterbrochen auf mir lag. In einem kurzen Gespräch mit Herrn Seehauser, erklärte ich ihm mein Befinden und er beschloss, nacher nochmal vorbeizuschauen. "Kira!!! Tu sowas nie wieder", rief Eva besorgt und nahm mich hektisch in den Arm. Feli stand immernoch an der selben Stelle. Auch Frederik war das aufgefallen und er versuchte das Mädchen vorsichtig anzusprechen. Wie in Trance schaute sie zu ihm an, aber gab immer noch keinen Mucks von sich. "Hat sie Vorerkrankungen oder Allergien?", wendete er sich an und, während er der Schwester mit Blicken etwas symbolisierte. Synchron schüttelten Eva und ich den Kopf. "Steffi. Wir nehmen die kleine mit in den Schockraum, bereite am besten schonmal Diazepam vor.", wies er die Krankenschwester an. Von ihrer Seite kam nur ein nicken. Eva schaute mich besorgt an. Ich nickte ihr nur zu. Sie verstand sofort. "Kann ich mit? Ich will bei ihr bleiben", fragte sie dem Arzt. Dieser nickte und musterte nun auch sie. "Dir geht's aber gut?", vergewissere er sich. Eva bestätigte es ihm. Und so verschwanden die Leute mitsamt meiner Freundinnen aus dem Krankenzimmer. Erneut war ich allein. Doch diesmal vermied ich es zu schlafen. Ich hatte Angst davor. Davor meine Mutter, die ich seit 10 Jahren nicht mehr gesehen hatte, erneut so zu begegnen..

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<3

ASDS//Problemkind Onde histórias criam vida. Descubra agora