43

2 0 0
                                    

Blicklosstarrte Alexandra aus dem Küchenfenster in den Garten hinaus. EinGlas Rotwein stand neben ihr auf der Fensterbank. Unangerührt. Schonseit Stunden. Sie starrte hinaus zu den Rosen, bei denen sie undChristian sich am ersten Tag ihrer Begegnung gestritten hatten.Hastig verdrängte sie die Erinnerung. Allein schon an seinen Namenzu denken schmerzte unerträglich. Sie war schon vor mehreren Stundenwieder in New York gelandet. Zum Glück gingen die Flüge häufig undals sie in dreckigem, zerfetztem Brautkleid, mit völlig verlaufenemMake-up, verrutschter Frisur und tränenüberströmtem Gesicht amFlughafen angekommen war, war sie gerade rechtzeitig erschienen. Eswar nicht schwer gewesen jemanden zu finden, der einer am Bodenzerstörten, in Tränen aufgelösten, jungen Frau sein Ticketverkaufte. Während des Flugs war sie von Weinkrämpfen geschütteltworden. So elend hatte sie sich noch nie in ihrem Leben gefühlt.Doch als sie in New York gelandet waren, waren Verzweiflung undTrauer einer dumpfen, hohlen, alles verschlingenden Leere gewichen.Sie hatte keine Tränen mehr zu weinen, fühlte sich völligausgebrannt, war zu erschöpft, um zu schlafen und doch fühlte sichihr Körper ausgelaugt und schwer an. Wo ihr Herz gewesen war, schiennun ein Loch. Ein Schwarzes Loch, das alle Freude, alles Glück insich hineingesaugt hatte und sie als leere Hülle zurückgelassenhatte. Sie hatte alle Heizungen im Haus voll aufgedreht, sich in eineWolldecke gewickelt, doch nichts vermochte die Kälte aus ihrenGliedern zu vertrieben. Sie lähmte sie, ließ das Blut in ihrenAdern zu Eis gefrieren. Jeder Gedanke kostete unglaublich viel Kraftund Überwindung. Sie hatte versucht ihren Kopf zu leeren, denn siewusste, dass jede Erinnerung an die Geschehnisse in Ashland sieendgültig zusammenbrechen lassen würden. In diesem Moment ertöntenSchritte. 

,,Alexandra?" Allein der Klang seiner Stimme verursachteunerträgliche Qualen. Sie wusste, er konnte nicht hier sein. Siemusste sich seine Stimme einbilden. Hatte sie vor lauter Sehnsuchtschon den Verstand verloren? ,,Alexandra." Dieses Mal klang seineStimme lauter, näher. Wie in Zeitlupe drehte sie sich um und dastand er. Nur wenige Meter von ihr entfernt. Christian wolltesie sagen, doch sie brachte keinen Laut über die Lippen. Unfähigihren Schmerz in Worte zu fassen starrte sie ihn nur stumm an.Zögerlich kam er näher, doch sie wich zurück, obwohl die Sehnsuchtin ihrer Brust schmerzte, dort, wo einst ihr Herz gewesen war.,,Nicht!", flüsterte sie heiser. Er blieb stehen und die Trauer inseinem Blick schnürte ihr die Kehle zu. ,,Alexandra, wir müssenreden." Flehend sah er sie an, doch sie schüttelte den Kopf.,,Nein. Es ist alles gesagt. Das der Deal geplatzt ist, ist nichtdeine Schuld. Es ist allein meine Schuld. Alles ist meineSchuld. Du wolltest einen Artikel über mich schreiben? Jetzt kannstdu es. Schreib was du willst, ich werde mich an unsere Vereinbarunghalten." Ihre Stimme, heiser vom Weinen, brach. Wut blitzte inseinen Augen auf. ,,Der Artikel?" Seine Stimme bebte vorunterdrückter Wut. ,,Der Artikel interessiert mich nicht! Scheißauf den Artikel!" Als er näher kam, wich sie zurück, doch dieWand versperrte ihr den Weg. ,,Christian, ich weiß, dass du wütendbist ..." ,,Wütend beschreibt es nicht einmal annähernd",knurrte er. ,,Denkst du, es geht mir nur um diesen verdammtenArtikel? Denkst du das wirklich?" Seine Kiefermuskulatur arbeiteteund seine Brust hob und senkte sich heftig. In diesem Moment hattesie fast Angst vor ihm, Angst vor seinem unbändigen Zorn. ,,Es tutmir leid, Christian", flüsterte sie und Tränen rannen ihr überdie Wange. ,,Es tut mir so leid!" Er machte noch einen Schritt aufsie zu. ,,Aber mir tut es nicht leid", sagte er leise und langsamwich der Zorn aus seinem Blick. ,,Es tut mir nicht leid, dass wir unskennengelernt haben. Es tut mir nicht leid, dass du mir das Leben zurHölle gemacht hast. Es tut mir nicht leid, dass ich diesenbetrunkenen Typen in der Bar hätte umbringen können, als ichgesehen habe, dass er dich bedrängt. Es tut mir nicht leid, dass ichunglaublich eifersüchtig auf Greg war, als er bei unserer erstenBegegnung mit dir geflirtet hat, obwohl ich noch nie wegen einer Frauauf jemanden eifersüchtig gewesen bin. Es tut mir nicht leid, dassich deinetwegen alles, was ich über dich zu wissen glaubte, in Fragegestellt habe, dass ich erkannt habe, wie sehr man sich in einemMenschen irren kann. Es tut mir nicht leid, dass wir den Sparksvorgespielt haben, wir wären verlobt, denn für mich war daskein Spiel mehr, Alexandra!" Sein intensiver Blick hielt siegefangen. ,,Und es tut mir nicht leid, dass ich mich in dich verliebthabe." Ihre Augen weiteten sich und sie rang nach Atem. Jetzt stander direkt vor ihr und als er ihr Gesicht sanft mit den Händenumfasste, waren seine Augen ganz dunkel. ,,Ich liebe dich, AlexandraKnight und ich will dich nicht noch einmal verlieren." Als er ihreHand sanft mit den seinen umschloss und vor ihr in die Knie ging,machte ihr totgeglaubtes Herz einen Satz und begann dann zu rasen.Als sie Christian ansah, spürte sie, wie die Leere in ihrem Innerensich mit einem Gefühl der Erleichterung, der unbändigen Freude undgrenzenlosen Zuneigung füllte.

,,Liebeist nicht einfach.

Dasist sie nie.

Siekann das Schönste auf der ganzen Welt sein

oderdas, was dir am meisten wehtut.

Undes wird Tage geben, da werden wir zögern und zweifeln,

dawerden wir bereuen, was gestern war

undfürchten, was morgen sein wird.

Aberdie Vergangenheit ist Geschichte,

dieZukunft ein Mysterium,

dochjeder Augenblick mit dir ist ein Geschenk

undjedes Mal, wenn ich mich frage, ob ich das Richtige getan habe,

dannist die Antwort Ja,

dennich weiß, dass ich es für den Rest meines Lebens bereuen werde,

wennich dich je wieder gehen lasse."

Ganzlangsam und zärtlich schob er ihr einen Ring mit der Aufschrift Nuncscio quit sit amor auf den Finger. Nun weiß ich, was Liebeist. Als er sie wieder ansah, leuchteten seine Augen vorZuneigung. ,,Er sollte schon längst dir gehören." Er atmete tiefdurch und richtete sich auf. ,,Also, Alexandra Knight: Willst du michheiraten?" ,,Ich habe Angst, Christian", flüsterte sie. ,,Ichauch", erwiderte er. ,,Und was willst du dagegen tun?" Statt zuantworten beugte er sich vor und als seine Lippen ihre berührten,schmolz sie dahin. Sie verlor die Kontrolle über ihren Körper,streckte sich ihm entgegen und die Sehnsucht in ihr loderte auf,setzte ihr Blut in Brand und sie schmiegte sich an ihn, schlang dieArme um seinen Hals, um ihn noch näher heranzuziehen.

Irgendwannunterbrach er den Kuss atemlos. ,,Heißt das Ja?", murmelte er.Alexandras Mundwinkel verzogen sich an seinen Lippen zu einemLächeln. ,,Ja."


Je hebt het einde van de gepubliceerde delen bereikt.

⏰ Laatst bijgewerkt: May 12, 2020 ⏰

Voeg dit verhaal toe aan je bibliotheek om op de hoogte gebracht te worden van nieuwe delen!

Lovers like to tease each otherWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu