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DieFahrt dauerte nicht lange. Sie verließen die Stadt und fuhren durchblühende Natur über Privatstraßen in die Wildnis hinein, bis sieauf dem Vorhof vor Sparks Privathaus hielten. Christian beugte sichan Alexandra vorbei und stieß einen beeindruckten Pfiff aus. ,,Nettekleine Einzimmerwohnung." Als der Chauffeur ihnen mit dem Ausladender Koffer geholfen hatte, kam ein Mann die Treffen zum Haupteinganghinab. Sein Gesicht war von Falten zerfurcht, sein Haar grau meliert,doch er ging energisch und aufrecht und der maßgeschneiderte Anzugsaß perfekt. ,,Mr Sparks!" Hektisch winkte sie Christian zu sichund eilte auf den Mann zu. ,,Ah, Mrs Knight. Ich hoffe, Sie hatteneine angenehme Reise." Sie schüttelte ihm die Hand und strahlteihn an. Sein Händedruck war fest und warm, um seine Augen saßenunzählige kleine Lächelfalten. ,,Ja, vielen Dank, Mr Sparks."Christian kam heran. ,,Und das ist dann wohl Ihr Mann?" ,,MeinVerlobter. Christian Almound." Sie flehte zu allen erdenklichenMächten, dass Sparks noch nicht allzu viel von dem berühmt-berüchtigten Journalisten gehört hatte, doch Sparks schien denNamen gar nicht zu erkennen. Die beiden Männer schüttelten sich dieHand. ,,Mr Almound." ,,Mr Sparks." ,,Ich freue mich sehr, Siebeide in Sparks Manor begrüßen zu dürfen. Ich würde Sie gernemeiner Familie vorstellen. Ah, da kommen sie schon." Eine ältereFrau, etwa in Sparks Alter, zwei junge Männer, eine junge Frau undzwei Kinder, sie sahen sich so ähnlich, dass es Zwillinge seinmussten, verließen das Haus. ,,Darf ich Ihnen meine bezaubernde FrauGrace vorstellen?" Als Alexandra sah, mit wie viel Liebe undZuneigung Sparks seine Frau betrachtete, wurde ihr klar, warum er soviel Wert auf Familie legte und mit einem Mal war sie froh angesichtsdieser großen Familie nicht ganz alleine zu sein. ,,Das ist meinjüngster Sohn Gregory", stellte Sparks ihnen den jüngsten derdrei jungen Erwachsenen vor. ,,Bitte nennen Sie ich Greg, Madame."Mit einer galanten Geste und einem gewinnenden Lächeln reichte GregAlexandra die Hand. Ihr hielt sie unnötig lange fest und sah ihrtief in die Augen, Christian ignorierte er völlig. Alexandra zuckteerschrocken zusammen, als Christian ihr auf einmal einen Arm um dieSchulter legte und Greg die Hand entgegen streckte. ,,ChristianAlmound. Ihr Verlobter." Er betonte das letzte Wort seltsamdeutlich und Alexandra fragte sich, ob sie die einzige war, derauffiel, dass seine Stimme merklich kühler und schärfer klang. SeinTonfall wischte das Lächeln aus Gregs Zügen und sein Blick wurdekalt. ,,Angenehm, Mr Almound." ,,Das Vergnügen ist ganzmeinerseits." Christians Stimme enthielt ein leises, drohendesKnurren und Alexandra sah, wie Greg zusammenzuckte, als würdeChristian seine Hand unnötig fest schütteln. Das Verhalten ihresSchein- Verlobten war ihr ein Rätsel, doch es schien niemandem derumstehenden aufgefallen zu sein. Das junge Paar, Alexandra schätztesie auf Anfang dreißig, trat vor. ,,Hi." Die Frau lächelte undAlexandra fand sofort sie und ihren freund sympathisch. ,,Ich binKate und das ist mein Freund Ashton. Ich bin froh, dass Sie es nachAshland geschafft haben. Wenn Tony krank ist, ist die ganze Stadtimmer aufgeflogen, andererseits heißt es auch, dass hier nur irreSerienmörder, Zauberwesen und Leute leben, die vor irgendwasweglaufen." ,,Dann sind Sie wohl die erste Elfe, die ich je inmeinem Leben gesehen habe", entgegnete Christian charmant. Katelachte auf, während Alexandra einen seltsamen Stich in der Brustspürte. Zuletzt stellte Sparks ihnen die Zwillinge Irene und Timothyvor. Mit ihren blonden Locken und den strahlend blauen Augen wirktensie wie zwei Engel. Während Timothy Christian sogleich zum Fußballspielen verpflichtete, wandte Kate sich an Alexandra. ,,Irene undTimothy sind die Kinder unseres ältesten Bruders Owen. Er ist aufGeschäftsreise und die Kleinen sind übers Wochenende hier. IhreMutter, Juliet, starb vor einigen Jahren", raunte sie. ,,Das tutmir sehr leid", meinte Alexandra ehrlich betroffen. Sparksklatschte laut in die Hände. ,,Jetzt lasst unsere Gäste erst malankommen, Kinder." Er wandte sich an Alexandra und Christian. ,,Ichwerde die Koffer auf Ihr Zimmer bringen lassen. Jetzt kommen Sie. Ichhoffe, Sie haben Hunger. Kate ist eine hervorragende Köchin undkonnte es sich nicht nehmen lassen, das Essen selbst zuzubereiten.Ich frage mich, von wem sie das hat. Bestimmt nicht von mir, ich kannnicht einmal ein Spiegelei machen, ohne es zu verbrennen und zuversalzen." Er lachte, ein tiefes, dröhnendes, herzliches Lachen.Während die Familie lachend und schwatzend ins Haus zurückströmte,sah Alexandra Christian an. ,,Bereit, Herzblatt?" ,,Zu allem,Sweetheart", konterte er mit einem diebisch- verschmitzten Grinsen.

,,Also,Alexandra, Christian, wie haben Sie sich kennen gelernt?", fragteKate, als sie kurz darauf an einer reich gedeckten Tafel saßen. Eswar ein seltsames Gefühl für Alexandra. Eine Mahlzeit imFamilienkreis eingenommen hatte sie das letzte Mal mit ... 17? Siebenerwartungsvolle Augenpaare richteten sich auf sie und Christian, dersich vor Schreck fast an seinem Champagne verschluckt hatte. ,,Daswürde mich auch interessieren", meinte Greg neugierig. ,,ErzählenSie schon!" ,,Tja ... also ... das war so", begann Alexandranervös und sah Christian hilfesuchend an, doch der zuckte nur mitden Schultern und schob sich ein Stück Brot in den Mund. Alexandrawarf ihm einen vernichtenden Blick zu. ,,Also, es war vor ... äh ...zwei Jahren. Ja, genau, vor zwei Jahren", fing Alexandra hilflosan. ,,Es war ..." ,,Auf Zypern." Christian schluckte. ,,Es warauf Zypern. Lexy war auf dem Weg zu einer wichtigen Konferenz."Jetzt verschluckte Alexandra sich fast. Lexy?,,Nicht wahr, Liebling?" Herausfordernd sah Christian sie an.Alexandra lächelte zuckersüß. ,,Ja, genau so war es, Schatz. AufZypern also. Ich war gerade auf dem Weg zu besagter wichtigerKonferenz, als ..." ,,Als es in den Nachrichten kam", nahmChristian den Faden auf. ,,Es war nämlich so, dass der Leiter desUnternehmens, dass Lexy übernehmen wollte ..." ,,Erschossen wordenwar", vollendete Alexandra und warf Christian einen wütenden Blickzu. Ein Raunen ging um den Tisch. ,,Und jetzt waren sie auf derSuche, nach allein reisenden Touristen", fuhr Christian fort undwarf ihr ein unverschämt freches Grinsen zu. ,,Ich wollte alsogerade mein Hotel verlassen und mich auf dem Weg zur Konferenzmachen, als die Polizei ins Foyer kam. Sie schleppten einen Mann mitsich." ,,Das war ich", warf Christian schnell ein. ,,Ich werdediesen Anblick nie vergessen. Er trug Flip Flops, weiße Badeshortsmit Blümchenmuster, ein buntes Hawaiihemd und einen Blumenkranz, derihm schief ins Gesicht hing." Boshaft grinsend sah AlexandraChristian an. Seine Augen loderten auf. ,,Ich sah Lexy auf michzukommen. Sie sah aus wie Harley Quinn aus SuicideSquad. Die Polizistenwaren so entsetzt, dass sie mich losließen." ,,Wir beide ergriffendie Gunst der Stunde und taten so, als wären wir ein Paar."Alexandra hätte mit dem Blick, den sie Christian zuwarf, tötenkönnen. ,,So waren wir gezwungen den ganzen Tag zusammen zu bleibenund als wir dann abends zu Bett gegangen sind ..." ,,Sind wireingeschlafen und waren von da an unzertrennlich", endete Alexandraschnell, ehe Christian irgendetwas von wilden Sex- Orgien erzählenkonnte. ,,Tja, es war wohl Liebe auf den ersten Blick." Mit einemgezwungenen Lächeln blickte sie in die Runde, in der Hoffnung, dassFamilie Sparks ihnen diese wahnsinnige Geschichte abkaufte. ,,Ja,manchmal schickt Gott uns genau zur richtigen Stunde genau denrichtigen Menschen", meinte Grace schließlich, die ernsthaftgerührt klang. Alexandra verbarg ihr trockenes, fast schonhysterisches Lachen hinter einem Husten. Christian malträtierteihren Rücken mit unnötig harten Schlägen. ,,Nur verschluckt",erklärte er hilfreich. ,,Lass das, Schatz!", knurrte Alexandra.,,Alles wieder in Ordnung, Zuckerbärchen?", fragte er scheinheiligund provozierte fast einen neuen Hustenanfall herauf. ,,Mehr als das,Schnuckiputz."

DenRest der Mahlzeit sah Alexandra zu, wie die anderen lachte undschwatzten und scherzten. Sie selbst sagte nicht viel, antwortetenur, wenn sie gefragt wurde und hing ihren Gedanken nach. Es warseltsam, hier mit dieser Familie am Tisch zu sitzen. Fremd undvertraut zugleich und irgendwie fühlte es sich richtig an. Siefühlte sich wohl in dieser großen, fröhlichen Runde und schafftees für einen Moment zu vergessen, dass sie hier mit ihremhoffentlich zukünftigen Geschäftspartner und ihrem Schein-Verlobten und bald Schein- Ehemann saß.

Lovers like to tease each otherTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang