Als der Wagen mitten in derInnenstadt vor einer hell erleuchteten Bar hielt, tastete Alexandrazögernd nach Christians Hand. Sanft schlangen sich seine Finger umdie ihren, verschränkten sich und drückten sie sanft. SeineBerührung gab Alexandra Halt und gleichzeitig durchzuckte einbittersüßer Schmerz sie. ,,Bereit?", fragte Christian leise. ,,Zuallem", erwiderte sie und versuchte ihrer Stimme einen festen,sicheren Klang zu geben. Dann schlossen sie sich den Sparks an undbetraten die Bar. Sie gefiel Alexandra auf Anhieb besser als die, diesie am Freitag am Flughafen betreten hatte. Die Stimmung war heiterund ausgelassen, die Leute an den Tischen um die Tanzfläche herumlachten und scherzten und unterhielten sich. Alexandra sah Leutealler Altersgruppen, von älteren Männern, die sich beimKartenspielen den ein oder anderen Bourbon gönnten bis hin zuStudenten, die über ihren Büchern brüteten und halbleereBiergläser neben sich stehen hatten. In einem Nebenraum sah sieeinen Billardtisch, in einem anderen blinkte alte Spielautomaten. EinSchild verkündete, dass ab halb elf auf der Bühne Karaokeveranstaltet wurde. Doch jetzt stand das Mikrophon noch einsam aufdem Podium und auf der Tanzfläche bewegten sich nur ein paar ältereLeute zum Takt melancholischer Blues. Sie schlängelten sich zwischenden Tänzern hindurch zum Tresen und nahmen auf den Barhockern Platz.Während Kate Irene und Timothy einschärfte ja nichts alkoholischeszu bestellen, musterte Alexandra ratlos die Getränkekarte. ,,Jetztsag nicht, du trinkst nicht", murmelte Christian ihr halb besorgthalb amüsiert zu. ,,Naja." Alexandra biss sich auf die Unterlippe.,,Ich trinke höchstens mal ein Glas Rotwein am Abend, den Sekt oderChampagner bei irgendwelchen Empfängen oder, wenn mich einer meinerPartner geschäftlich einlädt." ,,Warst du überhaupt schon malbetrunken?" Alexandra runzelte die Stirn. ,,Nein, ich glaubenicht." Christian schüttelte fassungslos den Kopf. ,,Was hast dudenn in deiner Highschoolzeit und während des Studiums gemacht?",,Gelernt", antwortete Alexandra trocken. Er sah aus, als würde ergleich an einen Lachanfall bekommen. ,,Wehe du lachst!", drohteAlexandra ihm scherzhaft. ,,Nur, weil ich nicht mit meinen Freundennachts um die Blocks gezogen bin, um halb drei stockbesoffen inirgendwelche Mülltonnen gekotzt habe und während des Studiums nichtlauter Partys geschmissen habe, heißt das nicht, dass ..." ,,Dasswas?", unterbrach er sie spöttisch. ,,Dass du nicht auch einnormaler Teenager gewesen bist? Du weißt schon, was die meistenTeenager gemacht haben, während du brav in deiner piekfeinen,blitzsauberen Studentenwohnung gebüffelt hast?" Alexandraschnaubte. ,,Ich kann mir vorstellen, was DU gemacht hast." Seinlinker Mundwinkel hob sich noch ein Stückchen. ,,Das glaube ichkaum. Ich habe Dinge getan, an die du garantiert noch nicht einmaldenken würdest." Seine Augen blitzten provozierend. ,,Erleuchtemich", konterte Alexandra mit einem herausfordernden Grinsen. SeinLächeln vertiefte sich noch. ,,Willst du das wirklich?" ,,Denkstdu, du könntest mich schocken? Mich bestürzen? Mich dazu bringen,wegzulaufen?", fragte Alexandra spöttisch und beugte sich dicht zuihm. ,,Das kannst du vergessen", raunte sie ihm ins Ohr. ,,Die Zeitdes Weglaufens ist vorbei." Seine Mundwinkel zuckten. ,,Mrs Knight,ich kann mich nicht entscheiden, ob das mutig oder schlicht wagemutigist", schnurrte er. ,,Es ist da einzig richtige", erwiderte siemit einem verwegenen Lächeln. Er stieß ein leises, dunkles Lachenaus. ,,So gefallen Sie mir, Mrs Knight." ,,Als Sie das das letzteMal gesagt haben, haben Sie hinterher meinen Wagen demoliert und mirChili in meinen Kaffee getan, um mich außer Gefecht zu setzen, MrAlmound." Sie versenkte ihren Blick in seinem. Er erwiderte ihrenBlick mit glühenden Augen. ,,Da scheine ich ja versagt zu haben.Äußerst bedauerlich." Während er sich die letzten Worte auf derZunge zergehen ließ, verzogen seine Lippen sich zu einem derartlasziven Lächeln, dass es Alexandra heiß überlief. Sie wolltegerade etwas erwidern, als Kate sich an sie wandte. Ihr belustigterBlick zeigte Alexandra, dass sie alles mitgehört hatte. ,,Habt ihreuch schon entschieden? Also für ein Getränk und nicht, wann ihreure Highschool- Versäumnisse nachholen wollt." ,,Kate!", riefAlexandra empört. Sie grinste nur. Während die anderen bestellten,beugte Christian sich zu Alexandra hinüber. ,,Als arme, wehrloseJungfrau würde ich dir zu Sex on the Beach raten." SeineAugen glühten im Dämmerlicht. Alexandra schnalzte ungläubig mitder Zunge. ,,Wie kann ein Getränkevorschlag nur so unfassbarzweideutig sein!" Prompt verzogen seine Mundwinkel sich zu einemLächeln. ,,Wieso? Ich meinte den Cocktail", sagte er unschuldig,doch dann zwinkerte er ihr spitzbübisch zu. ,,Vorerst." Siebestellten und Alexandra nahm vorsichtig einen Schluck. Sie schmecktePfirsich, Orange und etwas Beeriges, vielleicht Cranberry. Undnatürlich den typisch herb- säuerlichen Geschmack von Alkohol.Christian nippte vorsichtig an seinem Cosmopolitan. Auch Kate war eswie Alexandra milder angegangen und hatte irgendeinen knallbuntenLongdrink bestellt. ,,Als ich das letzte Mal hier war, habe ich einpaar Margaritas zu viel getrunken und wäre fast rausgeworfenworden", erzählte sie Christian und Alexandra. ,,Was hast du denngemacht?", fragte Alexandra mit einem beunruhigten Seitenblick aufihren Cocktail. ,,Na ja." Kate grinste verlegen. ,,Es fing relativharmlos an." Ashton lehnte sich zu ihnen. ,,Ich saß auf meinemStuhl, als Kate auf einmal aufsprang und wild entschlossenverkündete, sie wolle jetzt Karaoke singen. Sie ist also auf dieBühne, hat der ältere Frau, die da gerade stand, das Mikro aus derHand gerissen und dabei gebrüllt: "Platz da, Oma, lass mal diesexy Generation ran!" Während Christian und Alexandra in Gelächterausbrachen, lief Kate feuerrot an. ,,Glaubt mir, es wurde nochschlimmer. Ich stand da also auf der Bühne und grölte völligbesoffen ins Mikro. Ich weiß gar nicht mehr, was ich überhauptgesungen habe." ,,Ich schon", meinte Ashton. ,,Es war Physical von Olivia Newton- John und während sie das gesungen hat ... naja, sagen wir einfach, dass mich bald die ganze Bar grinsendangestarrt hat." Kate erschauderte. ,,Irgendwann im Laufe des Songsbin ich von der Bühne gesprungen und zum Tresen und dann habe ichdem Barkeeper das Mikro unter die Nase gehalten und gebrüllt:"Schwing die Hüften, Alter" und noch ein paar andere Sachen, dieich jetzt aber nicht wiederholen werde. Als ich dann wieder auf derBühne stand, war mir auf einmal furchtbar heiß und ich weil ich sowas von zu war, habe ich dann angefangen so 'ne Art Stripteaseshowabzuziehen. Als ich dann irgendwann nur noch Unterwäsche anhatte,hat Ashton mich Gott sei Dank von der Bühne geholt. Als ich amnächsten Morgen mit grauenhaftem Kater erfahren habe, was ich getanhatte, war ich kurz davor aus dem Fenster zu springen, das könnt ihrmir glauben."


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