❥ Das soll nicht heißen, dass ich Schluss mache

3.6K 122 3
                                    





                        ICH SETZTE TATSÄCHLICH ALLES DARAN, um das Video weiterhin vor meinen Eltern und Geschwistern zu verheimlichen und zwang mich daher für eine weitere Woche in die Schule. Ich wollte meinen Eltern nicht zeigen, dass ich in der Schule zurzeit durch die Hölle lief und daher am liebsten in meinem Bett liegen wollte! Ihnen wollte ich nicht noch zur Last fallen, weil sie schon sehr viel mit den Zwillingen, Ben und einer pubertierenden Ana zutun hatten. Daher sollte ich, als älteste Schwester, ein Vorbild sein – Leider klappte dies nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte!

Isaak und Sydney hatten von dem Video nach ein paar Tagen Wind bekommen und sich auch jeden im Schulflur vorgeknöpft, der hinter meinem Rücken über das Video sprach, das in nur paar Wochen mein komplettes Leben zerstört hatte! Es kam dann soweit, dass Isaak für eine Woche vom Unterricht suspendiert wurde und Sydney mit sehr viel Glück mit einer fünfseitigen Strafarbeit davon kam.

Sie hätten es nicht tun sollen, dennoch bin ich ihnen dankbar, dass sie mich vor mehreren Schülern verteidigen wollten!

Selbst nachdem Aylin das Video vor zwei Wochen veröffentlicht hatte, blieb das Video das Gesprächsthema in den Pausen, was ich schon gar nicht mehr aushielt. Für eine Woche hatte ich mich krankmelden lassen und versuchte meinen Eltern eine Grippe vorzuspielen. Meine Mutter nahm mir das Spielchen nicht ab, wobei mein Vater mit bloßen Augen „erkannt" hat, dass ich echt nicht gut aussah und es anschließend auf die nicht vorhandene Grippe schob. Meine Mutter gab nach und ließ mich die Woche im Haus und ersparte mir die weiteren Demütigungen in der Schule.

Es hörte zwar für eine Woche im realen Leben auf, Ging dennoch im Netz weiter! Auf Instagram hatten es Einige von den Nachbarschulen geteilt und gingen dabei soweit, dass mir Kai das Video auf WhatsApp schickte.

KAI
Erzähl mir bitte nicht,
dass du das bist 🙏🏼

DU
Ich schwöre auf alles,
was mir hoch & heilig ist,
das bin ich nicht!

Daraufhin hatte ich ihm alles erklärt und offenbarte ihm auch, dass ich mich nicht wirklich traute es Julian zu erzählen. Ich ging diverse Szenarien in meinem Kopf durch und sie endeten immer gleich: Julian glaubte mir nicht. Daher verlor ich von Tag zu Tag immer mehr den Mut es ihm zu erzählen, bevor er es im Netz sah oder ihn sogar Kollegen darauf ansprachen.

Es brauchte mehrere Gespräche mit Kai und Maike bis ich meinen Mut sammeln konnte und Julian dann anrief. Meine Hände fingen plötzlich an zu zittern, als Julian immer noch nicht abnahm. Mein Herz in meiner Brust schlug dermaßen schnell, dass ich sogar das Gefühl bekam, es würde in jeder Sekunde aus meiner Brust springen.

Total verunsichert stand ich vor meinem Fenster und beobachtete die Nachbarschaft, während ich mir auf die Fingernägel bis und es ein weiteres Mal bei ihm versuchte. Mit Erfolg und das Gefühl, das gleich irgendwas schreckliches passieren könnte, ließ mich einfach nicht los.

»Hi, Juli.«, begrüßte ich ihn mit dem Namen, den er kaum ausstehen konnte, und konnte dabei noch tatsächlich lächeln. »Ich rufe eigentlich nur an, um deine Stimme wieder zu hören.«, versuchte ich in ein Gespräch einzuleiten und hoffte, dass er darauf einging.

Für einen kurzen Moment blieb er still, bevor er darauf erwiderte: »Du rufst nur an, um meine Stimme wieder zu hören? Und du bist dir auch sicher, dass du mir nichts erzählen möchtest?«

Obwohl ich diese Frage irgendwie schon erwartet hatte, wär es mich kurz aus der Bahn. Tatsächlich dauerte es ein bisschen bis ich wieder zurückgefunden hatte und ihm eine Antwort auf seine Fragen geben konnte: »J-Ja, warum nicht? Es ist schon–«

»Hör auf mit der Scheiße, Adeline!«, unterbrach er mich und ich konnte aus seiner Stimme einen wütenden Unterton entnehmen. Verdammt, er wusste Bescheid! »Ich hätte auf mein Bauchgefühl hören sollen, als du dich mit ihm zum „Geschenk abholen" getroffen hast! Aber alles, was ich zu dem Zeitpunkt machen konnte war dir einfach zu vertrauen und das hab ich auch gemacht. Bis ich dann vor paar Tagen ein Video von irgendeiner Aylin zugeschickt bekommen hab, die mit dir auf die Schule geht und mir alles erzählt hat. Dass du dich mit dem Kerl immer in den Pausen–«

»Hör nicht auf Aylin. Alles was du aus ihrem Mund hörst, ist gelogen! Julian, glaub mir! Nicht einmal in hundert Jahren wär mir in den Sinn gekommen dich zu betrügen!«, versicherte ich ihm und versuchte meine Tränen einzuhalten. »Ich hatte nie was mit Joel!«

»Das, was du auf dem Video getan hast, sah nicht danach aus als hättest du nie was mit ihm gehabt!«, erwiderte er nun etwas lauter und brachte mich zum zusammenzucken. Ich hatte ihn nie laut erlebt. »Warum, Adeline? Warum hast du es getan?«

»Ich bin es nicht auf dem Video!«, wiederholte ich den Satz, den ich die letzten Wochen oft verwendet hatte. »I-Ich wollte dir von dem Video schon von Beginn an erzählen, aber ich hab nie wirklich den Mut dazu gefunden. Ich hatte einfach Angst vor deiner Reaktion u-und.. Ich weiß es nicht.«, atmete ich auf und fasste mir an die Stirn. »Aber du musst mir bitte glauben, Julian.«

»Wenn nicht du das Mädchen auf dem Video bist, solltest du dir doch keine Gedanken um meine Reaktion machen sollen, oder? Du hättest einfach mit mir darüber reden können und wir hätten eine Lösung gefunden. Aber jetzt kursiert das Video im Internet und stellt nicht nur dich in ein dunkles Licht, sondern auch mich! Weißt du eigentlich, wie dumm ich mir bei meinen Teamkollegen fühle? Meine Freundin bläst einem anderen Kerl einen und das Video ist einfach für jeden zugänglich!«, konfrontierte er mich damit und hörte sich zum Schluss hin frustriert an.

Stumm liefen mir die Tränen über die Wangen, die ich schnell mit meinem Ärmel wegwischte. »Du glaubst mir nicht, oder?«, fragte ich ihn nach kurzer Stille und stellte mich auch schon auf seine Antwort ein.

»Ich will dir glauben, aber,«, fing er an und seufzte. »Es ist glaube ich das Beste, wenn wir uns erst einmal nicht sehen. Ich brauch ein bisschen Zeit, um das alles verstehen zu können. Das soll nicht heißen, dass ich Schluss mache, Adeline. Ich liebe dich wirklich aus tiefstem Herzen sogar, aber ich brauche einfach Zeit.«, sagte er und versetzte mir trotz seiner kleinen Liebeserklärung ein Stich ins Herz.

Mein Herz blutete sogar, als er mir nicht glauben konnte und nun dachte, ich hätte ihn mit Joel betrogen.

»Versteh ich.«, flüsterte ich schon fast und biss mir auf die Unterlippe, um nicht gleich laut zu weinen. Doch als er sich dann mit einem knappen Satz verabschiedete und die Unterhaltung beendete, konnte ich nichts mehr zurückhalten und fing an zu weinen.

Gefühle wie Trauer und Wut überkamen mich und brachten mich dazu mein Handy in den Schrank zu pfeffern. Da ich nicht gerade auf meinen Ton achtete, machte ich Sydney und meine Mutter auf mich aufmerksam, die mich weinend auf dem Boden vorfanden. Ab da war es auch nun Zeit gewesen meiner Mutter von dem Video zu erzählen. Und als sie das gehört hatte und mir auch direkt glaubte, wollte sie auch schon sofort mit mir aufs Polizeipräsidium, um den Ganzen ein Ende zu machen.

Und immer wenn ich ein schlechtes Gefühl im Magen hatte, bewahrheitete es sich immer wieder!

𝐓𝐢𝐥𝐥 𝐃𝐞𝐚𝐭𝐡 𝐃𝐨 𝐔𝐬 𝐀𝐩𝐚𝐫𝐭 ❥ 𝑗. 𝑏𝑟𝑎𝑛𝑑𝑡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt