❥Du hast das bekommen, was du verdient hast

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            »ICH KANN NICHT GLAUBEN, DASS DU das getan hast! Was willst du noch von mir, Aylin? Sag' es mir, damit ich es dir geben kann, weil ich echt nicht mehr kann! Ich kann das alles hier nicht mehr!«, stellte ich sie in der Pause zur Rede und traf sie glücklicherweise in der Mädchentoilette an. Sie stand allein am Waschbecken und schaute mich mit einem Blick an, den ich ihr am liebsten aus dem Gesicht geschlagen hätte. Meine Wut und Kraft hatte nun einen gewissen Punkt erreicht. »Was willst du noch?«

»Ich soll was von dir haben wollen?«, fragte sie, hob eine Augenbraue und lachte hinterher. »Was denkst du nur, Adeline? Niemals würde ich irgendwas von einer haben wollen, die sich von einem anderen Kerl vögeln lässt.«, schüttelte sie mit dem Kopf. »Hat es euch denn wenigstens gefallen?«, fragte sie mit einem dämlichen Grinsen.

»Warum kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?«, entgegnete ich und ließ ihre Frage unbeantwortet, da es darauf einfach keine Antwort gab. »Macht es dir Spaß mein Leben zu zerstören?«

»Du hast es erfasst.«, nickte sie und verschränkte ihre Arme vor der Brust. »Dieses Video lässt dich ganz bestimmt nicht auf in die Royal Ballet School und das ist es, was ich wollte. Die Sache war immer nur, ich wusste nicht wie ich es anstellen sollte. Zum Glück hast du dann deinen Fußballer Freund zum Weihnachtstheater eingeladen, da mir dann die perfekte Idee in den Sinn kam – Und sieh da! Du hast das bekommen, was du verdient hast.«

Verdammt! Das Royal Ballet School gehörte zu den bekanntesten Schulen für Ballett in Europa. Schon lang versuchte ich mich dort einzuschreiben, doch immer wieder kam eine Absage nach der anderen. Zu Beginn der Qualifikationsphase 1  bekam ich dann doch noch einen Brief, dass sie sich freuen würden, wenn ich mich im diesem Sommer bei ihnen melden würden und das wusste auch das Studio, da Pierre seine Klappe nicht wirklich halten konnte.

»Was hab ich getan, damit ich sowas verdient habe?«, fragte ich und war schon wieder den Tränen nah.

Ich hatte es ganz und gar nicht verdient! Ich sprach nie wirklich schlecht über Aylin mit anderen Schülern oder hatte mich auch nie gewehrt, wenn sie mich dann angegriffen hatte. Das meine Freundinnen nun kein Wort mehr mit mir wechseln wollten, jeder hier hinter meinem Rücken über mich sprach und mich beim Vorbeigehen sogar als «Schlampe» beschimpften, hatte ich definitiv nicht verdient!

»Denkst du echt, dass deine Blicke nicht gesehen hab?«

»Welche Blicke?«, fragte ich direkt nach und wusste nicht, was sie damit meinte. Sie tat mir das alles an wegen ein paar Blicke?

»Die Blicke, die du Simon damals zu geworfen hast!«, antwortete sie und ab jetzt erklärte ich offiziell für bekloppt! Mehr wollte ich aus ihr auch nicht mehr hören.

»Weißt du was, Aylin? Komm auf deine Eifersucht klar und lass mein Leben in Ruhe, klar?«

»Dann versuch dein Leben in dem Chaos in Ruhe zu leben, da die Medien es auch schon herausgefunden haben. Irgendein Insider hat ihnen ein Video gesteckt und ob du es glaubst oder nicht, es ist das Video.«, sagte sie und holte ihr Handy mit einem Grinsen heraus. »Bist du nicht eigentlich auf Privat? Die Kommentare unter deinem Bild sind echt schrecklich. Und genau das kommt aus meinem Mund.«, sagte sie und hielt mir ihr Handy entgegen.

Da ich nicht glaubte, dass sie mir auf Instagram folgte und sich meine Bilder anschaute, glaubte ich es ihr. Sie hatte freie Sicht auf meine Bilder, obwohl ich einen privaten Account hatte. Und diese Kommentare....!

»Fahr zur Hölle!«

»Genau das sagtest du schon und sieh' da, ich bin noch hier.«, lachte sie und nahm sich wieder ihr Handy. Ohne darauf zu achten, wer durch die Tür gelaufen kam, verließ ich die Mädchentoilette und machte mich auf dem Weg zum Schulausgang. Länger wollte ich ganz bestimmt nicht mehr blieben!

»Ade, warte!«, rief mir dann plötzlich Maike zu, als ich nach draußen lief und nun auf dem Vorderhof stand. Es überraschte mich schon ein bisschen, dass sie nun mit mir reden wollte, obwohl es vorhin komplett anders aussah. »Ich glaub dir.«, sagte sie total überzeugt, als sie vor mir stehen blieb und mich schwach anlächelte. »Obwohl vieles dafür spricht, wie zum Beispiel deine Locken und die Figur. Aber ich bin mir sicher, dass du nicht so bist!«

»Danke.«, versuchte ich ihr lächeln zu erwidern und nickte anschließend mit dem Kopf. »E-Es ist echt schmerzhaft zu wissen, dass sich wirklich alle in kurzer Zeit gegen mich verschworen haben.«, seufzte ich und steckte meine Hände in die Jackentasche. »Und das alles, weil Aylin mich einfach nicht in Ruhe lassen möchte.«

»Ich wusste, dass die Bitch was damit zutun hat!«, rief sie auf und klatschte in ihre Hände. »Der reiße ich die Extensions raus bis–«

»Tu' das nicht.«, unterbrach ich sie. »Sonst machst du alles nur noch schlimmer und darauf hab ich nun echt kein Bock.«, sagte ich und räusperte mich. »Ich fühl' mich echt nicht so gut und geh jetzt nach Hause. Kannst du Hannah bitte sagen, dass ich–«

»Ich komm mit dir. Jetzt kann ich dich wohl nicht allein lassen.«, unterbrach sie mich nun und harkte sich bei mir ein. »Außerdem kann ich ein paar Kunststunden mit der zugedröhnten Himpfen sausen lassen. Die wird es eh nicht bemerken.«, lachte sie und begleitete mich nach Hause.


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»Ist es okay, wenn Julian nachher kommt? Der will unbedingt vorbeischauen.«, fragte ich Maike, die halb schlafend auf der Couch lag und nur wenige Sekunden brauchte bis sie einschlief.

»Er ist dein Freund und nicht meiner.«, lachte sie leicht und gähnte noch bevor sie sich aufsetzte und sich durch ihre Haare fuhr. »Der kann ruhig vorbeikommen. Ich muss nachher eh noch zu Paul und danach muss ich noch mein Referat über Lessing vorbereiten.«, sagte sie und stand auf

»Du brauchst jetzt noch nicht gehen. Der wird eh in einer Stunde kommen.«, erwiderte ich darauf und wollte ihr nicht das Gefühl geben, dass ich sie nun los haben wollte. Sie gehörte momentan zu den wenigsten, die mir glaubte und auch verstehen konnte, warum mich das alles mitnahm.

»Bis dahin lass ich dir jetzt auch deinen Freiraum, Ade.«, schmunzelte sie und umarmte mich. »Ich kann echt nerven und vier Stunden mit mir ist echt too much. Selbst ich hab langsam genug von mir bekommen.«, scherzte sie und schaute mir anschließend in die Augen. »Ich steh hinter dir, egal was ist, Adeline. Dafür sind beste Freundinnen auch da! Social Media ist ab heute für dich tabu und das bis ich herausgefunden habe, welche Bitch Aylin bezahlt hat, um dieses Video rumzuschicken.«

»Danke, Maike. Ernsthaft! Was würde ich nur ohne dich tun?«

»Verrecken, weil du ein Sensibelchen bist.«, kicherte sie und nahm ihre Sachen. »Ich ruf dich heute Abend an.«, sagte sie noch, bevor sie aus dem Wohnzimmer lief und mich somit auch alleine ließ. Es gab nur mich und meine Gefühle, die seit heute Morgen verrückt spielten.

Neben dem ganzen Drama um das Video, drehten sich meine Gedanken auch um Julian. Sollte ich ihm das mit dem Video sofort erzählen oder einfach nur warten bis ich selbst mit mir klar kam? Das Video würde nicht nur für Hannah und Joel ein Grund zur Trennung sein, sondern auch für Julian und mich, wenn auch er mir nicht glaubte.

Er würde doch sofort erkennen, ob ich es auf dem Video bin oder nicht. Oder?

Bevor ich mir weiterhin den Kopf darüber zerbrechen konnte, klingelte mein Handy. Sofort schaute ich aufs Display und war schon leicht überrascht darüber, dass sie mich anrief.

KATHARINA KASAKOVSKA
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𝐓𝐢𝐥𝐥 𝐃𝐞𝐚𝐭𝐡 𝐃𝐨 𝐔𝐬 𝐀𝐩𝐚𝐫𝐭 ❥ 𝑗. 𝑏𝑟𝑎𝑛𝑑𝑡Where stories live. Discover now