❥Du haust Kai keine rein, wenn er dir nicht zuhören möchte

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                           AM SPÄTEN ABEND STAND ich unten im Keller, in dem ich mein Solo für das Stück «Der Nussknacker» übte

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                           AM SPÄTEN ABEND STAND ich unten im Keller, in dem ich mein Solo für das Stück «Der Nussknacker» übte. Da bald die Weihnachtszeit anstand und das Ballettstudio wie jedes Jahr das Stück aufführte, war es nun Zeit zu üben. Die Rollenverteilung sah wie jedes Jahr komplett anders aus, was ich echt toll fand. Es gab im Studio niemanden, der zweimal hintereinander die Hauptrolle bekam – Im letzten Jahr bekam Klaudia, eine damalige Tänzerin im Studio, die Hauptrolle der Clara und hatte den "kleinen" Tänzerinnern immer wieder nach dem Training erzählt, wie anstrengend die Rolle war.

Die Rollen verteilte nie Pierre, sondern Marie. Ihr gehörte das Studio und sah sich hin und wieder ein paar Stunden bei den Großen und Kleinen an. Da die Kleinen erst einmal lernten auf ihren Spitzenschuhen zu stehen, wählte sie oft einen von den Großen aus. Dieses Jahr gehörte ich zu den Glücklichen und ich spürte, wie hart mich die neue Rolle mitnahm.

Da ich im Ballettunterricht oft hinterher hing, wegen unnötigen Fehlern, übte ich nach dem Spiel von Julian bis Elf Uhr Abends und unterbrach meine Übung erst, als mein Handy auch schon zum sechsten Mal vibrierte und somit die Musik, die durch die Boxen liefen, stoppte. Sechsmal konnte ich es ignorieren, doch beim siebten Mal klappte es nicht und ich nahm den Anruf entgegen, nachdem ich den Kontaktnamen auf dem Display las.

»Solltest du nicht noch mit deinen Teamkollegen feiern?«, stellte ich direkt eine Frage ohne ihn überhaupt zu begrüßen.

»Ja, sollte ich noch. Aber momentan ist mir etwas dazwischen gekommen, was ich nun echt nicht verschieben kann. Außerdem hab ich heute genug gefeiert, schätze ich.«, antwortete er mir und lachte leise auf. »Hab ich dich beim schlafen gestört?«, fragte er hinterher und schien wohl endlich verstanden zu haben, um welche Uhrzeit er gerade anrief.

»Nein, alles gut.«, antwortete ich und kicherte leicht. »Ich hab bis vorhin noch trainiert und deine Anrufe bewusst ignoriert.«, gestand ich ihm und fuhr mir durch meine Haare. »Warum genau rufst du mich um Elf an?«

»Das ist eine sehr gute Frage, Adeline.«, sagte er und blieb für ein paar Sekunden still. »Hast du Zeit?«

»Wann? Jetzt?«, fragte ich verwirrt nach und lief durch die Gegend, während ich auf eine Antwort von ihm wartete.

»Ja, jetzt! Ich stehe mindestens 50 Meter von deiner Haustür entfernt und versuche echt nicht bei deinen Geschwistern aufzufallen. Je länger du mich jetzt warten lässt, desto schneller werden sie mich entdecken und ein «Theater» machen. Lass mich nicht klingeln, Adeline.«, sagte er und bevor ich ihn beschimpfen konnte, beendete er den Anruf und ließ mich verdattert auf mein Handy schauen.

»Was für ein Arsch!«, sprach ich zu mir selbst und konnte mir ein schwaches Lächeln nicht verkneifen, bevor ich dann leise aus dem Heimstudio lief und im Waschraum nach einer Hose zu suchen, um hinterher nicht in einem My Little Pony Pyjama rauszulaufen. Zu meinem Glück fand ich eine schwarze Leggings und ein Shirt von Isaak, dass ich schnell anzog. Möglichst leise nahm ich meine Schlüssel, stieg in meine Adiletten und schlich mich unbemerkt aus dem Haus, da meine Eltern wohlmöglich schon im Bett lagen, sich eine Serie auf Amazon Prime anschauten und mich immer noch hören könnten. Bei Sydney wusste ich nicht, ob sie durchgängig aus dem Fenster schaute.

𝐓𝐢𝐥𝐥 𝐃𝐞𝐚𝐭𝐡 𝐃𝐨 𝐔𝐬 𝐀𝐩𝐚𝐫𝐭 ❥ 𝑗. 𝑏𝑟𝑎𝑛𝑑𝑡Where stories live. Discover now