Kapitel 39

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Kapitel 39

Ohne aufzuwachen, verschlief die junge Dämonin einen ganzen Tag. Ruhig lag sie da, doch ihre Gefühle verdeutlichten, dass ihre Träume nicht gerade schön waren. Immer wieder konnte Aaron von ihr fühlen, wie verzweifelt sie war. Kurz darauf schwappte ihm eine Welle der Liebe entgegen.

So unsicher war sie sich noch nie gewesen. Träume verknoteten sich miteinander zu einem Wirrwarr, aus dem Saori sich nicht befreien konnte. Eines, was ihr wirklich zusetzte.

Doch eines wurde ihr dabei klar. Egal, was sie träumte, sie dachte dabei immer an den Engel. Aaron war derjenige, den sie ständig in Gedanken hatte. Ob es auf der Blumenwiese war, wo sie ihn gerne bei sich hatte, oder auch in dieser Dunkelheit, die sie zu verschlingen drohte.

Sie spürte im Schlaf, wie glücklich sie war, wenn sie sich mit Aaron neckte oder einfach mit ihm sprach.

Er war ihr Anker und ihr Fels in der Brandung geworden. Auch wenn er gefährlich war. So, wie er es gesagt hatte, würde er das nur sein, um sie zu beschützen. Warum also glaubte sie ihm einfach nicht?

Waren die Worte ihrer eigenen Familie denn so viel mehr wert als die eines Mannes, der sie liebte?

Vielleicht war auch ihre Familie diejenigen gewesen, die sie ein Leben lang manipuliert hatte. Und nicht Aaron. Was, wenn er wirklich Recht hatte? Saori wollte ihm Glauben schenken. Wünschte sich, dass nur seine Worte in ihrem Kopf waren und sich nicht ständig mit den anderen vermischten.

Es war so schwer für die Dämonin, etwas zu entscheiden. Doch in ihren Träumen wusste und spürte sie, dass sie es tun musste. Entweder sie würde bleiben und ihm damit beweisen, dass sie stark genug war, durch die Unsicherheiten zu gehen, oder gehen und ihn mit einem gebrochenen Herzen zurücklassen.

Als warme Sonnenstrahlen auf ihrer Haut tanzten, erwachte das junge Mädchen wieder. Gleichzeitig fühlte sie die ruhigen Bewegungen des Engels und die Wärme der Katudjalls, die sich an sie geschmiegt hatten und sie nicht verlassen hatten.

"Wie geht es dir?", fragte Aaron mit leicht rauer Stimme. Jedoch klang sie fester, als er erwartet hatte. Davon, dass er geweint hatte, während sie geschlafen hatte, war nichts mehr zu hören oder zu sehen.

Anstatt auf seine Frage zu antworten, schmiegte sie sich an ihn. Machte sich klein, als würde sie Schutz bei ihm suchen. In ihrem Traum war ihr klar geworden, dass sie nicht mehr ohne den Engel leben konnte. Dass sie ihn brauchte. Ohne ihn würde sie wahnsinnig werden und ein Teil von ihr würde fehlen.

"Es tut mir leid", nuschelte Saori, der klar geworden war, dass sie sich falsch benommen hatte. Es war nicht richtig gewesen, einfach die Insel zu verlassen, sodass er gezwungen gewesen war, ihr zu folgen.

"Für was entschuldigst du dich?", fragte er skeptisch und legte schützend die Flügel um sie. Es beruhigte ihn sehr, dass sie jetzt wieder so ruhig war und Schutz bei ihm suchte.

Die kühlenden Flügel, die eine angenehme Dunkelheit um sie herum ausbreiteten, ließen sie leise seufzen. "Alles", kam die leise, undeutliche Antwort über ihre Lippen. Zwar verspürte sie noch eine gewisse Angst, doch die Angst, ihn nie wieder zu sehen, war die Größte.

"Du hast mich nicht verlassen", sagte er sanft und mit einem Kloß im Hals. "Das hätte dir leid tun müssen, aber alles andere werde ich überleben. Solange du bei mir bist."

"Ich werde nicht gehen. Dafür liebe ich Euch zu sehr", brachte sie heiser hervor und sie hörte sich an, als würde sie weinen. Beinahe hätte sie einen großen Fehler gemacht.

Aaron seufzte erleichtert aus. "Davor hatte ich wirklich Angst", gestand er ehrlich. "Aber wenn du es willst, werde ich dich gehen lassen. Du bist hier nicht gefangen", wiederholte er seine Worte.

Aingeru Aroha - Dämonenhochzeit (Band 6)Where stories live. Discover now