Kapitel 10

85 4 12
                                    

Kapitel 10

Eine leise Melodie erklang von Saoris Lippen. Genau die, zu der sie auf dem Fest getanzt hatten. Diese hatte sich in ihr Gedächtnis gebrannt. Vor allem, weil sie so schön und fröhlich geklungen hatte.

Ihr Dämonenschwanz zuckte leicht im Wasser hin und her, als würde er mitsingen wollen. Mit dem Eis in der Hand erinnerte sich Saori an die Gefühle zurück, die sie beim Tanzen gespürt hatte.

"Danke für Eure Geschichte, die mich abgelenkt hat", summte sie vor sich hin, ohne dabei die Melodie zu verunstalten.

"Ich bin froh, dass es geholfen hat", schmunzelte Aaron. "Deine Gefühle gefallen mir sehr."

"Das zeigt mir allerdings auch, dass ich keinen Respekt für Euch haben sollte. So ungezogen, wie Ihr gewesen seid", spottete sie leise. Er war als Kind wirklich ungezogen gewesen. Das hätte er sich bei den Dämonen niemals erlauben dürfen.

"Du bist die Einzige, die jemals diese Seite an mir kennenlernen wird", meinte er mit einem Schmunzeln.

"Ich hoffe, Ihr habt nicht vor, mich wieder auf ein so schreckliches Fest mitzunehmen. Nehmt lieber Zephyr mit. Sie liebt es zu tanzen", stellte Saori klar. Noch einmal wollte sie nicht auf solche Feste gehen.

"Wenn ich nicht muss, werde ich es nicht tun", versicherte er ihr. Die Hochzeit plante er in sehr kleinem Kreise.

"Ihr müsst eine Begleitung mitbringen. Es heißt nicht, wer es sein muss. Ich lasse lieber Zephyr vorgehen, als das noch einmal tun zu müssen", beharrte Saori und steckte sich den Holzstiel in den Mund, um das restliche Eis abzuschlecken.

"Ich habe ebenfalls nicht vor, so schnell wieder zu einem Fest zu gehen", meinte er leise lachend.

Jetzt erst lächelte sie wieder leicht. "Hoffe ich für Euch. Das heißt, Ihr werdet mich sonst allein lassen."

Er hatte versprochen, das nicht mehr zu tun. Und irgendwie war sie sogar wirklich glücklich darüber. Saori hatte Angst vor den anderen bekommen, seit sie vergiftet worden war. Schlimmer als zuvor zog sie sich meistens zurück. Vor Caius und Dion, die auf die Hasen aufpassten und sich um sie und auch die Katudjalls kümmerten, wenn sie mit Aaron auf der Hauptinsel war.

Aber auch vor Zephyr und Ephraim zog sie sich zurück. Manchmal besuchte sie die beiden, um nach der Kaktusfarm zu sehen, doch sie lehnte jedes Mal ab, wenn sie Saori zum Essen einluden.

Zephyr war eine wirklich gute Freundin, die Saori nicht bedrängte und ihr Zeit ließ, sich zu erholen.

Sie würde noch lange brauchen. So einen Verrat vergaß man nicht sehr schnell. Das war jedem hier klar.

Abisai war nicht mehr auf der Insel. Er würde auch nie wieder hierherkommen. Dafür hatte Aaron gesorgt. Raffael behielt ihn, netterweise ebenfalls im Auge.

"Ich habe es dir versprochen", meinte Aaron sanft und streichelte ihren Knöchel.

"Ich weiß", lächelte Saori. "Wer wird eigentlich die Reparaturen erledigen?", wollte sie wissen.

"Nicht Abisai", seufzte er. "Vielleicht sollte ich mich noch einmal nach jemanden umsehen, der handwerklich begabt ist", murmelte er. Dazu musste er jedoch auf den Sklavenmarkt und Saori allein lassen. Das ging also nicht.

"Wer hat sich denn davor darum gekümmert?", erkundigte sie sich bei ihm. Abisai war noch nicht so lange hier, weshalb es doch jemanden geben musste, der dafür verantwortlich gewesen war.

"Ich. Das letzte Mal war jedoch Tabitha dabei", erklärte er.

"Ihr habt selbst die Reparaturen durchgeführt?", fragte Saori zweifelnd. Ihre Frage hatte sich darauf bezogen, wer zuvor die kaputten Gegenstände wieder hergerichtet hatte.

Aingeru Aroha - Dämonenhochzeit (Band 6)Where stories live. Discover now