Kapitel 9

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Kapitel 9

Aaron fuhr sich über die Stirn und mit der Hand in die Haare. "Manchmal machst du mich fertig", lachte er fast schon verzweifelt. "Wenn ich jetzt sage in unserer Kultur bist du eine Lichtbringerin, du musst heilen, würdest du es dann in Ordnung finden, wenn ich dich bestrafe, weil du nicht heilst?", fragte er und blickte sie ernst an.

„Ja", kam die etwas kleinlaute Antwort von Saori. Sie würde auch in diesem Fall nicht gehorchen, sondern sich widersetzen, ihren Pflichten nachzugehen.

"Und wenn du es gar nicht kannst, weil ich nur denke, dass du eine bist?", fragte er. Verstand sie denn nicht, auf was er hinaus wollte?

„Wenn ich eine Lichtbringerin wäre, dann gäbe es Anzeichen und genaue Hinweise darauf. Das heißt, dass ich eine wäre. Zuvor könnt Ihr nichts dergleichen verlangen", antwortete Saori hilflos.

Aaron würde nie verstehen, welche Unterschiede es zwischen ihnen gab.

Aaron seufzte. "Gut, dann bringe ich dir demnächst Hinweise darauf, dass du eben keine Todbringerin bist", sagte er ernst. "Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass du es nicht bist."

„So? Wollt Ihr die Glocke abtrennen? Nur zur Information, selbst wenn Ihr die danach wieder ranmachen wollt, ist es zu spät", erwiderte Saori fast schon schnippisch. Da war sie wieder: Eine Diskussion, wo sie beide verschiedene Meinungen hatten und nicht auf einen Nenner kamen.

Sie kannte sich doch besser als er sie!

"Nein, das werde ich nicht tun", sagte er entschieden und stupste ihr Kinn an. "Aber wenn ich dir beweisen kann, dass auch Merkmale auf andere Dinge zutreffen, die nichts damit zutun haben, dass du eine Todbringerin bist, wirst du dann darüber nachdenken?"

„Wieso wollt Ihr mir unbedingt das Gegenteil beweisen?", kam die leise Gegenfrage über ihre Lippen. Sie verstand gar nicht, warum er so darauf beharrte, dass sie nicht das war, was sie war.

"Weil ich möchte, dass du eine Möglichkeit hast zu leben, ohne immer wieder darauf beschränkt zu werden, was du tun solltest oder nicht kannst. Auch wenn du diejenige bist, die das tut", erklärte er ihr. Ob sich Belle wohl auch diesem Problem annehmen konnte?

„Ihr stellt Euch alles immer sehr einfach vor und könnt anscheinend nicht akzeptieren, dass ich das bin, was ich bin", schmollte die Dämonin und ließ sich von seinem Schoß gleiten. Die Freude über die Rückkehr war wie weggeblasen. Nur wenige Worte hatten dazu ausgereicht, dass sie wieder in einer Diskussion gelandet waren, die einfach unmöglich war.

"Wenn es dich verletzt, dann werde ich es nicht akzeptieren", sagte er und zog sie wieder zu sich. "Ich möchte einfach, dass du aufhörst dich wegen etwas fertig zu machen, was nicht deine Schuld ist", erklärte er und vergrub den Kopf an ihrem Hals.

Etwas widerwillig hatte sie sich von ihm zurückziehen lassen. "Es verletzt mich nicht, weil ich mich so akzeptiere. Es ist mein Wunsch, nicht zu töten und nicht zu gehorchen. Deshalb ist es auch für mich in Ordnung, dafür bestraft zu werden", erklärte Saori eindringlich. Also war es ihre Schuld. Nicht, weil sie als Todesbringerin geboren wurde.

Aaron seufzte. "Ich weiß, dass du es nicht möchtest und so akzeptierst", sagte er sanft. "Daher wäre es doch schön, wenn du nicht immer das Gefühl haben müsstest, nicht richtig zu funktionieren, oder?"

Hilflos zuckte sie mit den Schultern. Ihr gesamtes Leben hatte sie so verbracht. Wie sollte sie denn das ändern, wenn man es ihr so beigebracht hatte?

"Weißt du was, lassen wir das Thema", meinte er schließlich. Allerdings hatte er sie auch erfolgreich von dem Thema davor abgelenkt.

Zufrieden damit nickte Saori und schloss die Augen. Es war manchmal so schwer, ihm etwas zu erklären, weil er auf seiner eigenen Meinung pochte. Wenn sie nur schon wieder zuhause wäre, könnte sie sich ins Schwimmbad zurückziehen und sich einfach treiben lassen.

Aingeru Aroha - Dämonenhochzeit (Band 6)Where stories live. Discover now