Bayrischer Mistwagen

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Evelyn:

Genüsslich strecke ich mich, während die Nase bereits den Geruch von frischen Kaffee aufnimmt. Ein Grinsen stielt sich auf mein verschlafenes Gesicht. Wenn ich könnte würde ich jetzt ein paar Bäume ausreißen! Es ist einfach so unglaublich was gerade passiert.. Nicht nur, dass jetzt 2 1/2 endlose Monate Ferien vor mir.. uns liegen. Nein, es ist mehr die Tatsache zu wissen, dass ich mit meinem Lehrer geschlafen habe! Sanft streiche ich über meine Lippen. Die Lippen die Samu gestern liebkost hat. Fahre mir durch die Haare. Es ist alles noch so verwirrend für mich um dies wirklich zu glauben. Ein Wunder, dass ich tatsächlich irgendwann zum schlafen gekommen bin. Wir konnten die Finger einfach nicht voneinander lassen, es war als müssten wir uns die gestohlene Zeit zurückgeben, die wir verpasst hatten, während wir voneinander getrennt waren. Und so liebten wir uns noch mehrmals in dieser für mich unwirklich tollen Nacht. Das Blut schießt mir in die Wangen und ich begebe mich zur Dusche. Doch bevor ich die Klinke der Badezimmertür herunter drücken kann, schlingen sich bereits Samu's starke Arme um meine Taille.

"Morgen Süße! Gut geschlafen?" Sein Lächeln ist bis zu mir spürbar.

"Von schlafen kann keine Rede sein." Ich drehe mich zu ihm um und versuche nicht erneut in seinen blauen Augen zu versinken.

"Willst du mit mir duschen?" Da ich sowieso kaum erwarte, dass er sich wehren wird, nehme ich seine Hand und zerre ihn mit. Kurz darauf prasselt das warme Wasser wohltuend auf uns herab. Ich schmiege mich an Samu's starke Brust während er meinen Körper mit zarten Küssen verwöhnt, sodass ich mich wieder wie im 7. Himmel fühle. Seine Erscheinung ist noch imposanter als sonst, die Wassertropfen auf seiner Haut, sowie seine nassen vor sich hintropfenden Haare machen aus ihm diese unwiederstehliche Mischung die meinen Puls schon wieder auf 180 befördert.

Genau in diesem Moment nähere ich mich seinem Gesicht.. Knabbere sanft an seinen vollen Lippen.. Da klingelt zur unpassendsten Zeit mein Telefon. Genervt verdrehe ich die Augen.

"Lass es doch klingeln." Samu's Stimme duldet keinen Wiederspruch. Also lasse ich Handy, Handy sein und widme mich wieder meinem Lieblingsfinnen. Um kurz darauf von einem erneuten Klingeln unterbrochen zu werden.

Mit Gemurre lässt Samu mich aus der Dusche steigen. Ich melde mich äußerst genervt:

"Ja was ist denn?"

"Evelyn? Deine Eltern machen sich riesige Sorgen um dich. Du kennst sie ja.." Ich meine Lea's unterdrücktes Seufzen zu vernehmen.

"Hast du ihnen nicht verklickert, dass ich bei Olivia bin?"

"Hälst du mich für bescheuert? Natürlich habe ich das gesagt! Aber du meldest dich nicht.. so langsam fällt das auf. Komm so schnell wie möglich vorbei, ok?"

"Hmpff." Ich mein ich bin 17! So langsam müssen sich meine Eltern mal von mir lösen!

"Gut ich bin gleich da." Wütend schmeiße ich das Handy in die Ecke. Wäre ich mal nicht drangegangen!

"Baby, was ist passiert?" Mitfühlend sieht Samu mich an. Obwohl ich megasauer bin hat die Situation etwas komisches, sodass ich kurzerhand lachen muss, ohne eigentlich zu wissen warum..

"Na ja, ich soll zu meinen Eltern. Sie machen sich Sorgen. Lea war so freundlich mir rechtzeitig Bescheid zu sagen. Vorher.." Ich renne schnell nach oben um mir meine Sachen über zu streifen. Samu tut es mir gleich und so sind wir kurz darauf wieder am liebevoll gedeckten Tisch. "..würde ich gerne noch etwas im Magen haben."

"Hmm." Samu wirkt während des Essens nachdenklich, ständig schweift sein Blick ab oder er runzelt die Stirn so als würde er über etwas streiten. Vielleicht redet auch er mit seiner inneren Stimme. Weiß man's?

"Haallo?" Ungeduldig wedele ich mit meiner freien Hand vor seinem Gesicht herum. "Was ist?"

"Ach.." Samu weicht mir aus und kratzt sich am Kopf. Unschlüssig spielt er mit seinem Brötchen und schmiert wahllos etwas drauf.

Auf einmal erwidert er meinen forschen Augenkontakt wieder, sodass ich überrascht nach Luft schnappe. Was ein so harmlos wirkender Blick bei mir auslösen kann. Ich muss an meiner Selbstbeherrschung arbeiten..

"Ich habe ein echt schlechtes Gewissen.."

"Warum?" Verständnislos runzele ich jetzt die Stirn.

"Na ja.. Ich schlafe mit dir, während deine Eltern außer sich vor Sorge sind. Versteh mich bitte nicht falsch, die Liebe zu dir ist einfach unfassbar stark, ich habe noch nie solche Gefühle für jemanden empfunden und jede einzelne Sekunde mit dir genossen. Doch kann ich diese Heimlichtuerei auf Dauer einfach nicht. Wir sollten es deinen Eltern sagen... Und sie fragen ob wir gemeinsam mit deiner Freundin Lea nach Deutschland fahren können. Du erinnerst dich doch noch an unseren gemeinsamen Abend?"

Wie könnte ich den vergessen.

"Das geht nicht. Samu, meine Eltern werden uns sofort den Kontakt zueinander verbieten und mich auf Schritt und Tritt bewachen. Ich will dich nicht verlieren.."

Meine Stimme bricht und endet in einem leisen Flüstern. "Diese Sache zwischen Liebe und Vernunft macht mich fertig."

"Hey." Samu kommt zu mir rüber, kniet sich vor mich und nimmt meine Hand."Wir können es nicht ewig verstecken. Deine Mutter ist bereits misstrauisch. Es ist besser wenn wir es jetzt beichten, als dass sie es irgendwann hinten rum erfährt. Oder?"

"Ich weiß nicht." Eine einzelne Träne löst sich aus meinem Augenwinkel. Samu küsst sie weg."Hör auf zu weinen. Das bringt doch nicht's. Unsere Liebe ist verboten, dass wissen wir beide. Aber scheiß drauf, jetzt haben wir sowieso schon alle Regeln gebrochen."

"Ok. Auf deine Verantwortung."

"Auf meine Verantwortung."

Ein Kuss auf die Stirn lässt mein Gehirn wieder arbeiten. "Warte."

Ich richte mich auf und lege so viel Gefühl in diesen einzelnen Kuss, dass es fast wehtut. Im positiven Sinne natürlich. "Ich werde dich nicht mehr gehen lassen. Versprochen." Habe ich schonmal erwähnt, dass sein Deutsch einfach mega süß ist? Mir zuliebe lernt er einige Brocken und zu meinem Erstaunen klingt es schon recht gut. Keiner von uns beiden will sich aus dieser innigen Umarmung lösen bis sich Samu schließlich abwendet um seinen Autoschlüssel zu nehmen. "Bringen wir es hinter uns." Mit kurzen Schritten folge ich ihm um kurz darauf seinen BMW zu erspähen.

"Eigentlich könnten wir den kurzen Weg auch laufen."

"Och, nööö.. Mein Baby muss doch bewegt werden." Beruhigend klopft er auf die Vorderseite seines geliebten Autos.

"Alter Angeber. Aber gut: Fahren wir eben mit deinem Bayrischen - Mist- Wagen.."

"Ey." Samu's empörter Blick lastet auf mir. "Wie hast du mein Auto eben bezeichnet?"

Ich schweige. Zeitgleich steigen wir ein. Samu tut beleidigt und beobachtet mich gespannt aus dem Augenwinkel.

"Warum fährst du überhaupt ein deutsches Auto?", durchbreche ich die Stille.

"Ich steh halt drauf." Samu grinst selbstzufrieden vor sich hin. "Du bist echt ein Angeber, Samu. Ich versteh zwar nichts von Auto's, aber das dein BMW nicht gerade billig war, kann selbst ich mir erschließen."

"Hab lange drauf gespart. Deshalb verehre ich ihn und könnte mir ein Leben ohne seine Anwesenheit nicht mehr vorstellen." Dramatisch legt er sich eine Hand auf die Brust während er mit der anderen weiter lenkt. "Und auf deine Anwesenheit möchte ich auch nicht mehr verzichten."

Schlagartig werde ich wieder ernst und konzentriere mich auf's wesentliche. Meine Eltern von unserer Liebe überzeugen.

"Soo, da wären wir." Samu schaltet den Motor aus. Nervös beiße ich auf meiner Lippe herum. "Ok, los geht's."

Energisch steige ich aus und drücke entschlossen auf den Klingelknopf.

Meine Mutter öffnet.

"Evelyn, da bist du ja! Wo warst du?" Erst jetzt entdeckt sie Samu der direkt hinter mir steht.

"Herr Haber...?"

TEACH ME / Samu Haber FF Where stories live. Discover now