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Jimin Pov.

Montag.

Erwartungsvoll sah mich die Klasse an.
"Wir haben gehört, dass sie am Wochenende feiern waren, stimmt das?", war auch schon die erste Frage, die ich zu hören bekam.
Na super, darauf hatte ich ja jetzt Bock.
Seither hatte ich mich irgendwie nicht getraut, Yoongi anzuschreiben....
Ich war enttäuscht von mir. Nicht, weil ich das gemacht hatte, was mein Herz mir gesagt hatte, sondern das gemacht hatte, was mein Kopf gesagt hatte.

Ich zuckte mit den Schultern.
Noch immer tat mein Kopf weh und so richtig Essen wollte ich auch nicht.

"Herr Park, was ist denn los mit ihnen? Sie sind voll schlecht drauf. Ist was passiert?"
Ok Jimin zusammen reißen. Gute Miene zum bösen Spiel.
"Ne, ne hab einfach ne bisschen übertrieben am Wochenende." Ich lächelte und zog das Englisch Arbeitsheft zu mir und schlug eine Seite auf.
"Ein Bisschen?! Sie waren rotzevoll!"

"So reicht jetzt. Ab jetzt reden wir nur noch über Englisch. Arbeitsheft Seite 55!"
Die Kinder maulten zwar, aber das war mir egal.
"Kommt Herr Min eigentlich zu unserem Abiball?", ertönte eine neue Frage.
"Weiß nicht, vielleicht. Müsst ihr ihn selbst fragen", gab ich knapp von mir und drehte mich zur Tafel, um irgendwas anzuschreiben.

Erleichtert ließ ich mich auf meinen Lehrerstuhl fallen. Endlich war die Stunde vorbei und ich war allein im Raum. Plötzlich klingelte mein Handy.
Als ich den Namen las, brodelte ich gerade zu über vor Freude. Nicht.

"Hallo Mama."

"Hallo mein Schatz! Wie geht es dir?"

"Gut und dir?", erkundigte ich mich anstandsmäßig, wobei mich das im Moment echt wenig interessierte. Ich hatte andere Dinge im Kopf. Eins davon: das Homophobe Gehabe von meinen Eltern und der Gedanke an Yoongi.

"Ach, mir geht's doch auch gut. Deinem Vater auch. Sicher dass es dir gut geht? Ich kenn doch meinen Jimin. Du hörst dich nämlich nicht so an, als ob es dir gut geht. Jimin falls etwas ist, du kannst uns alles erzählen!"

Sollte ich? Wie würden sie reagieren? Hörte mein Vater mit?
Ich seufzte tief. Plötzlich füllten sich meine Augen mit Tränen.
Ich schluchzte. Ja verdammt, ich wollte es meinen Eltern erzählen. Das erste Mal in meinem Leben war ich verliebt!
Und reden würde sicher helfen. Meine Brust schmerzte so und mein Herz fühlte sich an, als ob aus Blei wäre.

"Jimin? Weinst du?"

"Ja......Mama ich bin verliebt", quetschte ich schließlich raus. Jetzt musste ich richtig heulen.

"Aber Jimin, da brauchst du doch nicht zu weinen. Das ist doch super! Wie heiß sie denn?"

"Nein Mama, keine sie.....Yoongi heißt er."

Stille.

"Mama?", unsicher und mit nassen Wangen hielt ich das Telefon an mein Ohr.

"Ähm, das ist natürlich sehr schön..."
Die Art, wie sie es betonte ließ mein Herz zusammen ziehen. Sie fand es alle andere als 'schön'.

"Tut mir leid. Ich würde ihn selbst gern vergessen. Er ist ein Arsch und liebt mich nicht. Vielleicht komme ich ja bald über ihn hinweg und finde doch noch eine Freundin", log ich mich selbst und meine Mutter an.

"Ach weißt du mein Schatz....vielleicht ist es nur eine Phase durch die du gerade gehst...."

"Aber Mama, was ist, wenn es keine Phase ist? Wenn ich wirklich irgendwann mit einem Jungen nach Hause komme? Bin ich denn überhaupt noch bei euch willkommen?
Bin ich es wert euer Sohn sein zu dürfen?"

Ich heulte mittlerweile Rotz und Wasser.
Wäre Yoongi doch nur hier und würde mich umarmen...

"Jimin du wirst immer unser Sohn sein! Egal was passiert. Das steht schon mal fest. Aber versteh bitte deinen Vater und mich. Uns würde früher eingetrichtert, dass Schwule und Lesben nicht normal sind und das sowas quasi verboten wurde. Ich werde mich bemühen, es zu verstehen, aber ich kann dir nichts versprechen. Deinem Vater wird es sicher auch schwer fallen..."

Ich hatte mich wieder etwas beruhigt und war dankbar dafür, dass meine Mutter nicht gleich aufgelegt hatte.

"Mama stell dir einfach mal vor, dass du eine andere Frau sehen würdest und genau das selbe für sie empfindest, wie du für Papa empfindest. Und zack steht man auf das andere Geschlecht. Das macht man ja nicht mit Absicht. Es ist das gleiche, wie eine Schuhgröße. Damit wird man geboren, es ist keine Phase oder hast du dich bewusst im Mutterleib dazu entschieden, welche Schuhgröße du später haben willst?"

Völlig aufgelöst mit meinen Gedanken ging ich in die Raucherecke meiner Schüler. Das Gespräch hatte kurz nach meinem Beispiel geendet, da meine Mutter meinte, dass sie erst mit Papa drüber nachdenken wollte... Egal was sie sagen würden, ich blieb ja trotzdem schwul.
Unabhängig davon, wie ihre Diskussionen laufen würde.

"Habt ihr mal ne Kippe für mich?", begrüßte ich den Haufen.
"Klar Herr Park, hier bitte sehr." Ein Schüler reichte mir eine Zigarette und ein Feuerzeug.
"Sie haben ja voll rote Augen! Haben sie geheult?"
Ich nahm sie zwischen meine Lippen und zündete sie an. Das Feuerzeug gab ich ihm gleich wieder zurück. Vielleicht würde der Glimmstängel mich ja ein bisschen beruhigen.
Die Frage ließ ich einfach mal unbeantwortet.








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