Kapitel 28: Romeo und Julia

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Lou's POV:
Da war er! Der Moment auf den ich so lange gewartet hatte. Alles um mich herum fühlte sich surreal an, ich zitterte. Meine Lippen schmeckten nach Salz, sie waren benässt von meinen Tränen. ,,Mo...", meine Stimme zitterte und klang schwach. So wie ich. Ich hatte abgenommen und sah irgendwie unwirklich aus, so wie ein Geist. So als ob ich es mich nie wirklich gegeben hatte. Hatte es auch nicht, schmerzlich wurde mir bewusst, das ich achtzehn Jahre das Leben einer anderen Person gelebt hatte.

Mos Worte hingen zwischen uns, wie Nebelschwaden. Ich hatte sie nur taub gehört, aber er hatte gesagt:,,Ach, Ja, bin ich das?" Fünf Wörter, die sich wie Pfeile in mein Herz bohrten. Er hatte verletzt und sarkastisch geklungen, so als ob er mir nicht glaubte. Ich atmete tief ein und aus, bis ich einen vollen Satz zustande brachte:,, Ja, das bist du! Du bist das Beste auf dieser Welt!" Er guckte mir fest in die Augen und der Blick war so intensiv, dass ich ihm nicht länger stand halten konnte und auf den Boden schaute.

,,Ich schätze du weißt, warum ich hier bin oder?", er klang kalt und nicht wie der Mann, in den ich mich verliebt hatte. In meinem Hals bildete sich ein Klos, ich probierte ihn runter zu schlucken, was mir nicht so richtig gelangen wollte. Ich hatte das Gefühl, dass die Luft um uns herum gerade um tausend Grad gesunken und dünner geworden war. Ich fröstelte, verschränkte meine Arme vor meiner Brust und umfasste mit meinen Händen meine Oberarme. ,,Ja, ich weiß warum du hier bist. Ehrlich gesagt, kann ich es dir nicht mal übel nehmen, wenn diese Begegnung tödlich enden sollte. Aber ich will vorher noch mit dir reden.", sagte ich mutig, ich ließ mir meine Furcht nicht anmerken.

,,Weißt du Lou, glaub ja nicht, dass mir das hier heute leicht fällt, tut es nicht. Obwohl es das eigentlich sollte, aber haben wir nicht schon genug geredet?", fauchte er. Wie ein Tier, dass verletzt worden war und nur noch aus Selbstschutz handelte. Seine Worte verletzten mich...,,Obwohl es das eigentlich nicht tun sollte?", traurig sah ich ihn an. ,,Was bringen mir Gefühle, sie ändern nichts, Lou, versteh das doch!", er schrie mich an und ich zuckte zusammen.

,,Doch! Verdammt, Mo! Gefühle können Welten und Leben verändern!", nun schrie ich ihn an, in meiner Stimme lag eine Spur der Verzweiflung. ,,Ja, das können sie. Aber bei uns zerstören sie Leben!", er lachte kalt. ,,Sehen wir doch gerade! Das alles hat uns nicht weiter gebracht! Diese Gefühl, für dich, die mich fliegen und im nächsten Moment Schmerzen fühlen lassen, sieh doch wo wir jetzt stehen!", sagte er mit einem spöttischen Unterton. Ich musste schlucken. Er liebte mich, da war ich sicher, aber irgendwie schien er hiermit abgeschlossen zu haben. ,,Das hier hat doch nichts mit unsern Gefühlen für einander zu tun!", meine Stimme war bestimmt und ich guckte ihm fest in die Augen.

,,Ach nein?! Womit denn dann?", mit hochgezogener Augenbraue sah er mich an und hielt meinem Blick stand. ,,Das hier hat mit unseren Vätern zu tun. Mit dem was damals passiert ist...", ich schrie nicht mehr, sondern sprach eher leise. Ich hatte keine Kraft mehr. ,,Ja, aber es ändert nichts!", er traute sich mir nicht in die Augen zu gucken. ,,Doch, Mo! Wir sind hier die, die wegen unsern Eltern leiden müssen! Das ist ihr Streit, der auf unserem Rücken ausgetragen wird.", ich wollte ihm am liebsten packen und schütteln, aber das traute ich mich nicht.

,,Warum?! Warum können wir nicht einfach zu unserer Liebe stehen? Abhauen und ein neues Leben anfangen?", hoffnungsvoll guckte ich zu ihm hoch. ,,Woher bist du dir so sicher, dass ich das auch will? Was wenn ich das nicht bin? Wenn ich hiermit, mit dir, mit diesem Gefühlen abgeschlossen habe? Wenn ich dich nicht mehr liebe?", er vernichtete mit dieser Antwort meine ganze Hoffnung auf einen Schlag. ,,Tust du das denn nicht?", erschrocken sah ich ihm in die Augen und hielt die Luft an. Eine Träne rollte über meine Wange und fiel auf den Boden, es war als würde die Zeit angehalten werden, ich beobachtete die Träne, die wie in Zeitlupe zu fallen schien.

Schatten des Untergrunds Where stories live. Discover now