Kapitel 10: Alles oder nix?

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Lou's POV:
Die Sonnenstrahlen trafen mein Gesicht, ich schlug meine Augen auf.
Unter mir fühlte ich meine weiche Matratze, es waren nun schon zwei Wochen vergangen seitdem ich beim Grab meiner Mutter eingeschlafen war. Die Worte meines Bruders waren zwar noch in meinem Kopf, aber sie taten nicht mehr so weh. Auch Mo spukte auch noch in meinem Kopf herum, doch ich probierte mich einfach auf meine Arbeit und das tägliche Geschäft zu konzentrieren. Was anderes blieb mir eh nicht übrig, schließlich hatte mir Lukas eine klare Ansage gemacht und ich wusste, wenn ich hier heil rauskommen wollte, dann musste ich es schaffen Mo irgendwie zu vergessen. Auch wenn das schwer werden würde!
Langsam stand ich auf und wühlte den flauschigen Teppich unter meinen Füßen und krallte mich meinen Zehen in ihm fest. Ich wollte gar nicht richtig aufstehen, es war viel schöner im Bett liegen zu bleiben.
Ich guckte aus dem Fenster, draußen schien die Sonne, die Bäume verfärbten sich allmählich, es war Anfang September. Eigentlich ein schöner Tag, doch ich wusste nicht,dass dies einer der entschiedensten Tage meines Leben werden würde.
Schließlich stand ich auf und blieb kurz am Fenster stehen. Unten sah ich Autos vorbei fahren, Menschen hin und her eilen und Busse vorbei rauschen. Wenn ich nach oben sah, sah ich Flugzeuge im Himmel, die kurz bleibende Spuren hinterließen. Irgendwie wirkte alles hektisch, eilig und nur von kurzer Dauer.
Warum hielten wir nicht einfach mal inne und genossen das Leben, auch die kleinen Momente...?
Aber die Zeit bleibt nicht stehen, für niemanden!
Alles ging immer nur um schneller, besser, mehr, um Macht, Geld und am wenigsten um Gefühle, Liebe und das Leid so vieler Menschen da draußen. Verglichen mit dem Problemen so vieler anderen Leute da draußen, kamen mir meine so unbedeutend vor.
Für eine Moment hielt ich diesen Gedanken fest und schloss die Augen, wie es wohl Leuten in Hungersnot, Krieg und Terror gerade ging? Doch diesen Gedanken verscheuchte ich wieder schnell und ging ins Bad. Ich ließ mir kaltes Wasser über meine Handgelenke laufen, ich musste einen klaren Kopf bekommen.
Ich ging duschen und ließ mich von dem heißen Wasserdampf einhüllen, zum Schluss duschte ich mich nochmal kalt ab, jetzt war ich wach. Und hatte klare Gedanken!
Ich zog mich an, ein kurzen, smaragdgrünen Jumpsuit mit langen Ärmeln und tiefen Ausschnitt. Dazu in der passenden Farbe High Heels. Ich wusste nicht warum, aber ich ahnte das mir dieses Outfit heute noch helfen könnte...
Meine Haare ließ ich offen und betonte meine Augen mit einem starken Lidstrich und meine Lippe schminkte ich in einem leichten Rosé.
Dann verließ ich meine Wohnung und fuhr in mein Büro, während der Fahrt drehte ich die Musik ganz laut und summte die Lyrics mit. In meinem Büro angekommen, war alles ganz normal. Es stand ein Kaffee bereit auf meinem Schreibtisch und die Jalousien waren geöffnet sodass es schön hell war.
Ich griff zum Kaffee und genoss wie sich der starke Geschmack in meinem Mund ausbreitet, der Kaffee war schwarz, so wie ich es am liebsten mochte. Ich begann mit meiner Arbeit und fuhr meinen Rechner hoch.
Kurze Zeit später klopfte es an meiner Tür:,,Ist offen" ,,Hey Lou, wir haben ein Problem mit einem unserer Dealer. Er sagt, dass er die letzte Woche so gut wie nix verkauft hatte, in Brooklyn schlichen wohl noch so andere Dealer rum. Die haben die Ware zum halben Preis verkauft. Was sollen wir machen?", Liza, eine Assistentin stand in meinem Büro. Ich zog scharf die Luft ein:,, Schickt mir den Dealer hoch, ich will mit ihm persönlich sprechen!" Keine fünf Minuten später, stand ein großer, blonder, unscheinbarer Mann vor mir.
,,Hey, meinen Namen kennst du wahrscheinlich. Ich deinen nicht: Wie heißt du?", ich probierte so freundlich wie möglich zu klingen. ,,Ha...Hallo, ich heiß Cole.", er hatte für seine Körpergröße eine ziemlich hohe Stimme. ,,Hallo, Cole! Setz dich doch! Ich hab gehört du konntest letzte Woche nichts verkaufen, woran lag das?", ich lächelte ihn an und deutete auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch. Hier hatten schon einige gesessen, die ich zum Weinen gebracht hatte, aber das hatte ich heute nicht vor.
Er setzte sich und fing an zu erzählen:,, Das stimmt. Letzte Woche waren da noch so andere Typen in Brooklyn. Die haben alles zum halben Preis verkauft, da kam ich nicht mit." ,,Kannst du mir die Typen beschreiben?", aber eigentlich ahnte ich schon was er sagen würde. ,,Ja, sie waren groß, dunkelhaarig und braunhaarig. Ich hab sie beobachtet und hab die Kunden gefragt, sie meinetwegen die trugen ein Dreizack oder eine Schlange am rechten Handgelenk." ,,Danke, du hast mir sehr geholfen, Cole!", ich deutet zur Tür und er verschwand. Ich wusste das seine Worte nichts Gutes zu bedeuten hatten und alles verändern würden.
Es konnte nur eins bedeuten: Mo hatte sich mit Lennox, also den Vipern verbunden. Wut kam in mir auf, was fiel ihm ein? Es tat ihr im Herzen weh, es brannte noch mehr, weil ihr bewusst wurde das sie sehr wohl Gefühle für ihn hatte.
Ich musste eine Entscheidung treffen: Clan oder Mo? Aber eigentlich hatte ich keine Wahl, seitdem Lukas von Mo wusste...aber das was Mo konnte, konnte ich doch schon drei mal. Mit der Einstellung machte ich sich auf den Weg zu einem gläsernen Bürogebäude außerhalb New Yorks. Ich wusste wenn mein Plan schief ging, dann wäre ich tot, aber ich hatte Vertrauen in meine Fähigkeiten. Ein mulmiges Gefühl stieg in mir auf, aber ich wusste es war nicht einfach, aber vielleicht war es das beste. Mo würde mich hassen, aber dann konnte ich ihn vielleicht irgendwann vergessen.
Und...und sein Leben und meins wären gesichert!
Als ich vor dem Büro stand, in dem ich gleich meinen waghalsigen Plan in die Tat umsetzten wollte, wusste ich jetzt hatten die Psychospielchen begonnen!
,,Herein", hörte ich die kalte Stimme. Ich atmete einmal tief durch, dann öffnete ich die Tür. ,,Lou Rylers, was für eine Ehre! Womit verdiene ich dein Besuch?"
,,Lennox, es freut mich, dass mein Besuch dir eine Ehre ist. Ich freue mich hier zu sein!", ich lächelte ihn an. ,, Setz dich doch bitte. Was kann ich für dich tun?", er deutete auf den Stuhl und bat mir einen Whisky an, ich lehnte ihn freundlich ab. ,, Ich will nicht lange um den heißen Brei rum reden. Ich will dir etwas vorschlagen..." ,,Da bist du nicht die erste...!", er lachte, nicht kalt aber auch nicht wirklich freundlich. ,,Ich weiß, aber mein Angebot ist besser als das von Mo, ich meine wir wissen beide wer bei dir war und wir wissen auch beide wer der stärkere Clan ist!", ich lehnte mich ein bisschen vor, sodass er besser in meinen Ausschnitt gucken konnte. Seine Augen folgten meiner Bewegung. ,,Lou, Lou, Lou, mit sowas kriegst du mich nicht!" ,,Mit was?!", ich grinste unschuldig. ,,Ich will dir nur etwas vorschlagen, nicht dich heiraten!", jetzt lachte ich. ,,Wie wäre es wenn wir uns zusammen tun. Wir graben Mo die Lieferanten ab und löschen die Devils aus. Wir übernehmen Queens und teilen es gerecht und sauber unter uns auf, dafür lässt du die Finger von dem Rest New Yorks.", ich hatte meine Stimme gesenkt. ,,Und woher soll ich wissen, dass du und Mo nicht gemeinsame Sache machen und mich verarschen?", er guckte mir direkt in die Augen, doch ich hielt seinen Blick stand. ,,Woher soll ich wissen, dass du dich nicht weiter mit Mo zusammen tust? Wir haben uns gegenseitig in der Hand. Die sicherste Absicherung, die du haben kannst!", ich schaute ihn weiter an. Er legte sich zurück:,,Eines muss man dir lassen, du bist ganz schön mutig. Du weißt, dass Mo bei mir war und du kommst in mein Büro und machst mir ein Angebot. Du begibst dich auf sehr dünnes Eis. Aber mir gefallen mutige Frauen. Die Frage ist bloß, für wen werde ich mich entscheiden?", seine Augen lagen wieder auf meinem Ausschnitt. Langsam stand ich auf und merkte an seinem Blick, dass ich ihn damit überraschte. Ich ging um ihn herum und stand nun hinter ihm, die rechte Hand auf seiner rechten Schulter, dann beugte ich mich vor und flüsterte: ,,Nein, die eigentliche Frage ist willst du alles oder nix? Willst du auf der Seite der Verlierer oder Gewinner stehen?" Ich setzte mich wieder hin. ,,Du weißt was du sagen musst, um das zu bekommen was du willst, oder?" ,,Das können wir doch hier alle oder?", stellte ich als Gegenfrage. ,,Da geb ich dir Recht! Und ich weiß was ich will und das ist Sicherheit, ich glaube mit dir hab ich da die bessere Partie als mit Mo...", er beugte si h zu mir vor und hielt mir die Hand hin.,,Dann sag ich: ,,Willkommen bei den Gewinnern!", ich schlug ein und lachte. Ich wusste, dass dieser Handschlag alles veränderte, auch Mos Leben, obwohl er noch gar nichts davon wusste.
Aber ich wusste, ich hatte alles gewonnen und Mo für immer verloren...oder?
————————————————————————Sorry, dass es solange kein Kapitel gab, hier ist das 10. und vielen Dank für die Reads! Viel Spaß beim Lesen! ;)

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