Schatten des Untergrunds

Kapitel 16: Zerbrochene Welt

Mo's POV:
Ich konnte es nicht fassen! Lou war hier mit Lennox! Da kam mir ein schrecklicher Gedanken, waren die beiden auch Geschäftlich miteinander verbunden?! Nein, das konnte und durfte nicht sein. Dann wäre ich von zwei Menschen verraten worden, nein, ich konnte diesen Gedanken nicht einmal zu Ende denken...
Ich verließ die Feier früh und ging nach Hause. Zu Hause angekommen stürmte ich in mein Zimmer boxte auf meinen Boxsack ein, Tränen liefen mir übers Gesicht. Vor Trauer und Wut! Wut auf Lennox und Lou, besonders auf Lou! Kaum konnte sie mich nicht haben, nahm sie den nächsten oder was? Was für eine dreckige Schlampe! Geschockt stellte ich fest, dass ich das gerade geschrien hatte...

Lou hatte mein Leben gefickt. Ich war noch nie so glücklich mit einer Person gewesen und gleichzeitig so unglücklich. Am nächsten Morgen fuhr ich früh ins Büro und ließ den Kontostand von dem marokkanischen Konto checken, mittlerweile müssten die 3.5 Millionen von Mo eingetroffen sein, doch das Konto war leer... Wütend trat ich den Papierkorb um und knallte meine Bürotür zu. Ich wollte es nicht glauben, deswegen ließ ich meine Abrechnungen und Bestellungen dieses Monats checken. Fassungslos stellte ich fest, das kein Stoff von Niall, meinem Hauptlieferanten eingetroffen war...

Und plötzlich verstand ich die Welt! Lou und Lennox hatten mich gefickt! Und zwar so richtig! Lou hatte sich tatsächlich ein Packt mit Lennox gemacht und dieser Bastard hatte sich auch noch darauf eingelassen...
Wie konnte sie mich so verraten?
Wie konnte Lennox mich so verraten?
Na ja, ich hatte ja damit angefangen und eigentlich war es von Lou als Clanleaderin nur richtig gewesen, jeder kämpfte sich für sich...man konnte niemandem vertrauen außer sich selbst!

Ich schrie, ich hatte Lou eindeutig unterschätzt, aber ich konnte auch anders. Sie wollte Krieg, den würde sie bekommen. Die Stimme in meinem Kopf sagte mir zwar immer noch, dass ich sie liebte...aber diese Zeiten mussten jetzt einfach vorbei sein! Mit so einem Verrat hatte sie alles zerstört, klar hatte ich meinen Anteil, aber ab jetzt kämpften wir ganz klar gegeneinander. Aber mich noch wütender machte mich, dass sie sich von Lennox anfassen ließ. Was fand sie an ihm?

Ich brauste zur alten Fabrik, hier konnte ich schreien und niemand würde mich hören. Ich stieg aus meinem Auto. So viele Fragen waren in meinem Kopf:
Was war jetzt?
Wie sollte ich das meinem Vater erklären?
Warum hatte Lou das gemacht?
Liebte ich sie immer noch?!
Ich hatte das Gefühl mir wurde die Luft zum Atmen genommen, so weh tat mir mein Herz!

Ich hatte einmal in meinem Leben jemanden geliebt, mich geöffnet, jemandem vertraut und ich war so hintergangen und benutzt worden! Diese Erkenntnis hallte durch meinen Kopf, vielleicht hatte mein Vater recht und Liebe macht blind und schwach...
Ich würde mich nie wieder verlieben, diesen Fehler würde ich nur einmal machen!

Ein junger Mann kam auf mich zu. Er sah wie ein Dealer aus und das war er auch! ,,Hey, brauchst du irgendwas?", er sprach mich an. Er hatte wohl heute noch nicht viel vertickt. ,,Ne, ich glaub du hast nichts, was ich gebrauchen könnte.", gab ich sarkastisch zurück. Er wusste wohl nicht, wen er da vor sich hatte. Aber er konnte mir nicht das geben was ich brauchte...Oder verkaufst du auch neue Leben?, dachte ich mir. Nein, er verkaufte den Tod in Tüten! ,,Ey man, ich mach dir auch nen Sonderangebot...", langsam fing der Typ an mich zu nerven. Und dafür hatte er sich ein ganz schlechtes Timing ausgesucht! ,,Nein, verpiss dich!", knurrte ich. Mein Blick fiel auf sein Handgelenk, ich zog die Luft scharf ein, als ich die Flamme sah. ,,Bitte man! Ihr Bozen habt doch so viel Kohle!", er  deutete auf meinen Wagen. Mir platzte der Kragen, was dachte er, wer er ist? Mit einer schnellen Handbewegung ging er mit schmerzerfüllten Schrei zu Boden. Ich trat auf ihn ein und schlug ihn, bis er Blut spuckte. ,,Entweder du gehst dich verpissen, sagst deiner Chefin, der kleinen Schlampe: Dass ich über ihr Spiel Bescheid weiß oder du stirbst! Leben oder Sterben? Du entscheidest!", ich lachte kalt. ,,Is ja okay man, mach ich, aber lass mich los!", keuchte er. Ich ließ von ihm ab und er wollte gerade losrenne, aber ich rief ihm noch zu:,,Und lass den Scheiß mit dem Dealen, Junge! Du verbaust dir deine Zukunft, und vertrau bloß nicht darauf, dass der Clan dann für dich da ist..." Er drehte sich um und nickte, dann rannte er so schnell er konnte.

Es hatte gut getan, auch wenn es nicht richtig gewesen war, mein Frust an ihm auszulassen. Aber was war schon richtig?!
Ich hasste die Welt in diesem Moment, ich fühlte mich so verraten und von niemandem verstanden.

Zu wem konnte ich in so einem Moment gehen? Zu meinem Vater? Nein, auf keinen Fall! Zu meinem besten Freund? Hatte ich dummerweise nicht! Zu Lennox? Der hatte mich verarscht! Zu...Zu Lou? Wegen der ging es mir doch so schlecht! Ich war alleine...

Ich musste an irgendwas meine Wut auslassen, sonst würde ich platzen! Ich hatte eine Idee! Ich fuhr zu einem kleinen Kiosk und kaufte mir Spraydosen, damit fuhr ich zu einem kleinen verlassenen Bahnhof, hier konnte man in Ruhe sprühen. Ich erinnerte mich voller Schmerz, dass mir Lou bei unserem ersten Treffen, als wir im Auto zu mir gefahren waren, erzählt hatte, dass sie gerne sprühte. Ich war damals überrascht gewesen, so hatte ich sie nicht eingeschätzt...aber jetzt passte es irgendwie zu ihr!

Ich fing an! Ohne zu wissen was ich genau sprühte, bewegte sich meine Hand über die Wand des Bahnhofgebäudes. Mit jedem Strich nahm das Bild mehr Gestalt an. Mit jedem Strich kriegte ich meine Gedanken geordneter. Mit jedem Strich kriegte ich einen klareren Kopf. Mit jedem Strich ging es mir besser!

Die ganze Zeit über hatte ich Ruhe und war für mich alleine, es fühlte sich so gut an. So, wo ich jetzt meine Ruhe hatte, dachte ich nochmal an mein Leben, an meine Veränderungen. Ich war immer kalt gewesen, der junge, emotionslose Clanleader, dem die Frauen zu Füßen lagen. Dann war sie kommen die größte Veränderung meines Lebens, Lou! Sie hatte mir gezeigt, wer ich auch sein konnte, ein sensibler, emotionaler, verletzlicher Mo. Doch mit ihrem Verrat, war ich wieder ein Stück kälter geworden, ein Stück reifer, ein Stück misstrauischer. Nicht, dass ich früher naiv gewesen war, nein, aber jetzt sah ich die Welt nochmal klarer!

Eigentlich war es gut gewesen sie kennengelernt zu haben und auch sie verloren zu haben. Auch wenn ich sie nicht haben konnte, ich hatte mich gefunden. Ich kannte nun meine Facetten, die kalte, die emotionale, die Erwachsene und alle würden mir in meinem Leben helfen, da war ich mir sicher!

Trotzdem kochte die Wut in mir über sie und Lennox, wie hatten sie mich nur so verraten können? Ich kannte Lennox schon lange und er war wie ein Bruder für mich! Na ja, jetzt nicht mehr! Dennoch tat es verdammt weh zu wissen, dass er der Neue an Lou's Seite war, er hatte all das, wonach ich mich so sehnte.

Diese Erkenntnis traf mich wie der Blitz und eine Träne rollte mir der Wange runter. Ich guckte mir mein Kunstwerk an: es war ein großer, schwarzer Boxhandschuh, der gegen eine große, unförmige Gestalt kämpfte. Das spiegelte mein Inneres: mein Kopf kämpfte gegen mein Herz! Meine Vernunft kämpfte gegen meine Liebe für Lou! Verdammt, ich würde sie nie vergessen können...

Traurig fuhr ich zum Park bei der alten Fabrik und ließ mich auf eine Schaukel fallen. Es dämmerte und es waren keine anderen Leute in den Park, was auch gut so war...Ich probierte mit jeder Bewegung der Schaukel meine Glücklichkeit wiederzufinden, aber es wollte mir einfach nicht gelingen! Ich schrie und weinte mir meine Seele aus dem Hals! Ich war noch nie so verletzt und hintergangen worden. In meinen Augen konnte man die Welt sehen, die gerade für mich zusammengebrochen war...

Plötzlich hörte ich hinter mir eine leise, vorsichtige, bekannte, wunderschöne Stimme, die mir ein kalten Schauer über den Rücken jagte und wegen der ich eine Gänsehaut bekam:,,Mo?!"
————————————————————————Imd wer glaubte ihr ist es? ;) das ist schon das 16. Kapitel krass!
Viel Spaß beim Lesen ;)