Kapitel 26: Tick, Tack!

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Mo's POV:
Kälte umhüllte mich. Der Himmel war dunkel und bewölkt, Sterne konnte man nur erahnen, es war eine raue Nacht, das war New Yorks dunkle Seite. Ich liebte und hasste sie zugleich, sie war hart und faszinierend. Ich guckte in den Himmel, wieder stellte ich mir die selbe Frage, wie seit drei Tagen: Wo bist du, Lou?
Ich wusste, dass ich sie liebte. Ich wusste es einfach!

Denn Liebe ist...Liebe ist, wenn man beim Aufstehen an den anderen denkt, wenn man sich fragt, was der andere macht und tut, wenn man ihm die ganze Zeit zugucken möchte, bei dem was er macht, wenn man ihm blind vertrauen kann, wenn die Worte des anderen ein verletzten können, wenn man Glück und Schmerz zugleich fühlt, wenn man sein Leben opfern würde, wenn man dem anderen in die Augen schaut und man Gänsehaut bekommt, wenn im Margen plötzlich tausend kleine Schmetterlinge flattern, wenn man anfängt zu stottern, wenn man bei jedem gewechselten Wort das Gefühl der Unbesiegbarkeit fühlt, wenn man in der Nähe des anderen wohlige Wärme spürt, obwohl man bei -10 Grad im T-Shirt draußen steht, wenn man bei jeder Berührung eine elektrische Stromwelle spürt, wenn man bei dem anderen man selbst und unbeschwert sein kann, wenn man sich blind versteht, wenn die Herzen nur miteinander im richtige Takt schlagen...das ist Liebe für mich!

Und das fühlte ich für Lou! Aber mein Vater war dabei mein Glück zu zerstören...Ich wurde durch das ungnädige Klingeln meines Handys aus meinen Gedanken gerissen. Es war das zehnte mal innerhalb der letzten Stunde das mein Handy klingelte. Ich suchte Lou nun schon drei Tage und sie hatte NY wahrscheinlich noch nicht verlassen, wie auch? Die Flughäfen wurden von unseren Männern überwacht, ihr Auto mit ihrem Handy hatten wir auch gefunden und sie hatte in den letzten Tagen auch kein Geld abgehoben. Wie konnte eine Stadt eine Person so verschlucken? Na ja, wenn es eine Stadt gab, die das konnte, war es New York! Lou versteckte sich und sie war offensichtlich nicht schlecht dadrin. Egal wie sie es herausgefunden hatte, irgendwie beruhigte es mich. Denn ich wusste nicht, ob ich sie überhaupt finden wollte?

Was sollte ich dann machen? Sie umbringen?! Das konnte ich nicht! Aber wenn ich sie nicht umbrachte, würde ich sterben und mein Vater würde sie umbringen. Vielleicht war mir das sogar lieber, dann müsste ich nicht mein Leben lang mit dem Gewissen rumlaufen, meine große Liebe umgebracht zu haben... Aber innerlich hatte ich die Hoffnung, dass es noch ein Ausweg, Ja, ein Happy End für uns gab. Doch so langsam zweifelte ich daran... bitte Lou, Renn weg und komm nie wieder! Ich betete, dass sie einfach nicht mehr in New York war.

Ich konnte ja nicht ahnen, dass sie zu diesem Zeitpunkt keine fünfhundert Meter von mir entfernt stand. Meine Hände zitterten von der Kälte und der Angst. Ich nahm den Anruf entgegen. ,,Ja?", fragte ich. ,,Es gibt Neuigkeiten, wir haben einen Ju Rackers aufgegriffen, ein klein Krimineller aus Brooklyn, er hat gestanden, dass er Lou eine neue Identität verpasst hat als Olivia Cole.", die Stimme am anderen Ende der Leitung klang perfide stolz. Sofort stieg das Gefühl der Selbstverachtung in mir auf...Ich konnte mir vorstellen, wie dieser Ju leiden musste. Aber das war nun egal, ich musste einen kühlen Kopf bewahren:,,Und? Hab ihr nach dieser Identität gesucht?" ,,Ja und mit etwas Druck hat uns ein Hotelier gesagt, dass eine Olivia dort eingecheckt hat. Wir haben da nachgeguckt, doch mehr als eine Perücke und Kontaktlinsen haben wir nicht gefunden.", innerlich machte mein Herz bei diesen Worten ein Hüpfer. Lou hatte vielleicht wirklich noch eine Chance! Sie war uns auf jeden Fall immer ein Schritt voraus.

,,Scheiße, sucht weiter!", befahl ich mit kaltem Ton. Meine Worte konnten gar nicht verschiedener als mein Innleben sein. ,,Machen wir!", sagte mein Handlanger. Zwar wollte ich nicht, dass sie weiter suchten, aber dann hätte mein Vater die Suche übernommen, was das größere Übel gewesen wäre. Ich lief weiter und guckte durch die Gassen, ob ich irgendwo eine Frau mit kupferfarbenen Haaren. Doch im Dunkeln würde ich sowie niemanden finden, wütend trat ich gegen ein Mülleimer. Was dachte mein Vater eigentlich was ich war? Das FBI? Wie sollte ich denn Lou bitte finden!

Als ich dachte schlimmer ging es nicht mehr, erhielt ich einen elften Anruf. ,,Mo!", die Stimme meines Vaters ließ mich zusammenzucken. ,,Papa, was gibt's?", fragte ich mit fester Stimme. ,,Das wollte ich dich fragen.", er klang erwartungsvoll. ,,Nichts Neues! Lou ist wie vom Erdboden verschluckt!", antwortete ich. ,,Ich werde das Gefühl nicht los, dass du gar nicht richtig nach ihr suchst...", nun klang er bedrohlich. Ich zog hörbar die Luft ein. ,,Wie kommst du da drauf?! Ich reiße mir hier den Arsch auf!", gab ich wütend zurück. ,,Du weißt schon Mo, dass wenn du sie gehen lässt, du nichts besser machst oder? Pass auf, ich hab kein Bock mit dir zu diskutieren! Bis morgen Abend gebe ich dir Zeit, sonst suche ich sie und ich kann dir versprechen, ich finde sie!", das durfte doch nicht war sein, jetzt war ich am Arsch. ,,Verstanden.", ich presste beim Sprechen die Zähne aufeinander. Dann legte ich auf!

Jetzt war nichts mehr zu retten! Was für eine Scheiße! Jetzt musste ich sie finden und zwar vor meinem Vater, alles andere wäre eine Vollkatastrophe! Ich trat gegen eine Bank und schrie. Dann wurde mir klar, dass ich keine Zeit verlieren durfte. Ich rannte zurück zu meinem Range Rover und fuhr zu mir nach Hause. Die ganze Zeit, war meine Kehle, wie zu geschnürt, die Angst war wie Gift, das durch meine Adern floss und mich von innen auffraß.

Ich ging in mein Zimmer und suchte mir Papier raus, damit baute ich eine Mindmap die ich an die Wand pinnte. Mit allen Leuten, die Lou kannte oder in der letzten Zeit getroffen hatte. Außerdem schrieb ich die Plätze auf, die den Rylers gehörten. Ich telefonierte ununterbrochen, guckte mir die Aufnahmen unterschiedlicher Überwachungskameras Brooklyns an.

Doch nirgends war eine Spur von Lou! ,,Mo?", ich telefonierte gerade mit Tim, einem meiner besten Männer. ,,Ja?!", sagte ich genervt. ,,In Manhattan und Queens ist sie nicht, da haben wir alles abgegrast.", sagte er. ,,Verdammt, Tim! Sie muss hier irgendwo sein! Es kann doch nicht so schwer sein eine fucking Achtzehnjährige zu finden!", schrie ich mit einer Spur Verzweiflung in meiner Stimme.

Da war mir noch nicht bewusst, dass ich an dem offensichtlichsten Platz noch nicht gesucht hatte...

Lou's POV:
Ich war aus dem Hotel verschwunden nun irrte ich durch Brooklyn, immer auf der Hut vor Mos Männern. Ich wollte von ihm und nicht ihnen gefunden werden. Die Angst war weg, wenn er mich umbrachte, dann hatte ich ein würdiges Ende gefunden, wenn nicht, dann gab es vielleicht noch Hoffnung für uns.

Da mich so ja nicht zu finden schien, wollte ich es ihm leichter machen! Gerade sah ich die Scheinwerfer eines Autos in die Gasse, in der ich war hineinleuchten. Ich hörte, wie mein Herz pochte. War das Mo?! Nein! Aber es waren seine Männer, ich konnte sie hören. Sie hatten die Fensterscheiben unten, um besser sehen zu können. Ihr kriegt mich nicht! Mit diesem Gedanken begann ich so schnell ich konnte, im Schutz der Dunkelheit eine Regenrinne hinauf zu klettern.

Ich hielt die Luft an als ich auf dem Dach angekommen war und die Stimmen immer näher kamen und nun konnte ich das Licht ihrer Taschenlampen sehen. Sie leuchteten die Gasse ab und kamen zum Glück nicht auf die Idee nach oben zu leuchten, ich bewegte mich lautlos über das Dach. Kurze Zeit später hörte ich, wie das Auto wieder losfuhr und sich entfernte.

Ich stand mit ausgebreiteten Armen auf dem Dach. Ich schloss die Augen und fühlte mich, wie die Königin der Welt. Obwohl mein Herz gebrochen war, fühlte ich mich befreit. Wenn ich sterben würde, starb ich als Lou Rylers und nicht als Olivia Cole. Schon verrückt nun stand ich das zweitemal innerhalb von drei Tagen auf einem Dach. Doch diesmal wollte ich mich nicht umbringen und trotzdem konnte auch das hier meine letzte Reise sein!

Ich atmete einmal tief ein und aus, dann klettere ich vom Dach runter und begab mich auf den Weg zu Mos und meinem Ort. Ich wollte, dass er mich findet und hier würde er später oder früher nach mir suchen und ich konnte wetten, dass er diesen Ort selbst absuchen würde, auf eine bizarre Art freute ich mich ihm wieder in die kalten, blauen Augen zu gucken!

————————————————————————Das 25. Kapitel, so langsam neigt sie die Geschichte ihrem Ende. Wie findet ihr sie?
Viel Spaß beim Lesen! ;)

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