Kapitel 9: Moral spielt keine Rolle

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Mo's POV:
Es gibt Tage, an denen muss man stark seien, da muss man Gefühle hinter sich lassen um richtige Entscheidungen treffen zu können, heute war so ein Tag...
Ich war schon drei Stunden gefahren als ich endlich mein Ziel erreichte, ein großes, gläsernes Gebäude mit der Aufschrift:,,Silvermountain Investments", ich musste spöttisch grinsen, wie naiv wohl manche Leute sein mussten um das wirklich zu glauben.
Doch dann schob sich wieder das Bild seiner blauen Augen, den haselnussbraunen, glatten Haaren, dem makellosen Gesicht, in das ich letztes Jahr geblickt hatte, vor mein inneres Augen. Sofort schlich sich ein mulmiges Gefühl in meinen Bauch, ob das was ich vorhatte wirklich das richtige war...denn hierbei ging es um Geld, Macht, Kriminalität und um das Verderben von Millionen von Menschen, womit wir unser Geld verdienen.
Womit ich mein Auto, mein Haus, ja mein Leben finanziert. Jetzt wo ich so darüber nachdachte, kam mir ein klein bisschen schlechtes Gewissen, moralisch waren wir das Letzte, aber jeder ist das, worein er geboren wird oder? Und eine Wahl hatte ich ja auch nie gehabt oder? Da wusste ich noch nicht das man sehr wohl für seine Taten und Entscheidungen im Leben selber verantwortlich ist und man immer eine Wahl hat...
Schnell verscheuchte ich diesen Gedanken aus meinem Kopf, trotzdem blieben Zweifel, Zweifel ob es wirklich der einzige Weg war mit Lou abzuschließen. Immer wieder kam sie in meinen Kopf, lächelte mich an und diesen Momenten konnte ich ihre weichen, zarten Lippen auf meinen spüren, ich schloss für einen Moment meine Augen.
Ich atmete tief ein und aus!
Dann war ich bereit, ich meldete mich an der automatischen Sprechanlage zur Tiefgarage, eine monotone Stimme meldete sich. Als ich meinen Namen sagte und in die Kamera schräg über mir blickte, ging das Tor auf.
Meine Aufregung stieg, als ich mich an der Rezeption meldete, ich wurde ehrfürchtig angeschaut und sofort in das obere Stockwerk geleitet.
Dann klopfte ich an der großen, schwarzen Tür.
Die Höhle des Löwen!
,,Herein!", ich hörte die raue, kalte Stimme. Ich wusste jetzt würde es ernst werden. Ich öffnete die Tür und betrat den großen, hellen Raum. Der bekannte Geruch nach Pfefferminz kam mir entgegen. Und dann...dann blickte ich in die kalten, blauen Augen und auf das überraschte Lächeln. Auf meinen Lippen breitete sich auch ein Lächeln aus. Ich war da, da wo alles erst richtig beginnen sollte...
Ich stand im Büro von Lennox Black. Der dritte junge Clanführer, er war Clanführer von den Vipers. Dem Clan, der die Nahe Umgebung New Yorks beherrschte. Vor einem Jahr hatten wir es so ausgemacht, uns gehört Quenns und ihm die Region um NY.
Er war also kein direkter Konkurrent, eher Geschäftspartner. Und jetzt...jetzt wollte ich mich mit ihm verbünden gegen den gemeinsamen Feind.
,,Was kann ich für dich tun?", die kalte Stimme ließ mir ein kalten Schauer über den Rücken laufen, aber ich durfte hier und jetzt auf keinen Fall Schwäche zeigen. Stärke würde hier gewinnen.
,,Lennox, freut mich dich zu sehen, ich will dir etwas vorschlagen.", ich hielt mich viel davon um den heißen Brei rum herum zu reden.
,,Worum geht es? Du weißt ich bin immer offen für Geschäfte mit dir.", ein leuchtender, hungriger Blick trat in seine Augen. Ich wusste es hatte ihn der Jagdtrieb gepackt.
,, Es geht eher um einen Packt als um ein Geschäft...hör zu: Du weißt seit Jahrzehnten regieren die Flames NY bis auf Quenns, nervt dich das nicht auch?", ich setze mich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch.
,,Nein, ehrlich gesagt nicht. Mit New York hatte ich nie viel am Hut, ich fürchte da bin ich nicht der Richtige für dich.", doch so schnell wollte ich nicht aufgeben.
,,Oh doch, ich glaub schon. Wenn wir uns verbünden gegen den gemeinsamen Feind, dann können wir New York übernehmen und es unter uns gerecht aufteilen, dafür dürfen wir auch außerhalb New Yorks vergrößern.", sagte ich ganz ruhig.
,,Das klingt schon wesentlich interessanter, aber wie willst du das anstellen? die Rylers sind mächtig auch über New Yorks Grenzen?.", das war ein berechtigte Einwurf, aber ich hatte mir meine Antwort bereits parat gelegt: ,,Wir machen unschlagbare Preise und werden auch in anderen Vierteln immer präsenter. Wenn wir zu zweit sind, können wir uns das kostentechnisch leisten."
,,Da hast du Recht, abgemacht ich lasse dir auf das alte Konto in Marokko 3,5 Millionen überweisen, das sollte für den Start reichen, wenn wir das billige Zeug aus Kuba nehmen. Da haben wir dann sogar eine deutlich höhere Mage."
Damit wusste ich hatte ich ihn gewonnen. Es war zwar nur ein mündlicher Deal, aber auf Lennox war bisher immer Verlass gewesen. Das sich das einmal ändern würde, hätte ich hier noch nicht ahnen können. Zufrieden ging wieder nach unten, ich hatte es geschafft, jetzt würde alles gut werden. Ich würde Lou hiermit für immer und ewig vergessen können, auch wenn sie mich hassen würde, ihr Leben wäre gerettet.
Doch als ich in mein Auto stieg verschwand allmählich meine gute Laune, was hatte ich denn eigentlich gewonnen?
Ich würde die Person, für die ich Gefühle hatte, dazu bringen mir zu hassen, ich würde Menschenleben zerstören um mein Geld zu verdienen. Wie egoistisch war ich denn? Wie naiv war es zu glauben, dass ich mit so etwas Lou vergessen würde und es die Lösung meiner Probleme war? Ich würde Lou nie vergessen, das wusste ich. Tief in meinem Herzen.
Aber am meisten brannten sich die Wörter meines Vaters in meine Kopf:,,Du bist genau, wie ich Mo!" Sie kamen einfach aus dem Nix in meinen Kopf. War ich wirklich wie er?! War ich auch so ein gefühlskaltes Monster?! Eigentlich hatte immer er die Entscheidung und die Kontrolle über mein Leben gehabt und jetzt stellte ich auf einmal alles in Frage. Hatte ich eine Wahl gehabt? Und wenn ja, hatte ich wohlmöglich den Zeitpunkt verpasst sie zu treffen? War ich falsch abgebogen? Wer war ich eigentlich? Ich wusste, dass es hier erst so richtig losgehen sollte und irgendwie hatte ich im Gefühl das ich eine krasse Selbstfindung durchmachen würde, doch wer am Ende davon noch zu meinem Leben gehören sollte oder wollte, würde ich dann sehen. Ich hatte das Gefühl mein ganzes Leben war immer nur an mir vorbeigezogen, plötzlich kam mir das schrecklich Gefühl nie ein Teil meines eigenen Lebens gewesen zu seien, nie mein eigenes Leben gelebt zu haben...
Ich wusste nicht wo ich heute Abend hinwollte, nach Hause sicher nicht!
Also fuhr ich durch die Gegend auf der Suche nach einer Bar...mir war in diesem Moment egal was morgen sein würde.
Endlich fand ich eine Bar, ich bestellte mir ein Vodka und exte ihn. Ich wollte eigentlich wieder gehen, doch dann trat eine kleine Liveband auf. Und irgendwas ließ mich bleiben. Ich weiß nicht was es war , doch ich wollte nicht gehen. Ich tanzte mit diesen mir völlig fremden Menschen, in dieser kleinen Bar zu Musik die ich so nie hörte und es fühlte sich auf eine seltsame Weise gut an. Ich hatte das Gefühl Herr meines eigenen Lebens zu seien. Meine Gedanken wanderten wieder zu Lou und ich lächelte als ich ihr Gesicht vor meinem inneren Auge sah.
Doch ich wusste das sie meine Entscheidung wahrscheinlich nicht einfach so hinnehmen würde, denn dann wäre sie nicht Lou Rylers gewesen, die Frau die mein Herz höher schlagen ließ.
Was ich aber nicht wusste war, dass ich sie vielleicht auch unterschätzt hatte...
————————————————————————Das Neunte Kapitel schon, ich schreibe ab jetzt im 2-3 Tage Rythmus. Vielen, vielen Dank für die 129 Reads, das motiviert unheimlich. Ich schnack' nicht weiter lange, viel Spaß beim Lesen :)

Schatten des Untergrunds Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora