Kapitel 8: Leben oder Sterben?

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Mo's POV:
Es war nun ein Tag vergangen seitdem Lou und ich beschlossen hatten alles zwischen uns zu beenden.
Was eigentlich beenden? Wir waren ja nie zusammen gewesen und das würden wir auch nie seien. Und trotzdem zog sie mich auf irgendeine Art an, sie machte etwas mit mir... sie war anders als andere Mädchen, sie war halt einfach Lou.
Vielleicht war es genau das, ich wusste ich konnte sie nicht haben, anders als die sonstigen Mädchen im Club! Es war der Reiz des Verbotenen...
Aber in diesem Moment hätte ich sie am liebsten verflucht, dass ich sie überhaupt hatte kennen gelernt und ich konnte mich verfluchen, dass ich mit ihr geschlafen hatte. Obwohl mein Herz mir sagte, dass ich es nicht bereute!
Sie ließ mich Sachen machen, die ich noch nie gemacht hatte und nie vorgehabt hatte zu machen, außerdem ließ sie mich Dinge spüren, die schöner waren als alles andere, was ich jemals gespürt hatte und gleichzeitig schmerzvoller als alles andere. Es war wie auf Koks, du fühlst dich für einen Moment frei, unschlagbar, und irgendwie glücklich, du kannst alles um dich rum vergessen, deine ganzen Sorgen werden unbedeutend und im nächsten Moment prellst du auf den harten Biden der Realität und fühlst dich schlechter als zuvor.
Ja genau so fühlte sich es an, wenn ich mit Lou zusammen war.
Ich wusste nicht warum oder wieso, aber meine Hände griffen nach einem Blatt Papier und einem Stift. Ich fing an alles aufzuschreiben was in der letzten Zeit passiert war oder was ich gefühlt hatte oder auch fühlte. Es war befreiend, mit jedem Wort mehr das ich schrieb, desto besser fühlte ich mich. Es war auch irgendwie wie ein Rausch, aber einer wo man am Ende glücklicher war als zuvor.

Ich schrieb aber nicht einfach nur in Sätzen sondern als Reime, es wurde ein Rap. Ich hörte selber in meiner Freizeit viel Rap, aber selbst einen geschrieben hatte ich noch nie, deswegen war das hier etwas ganz besonderes, aber es war ja auch nicht für irgendwen sondern es war für Lou, die besonders für mich war...

Der letzte Satz, automatisch, ohne dass ich wusste, wie mir geschah, schrieb ich: Verdammt, das ist weil ich dich liebe!
Es hatte zur Line davor gepasst, aber jetzt starrte ich fassungslos auf, das was ich da gerade geschrieben hatte. Es waren nur drei kleine Wörter, doch sie hatten die Kraft Leben, Gefühle, ja Welten zu verändern. Und in meinem Fall Leben zu zerstören!

Schnell schob ich das Blatt zurück und wusste nicht warum ich mir nicht einfach einen neuen Reim einfielen ließ, wahrscheinlich weil es dann nicht mehr auf mein Innenleben passte.
Ich konnte spüren, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete und ich mich auf mein Bett fielen ließ.

Ich war verwirrt: Liebte ich Lou?!
Doch ehe ich mir weiter darüber den Kopf zerbrechen konnte, klingelte es an der Tür. Hastig lief ich zu ihr, um sie zu öffnen.
Doch wer da vor mir Stand, ließ mit die Spucke wegbleiben.

Er war groß, hatte ein kantiges Gesicht und glatte, schwarze Haare, grüne Augen und war ungefähr in meinem Alter. Es war Lukas Rylers, der da vor mir stand. Und ehe ich mich versehen konnte, stand er in meiner Wohnung.
Mit dem Fuß ließ er die Tür zu knallen und drückte mich dann mit erstaunlicher Kraft gegen die Flur-Wand.
,,Was soll das?!", keuchte ich. ,,Och, ich glaub du weißt ganz genau, was das soll!", sagte er ruhig. Doch ich konnte seinen aufgebrachten Atem in meinem Gesicht spüren und merkte wie deutlich und unruhig sich seine Brust auf  und ab bewegte.
,,Nein, weiß ich nicht und lass mich verdammt nochmal los!", schrie ich ihn an, so gut ich konnte, ich wusste wirklich nicht was los war.
Doch anstatt mich loszulassen, drückte er mich fester gegen die Wand, ich hatte keine Ahnung zu was das hier führen sollte, aber ich sah mich schon tot in der Badewanne liegen, ich war zwar genauso stark wie er, aber er hatte den Überraschungsmoment auf seiner Seite gehabt.
Panik machte sich in mir breit, doch Panik würde mir in dieser Situation nicht helfen...atme ruhig weiter Mo, ein und aus, sagte ich mir innerlich und es half.

,,Warum, warum fasst du meine Schwester an?!", an dem lauten Ton erkannte ich, dass ich gut aufpassen musste, was ich darauf antworten würde, sonst konnte das hier ganz doof enden. Frage bildeten sich in meinem Kopf: Hatte Lou uns verraten? Aber warum sollte sie das machen? Aber wie wusste Lukas sonst davon?! Und wer wusste noch davon?
,,Antworte!", schrie Lukas und spuckte mich mehr oder weniger absichtlich an. Sein wütendes Gebrüll holte mich in die Gegenwart zurück und ich antwortete ruhig und leise, aber deutlich verständlich:,,Es ist einfach so passiert, aber wir haben es beendet...", doch er unterbrach mich:,, Ah ja, deswegen habt ihr euch auch noch gestern geküsst, ne?! Pass auf Dax, ich weiß nicht was in meine Schwester gefahren ist und wer sie glaubt wer sie ist, wahrscheinlich nichts weiter als eine Nutte, genau wie ihre Mutter, aber ich weiß, dass du tot bist, wenn mein Vater davon erfährt. Noch weiß er nichts davon und ich rate dir die Finger von meiner Schwester zu lassen, wenn du nicht bald unter der Erde liegen willst...mit ihr. Ich hab meinem Vater noch nichts gesagt, weil es ihm das Herz brechen würde und er ausrasten würde. Ich bekäme wahrscheinlich auch noch Ärger, dass ich nicht besser auf meine kleine Schwester aufgepasst habe. Außerdem brauchen wir keine Unruhen im Clan, aber sei dir sicher ich hab das ganz sicher nicht Lou zur Liebe gemacht und ganz sicher nicht dir zu liebe. Aber noch ein falscher Schritt, eine falsche Bewegung und du und die kleine Schlampe liegt gemeinsam unter der Erde...aber noch brauch ich sie, sie ist nunmal, die von uns beiden mit der besseren Menschenkenntnis, außerdem ist sie eine Frau und das kommt hier ja offensichtlich gut an...! Ach eine Frage noch, ist sie gut im Bett?" er lachte hämisch und ich konnte sehen wie ein Grinsen seine Lippen umspielte, mittlerweile hattet er von mir abgelassen.

,, Nenn' sie nie wieder Schlampe, du Bastard!", zischte ich und ballte meine Fäuste.
,,Du hast mir gar nichts zu sagen!", er guckte mich kalt an und dreht sich um, um zu gehen.
,, Eine Frage: Woher wusstest du davon?", fragte ich laut und deutlich. ,,Ach weißt du, meine Schwester und ich haben eigentlich ein enges Verhältnis.", seine Augen trafen ein letztes Mal meine. Dann verschwand er aus der Tür. Ich konnte das selbstgefällige Lachen hören als er die Treppe runter ging.

Ich knallte die Tür zu, so heftig, dass sie wieder aufsprang. Ich trat nochmal dagegen und dieses Mal blieb sie zu. Ich ging in mein Zimmer und fing auf den Boxsack, der an der Decke befestigt, war zu schlagen. Hatte Lou wirklich Lukas von uns erzählt? War sie wirklich so ein gefühlskaltes Miststück? Empfand sie eigentlich überhaupt was für mich? Ich schlug weiter auf den Boxsack ein, mit jedem Schlag hoffte ich Wut loszuwerden.
Ich stellte alle möglichen Leute unter diesem Boxsack vor, meinem Vater, Lukas, Jack Rylers und zu guter Letzt Lou. Ich holte aus und schlug zu, aber ich traf nicht. Der Boxsack hatte vor meinem inneren Augen Lou's Gesicht angenommen und fing an mich mit diesem frechen, hübschen Lou-Grinsen anzugucken. Ich probierte es nochmal, doch wieder traf ich nicht. Wütend auf mich, dass ich es nicht schaffte sie aus meinem Kopf zu streichen, setzte ich mich aufs Bett.

Ich wusste nicht mehr was ich glauben sollte, mochte ich Lou, mochte sie mich, hatte sie Lukas wirklich davon erzählt. Und wie ich da so saß, fing ich an zu weinen, nicht laut und nicht doll, aber vereinzelte Tränen liefen mir über das Gesicht. Ich weinte nie, niemals, wütend aber auch befreit wischte ich sie weg.
Ich wusste das Lou Gefühle in mir auslöste und ich glaubte auch zu wissen, dass es umgekehrt genauso war. Aber es durfte nun mal nicht sein, gerade jetzt wo ihr Bruder alles zu wissen schien.
Ich musste sie vergessen und sie mich, irgendwie! Da kam mir eine Idee, ich wusste das diese Entscheidung eindeutig für den Clan und gegen Lou war und ich ahnte das es vielleicht nicht alles leichter machen würde, ich würde Menschenleben riskieren, nicht zu guter letzt mein eigenes. Lou würde ich das Herz brechen, sie würde mich hassen, aber vielleicht war genau das, was der Schlüssel zum Problem war, wenn sie mich hasste, würde sie mich in Ruhe lassen und ihr würde es besser gehen. Wenn sie wegen mir sterben müsste, könnte ich mir das nie verzeihen...

Meine Gefühle und mein Herz wären auch gebrochen, aber ich hätte ihr Leben gerettet, das war das was zählte.
Und kannte nur eine Person, die mir dabei helfen könnte...

In dm Windeseile packte ich ein paar Sachen in einen Rucksack und zog mir eine Jacke an, ich ging noch schnell zu meinem Schreibtisch um mein Laptop mitzunehmen. Mein Blick fiel auf den Rap, der vor mir lag, ich griff nach dem Zettel und knüllte ihn, er durfte ab jetzt keine Bedeutung mehr habe, ich ließ ihn in meine Jackentasche gleiten.
Dann fuhr ich los, mit dem Ziel, wieder in die kalten, blauen Augen zu gucken, wie vor einem Jahr...
————————————————————————Das ist das achte Kapitel schon, danke an alle, die das hier lesen. Wenn ihr Lust habt, das ich den Rap von Mo veröffentliche, schreibt das gerne in die Kommentare.
Viel Spaß beim Lesen ;)

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