Alter(n)

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Wer einmal alt geworden,
der wird nicht mehr je wieder jung.
Trotz allen Hoffnungsworten
vermisst er jed' Erneuerung.
Er wird so viel verlernen,
erhält dafür der Weisheit Schmerz.
Die Sonn' mutier'n zu Sternen,
was Augen angeht; schwach wird's Herz.

Wir altern immer weiter,
verschimmeln bis zum endlich Tod;
und sehen die, die heiter,
noch jung, der'n Blut statt blass noch rot.
Zwar bleibt man noch zuweilen
noch eine coole, alte Sau;
man muss sich stetig heilen
jedoch, wird inn' wie außen grau.

Das Leben etwas kostet,
und zwar die Flexibilität.
Im Alter eingerostet,
man sich auf immer irrt und schmäht.
Bevor wir Wege blicken,
zu brechen Alters Schandaxiom,
sich endlich anzuschicken,
zerknackt mich's Karzinom.

Ich weiß nicht weiter, will nicht mehr,
mir graut's vor langem Leben.
Wenn ich dem Wahr'n den Rücken kehr
gewiss, muss ich nicht streben.
Wenn solchermaßen jede Lust
am Leben ist verhangen,
dann bin ich stets so scheinbewusst,
beginne blöd zu bangen.

Dies Hoffnungslosigkeit kann doch
kein Sinn sein unsrer Leben.
Wir fallen zwar ins selbe Loch,
doch glücklich können's eben.
Und wenn ich auch mal alt erschein',
nur weil ich nunmehr älter,
muss ich ob meiner Kält' nicht wein',
es ginge auch noch kälter.

Vielleicht kann ich ja rasten ein
im Guten, statt im Dummen.
Nur alte Menschen ganz allein
könn's Dumme lass' verstummen.
Dies Weisheit ist des Lebens Lohn,
den hinterher erhalten
die Menschen auf ihr's Haus' Balkon,
da draußen - er kann halten.

Ein Buch, so bunt wie das LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt