Haut

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Was wär der noch so schöne Kern,

wenn er hätt keine Schale?
Gegessen würd er nämlich gern -
die Schal schützt viele Male.
Die Haut bewahrt den Kern aus Blut,
ohn Totes stirbt das Leben
auf dieser Erde, deren Glut
von Energie gegeben.

Wir sehen, spüren nur die Haut,
die öde Oberfläche.
Das Inn'r' ist nicht, wohin man schaut,
dorthin man schiebt die Schwäche.
Zuweilen schützt sie uns vor Schmutz,
doch manchmal vor Gefühlen.
Dem Tiefen gilt des Toten Trutz,
gar warm erschein' die Kühlen.

Du lebst, was Gott dir stetig schenkt,
in vielen reichen Jahren.
Doch Blut nur brennt, zu spät erst denkt,
die Haut drum muss bewahren.
Was ist sie für ein liebes Ding,
verharrt in ihrer Starre.
Sie sagt uns: O du Seele, kling,
ich geb dir mein Gitarre.

Die Haut in ihrem Wesen ist
doch ganz und gar verlogen.
Zum innern Schluss der Formalist
sie hat herangezogen.
Wir sterben, werden eh' erlöst,
nachdem so lang gefangen.
Die Seel, dem Körper eingeflößt,
begräbt dann altes Bangen.

Wir sollten ihr so dankbar sein,
dem Haus der unsren Seele.
Wenn sie nicht will mehr selbstlos sein,
ich jedes Ziel verfehle.
Die Haut ist irdisch unperfekt,
kann Fehler nicht vermeiden.
Und nur, wer sich in ihr versteckt,
sich viel lässt von ihr leiten.

13. 10. 2019

Ein Buch, so bunt wie das LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt