Kapitel 65

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"Wir sollen in 10 Minuten beim Essen sein." sagte ich, als ich in unser Zimmer kam und ging dann schnell ins Bad.
Ich musste unbedingt meine Haare kämmen.

"Was hast du denn so lange gemacht?" fragte Liv, als sie in's Bad platzte.

Ich legte meine Haarbürste weg und holte tief Luft, bevor ich antwortete.
"Ähm, Daniel und ich, wir- also wir haben uns geküsst. Mehr als nur geküsst." sagte ich leise.

"Ihr habt was?" fragte Liv entsetzt nach.

"Uns geküsst."

Liv warf mir noch einen kurzen Blick zu, den ich nicht ganz deuten konnte und ließ mich dann alleine im Bad.

Vielleicht war es nicht so gut, dass Daniel und ich rumgemacht hatten und das auch noch zur Klassenfahrt. Es hatte sich nun mal so ergeben und diese Spannung, die sich in der letzten Zeit zwischen Daniel und mit aufgebaut hatte, war unaufhaltsam gewesen. Ich hatte es nicht mehr ausgehalten und musste dem Drang nachgeben.

Im Schlafraum ging ich zum Schrank und nahm mir eine Bluse heraus. Die Hose ließ ich an. Ich zupfte die Bluse noch zurecht und wartete dann auf Liv und Abby. Die Beiden waren auch nach kurzer Zeit fertig und zusammen gingen wir nach unten und suchten den Speisesaal.

Schon von weitem sah man eine kleine Gruppe um Daniel stehen. Sie schienen sich gut zu unterhalten. Etwas eifersüchtig gesellte ich mich mit Liv und Abby dazu. Wir wollten schließlich mitreden, auch wenn wir leicht zu spät waren, aber daran war Daniel ja irgendwie selbst Schuld.

"Schön, dass ihr uns auch noch mit eurer Anwesenheit beehrt." sagte Daniel sarkastisch, als wir bei ihm zum stehen kamen.

Innerlich verdrehte ich die Augen. Es war ja nicht so, dass er mich so sehr abgelenkt hatte und wir deshalb so spät waren. Seine Lippen hatten mich einfach zu intensiv geküsst.

"Sorry, aber Rose musste sich noch etwas ordnen. Sie war ganz durcheinander. Wortwörtlich." antwortete Liv und lächelte Daniel dabei breit an.

Sofort schoss mein Blick böse in ihre Richtung. Wie konnte sie so etwas kur vor der ganzen Gruppe sagen?

"Achja? Darf ich fragen woran das lag?" gespielt überrascht, aber amüsiert, sah Daniel zu mir rüber.

"Ich denke, Sie können sich denken woran das lag." Ich sagte es etwas leiser und mit einem provozierenden Unterton, so dass es nicht alle hörten.

"Gut, wir gehen jetzt Essen." erwiderte Daniel nur und drehte sich ergeben um.

Wir folgten ihm alle in den Speisesaal.
Er zeigte uns, wo wir sitzen sollten und gab uns Bescheid, dass wir unser Essen schon holen konnten. Leider saßen die Lehrer seperat an einem Tisch, so dass wir uns nicht mehr mit Daniel unterhalten konnten. Ich hätte gerne noch etwas mit ihm gesprochen. Seine Art zu sprechen war besonders und machte ihn für mich einzigartig.

Während des Essens ging Daniel mir nicht aus dem Kopf. Wir mussten dringend über den Kuss sprechen. Ich fragte mich nicht das erste Mal, was das mit uns war und was es vielleicht wurde. Trotzdem hatte ich Angst, dass es kein uns mehr gab. Wir hatten es schon einmal versucht und es komplett versaut. Das durfte nicht noch einmal passieren.

"Woran denkst du?" fragte mich Daniel, als wir in unserer Gruppe gerade wieder zu unseren Zimmern liefen.

"Ich musste während des Essens an uns und den Kuss denken. Das ist mir gerade einfach alles noch mal durch den Kopf gegangen."

"Und zu welchem Ergebnis bist du gekommen?" bohrte er neugierig weiter.

"Ich weiß nicht. Es ist auf jeden Fall sehr kompliziert. Wir haben das alles schon einmal kaputt gemacht. Ich will nicht, dass das noch mal passiert." Ich sah hoch zu Daniel, dirket in seine Augen.

Er verstand mich. Ich konnte die Zustimmung in seinen Augen sehen.
"Ich will auch nicht, dass es wieder so endet. Aber ich kann dir einfach nicht versprechen, dass es wieder so wird wie vorher. Oder, dass wir überhaupt wieder eine gemeinsame Zukunft haben."

"Ich weiß."

Wir liefen ganz hinten und die Gruppe lief einige Meter vor uns. Wir waren ein ganzes Stück zurückgefallen.

"Was denkst du über den Kuss?" fragte Daniel nach einer Weile der Stille.

"Ich weiß nicht, was ich darüber denken soll. Es war schön, keine Frage. Aber es ist verboten und falsch und-"

Daniel unterbrach mich abrupt.
"Und es war wunderschön. Vergiss bitte nicht was du dabei gefühlt hast. Alles andere ist egal."

"Nein, es ist nicht egal. Das darf nicht wieder passieren." erwiderte ich.

"Vielleicht hast du recht." gab Daniel zu.

Ich spürte kleine Nadelstiche in meinem Herz. Es tat weh. Es wollte Liebe. Daniel's Liebe. Konnte die Situation nicht ein einziges Mal leicht sein?

"Trotzdem will ich, dass es wieder passiert, Rose. Ich will dich. Ich brauche dich. In dem Jahr, als ich weg war, habe ich dich so sehr vermisst. Das kannst du dir nicht vorstellen. Ich will dich nicht noch einmal verlieren. Wir müssen und werden einen Weg finden, um uns nicht wieder zu verletzen. Ich verspreche es dir."
Daniel hielt mich am Arm fest und blieb stehen. Tief sah er mir in die Augen.
"Ich liebe dich." hauchte er leise und kam mir etwas näher.

Mir kamen fast die Tränen. Ich verstand ihn. Jedes Wort entsprach den Gefühlen meiner Seele. Ich fühlte, was er sagte. Ich liebte ihn. Aber es war einfach nicht richtig und dieser Gedanke saß zu fest in meinem Gehirn.

"Es geht einfach nicht, Daniel. Liebe hat manchmal Grenzen. Bei uns ist es das Gesetz, dass Lehrer und Schüler Beziehungen strikt verboten sind. Wir können daran nichts ändern. Egal wie sehr wir es versuchen, der Kampf ist aussichtslos. Es tut mir leid."
Meine letzten Worte hauchte ich und legte meine Lippen leicht an seine Wange.
Ich löste mich schnell von ihm und lief weiter den Gang entlang.

"Rose, warte!" sagte er leise und bestimmt. Ich drehte mich zu ihm um und sah ihn an.
"Wir können diese Gesetze umgehen. Es wird eine Lösung geben. Für jedes Problem gibt es eine Lösung. Wir werden sie finden."

Leicht schüttelte ich meinen Kopf. Nein, das funktionierte einfach nicht. Ich drehte mich wieder um und lief auf unser Zimmer zu. Tränen stiegen in mir auf. Ich musste den Kloß in meinem Hals zurück drängen, um nicht aufzuschluchzen. Ich wollte einfach nur in mein Bett. Und am liebsten in die Arme von Daniel und nie wieder woanders hin.

Ich drückte die Türklinke unseres Zimmers runter. Als ich die besorgten Blicke meiner Freunde sah, überkamen mich die Tränen und ich fing an bitterlich zu weinen. Mein Herz hielt keinen Schmerz mehr aus. Es war schon zu kaputt.

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