Kapitel 36

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Ich weinte eine ganze Zeit lang, während Daniel neben mir saß und nichts tat. Nach einiger Zeit setzte mein Verstand wieder ein.
Wieso hatte er so viel Zeit mit mir verbracht, wenn er doch wusste, dass er mich verließ? Wieso hatte er überhaupt etwas mit mir angefangen? Hatte er mich nur ausgenutzt zu seinen Gunsten? War es von ihm geplant eine kurze Beziehung mit mir einzugehen und mich dann fallen zu lassen? Wieso tat er das?

Ich schniefte noch einmal und wischte mir mit meinem Ärmel über die Augen. "Wieso hast du das gemacht?" Meine Stimme klang rau und kratzig vom Weinen.

"Was? Was habe ich gemacht?" fragte mich Daniel sichtlich verwirrt.

"Wieso hast du etwas mit mir angefangen? Du wusstest doch, dass du gehst!"
Langsam wurde meine Stimme lauter und klang deutlich vorwurfsvoller als beabsichtigt. Ich war verdammt noch mal verletzt, weil er mir mein Herz rausgerissen und darauf herumgetrampelt hatte.

"Du wusstest, dass ich nicht ewig dein Lehrer bleibe, Rose." versuchte sich Daniel herauszureden und sah mich bittend an.

"Aber ich wusste verdammt noch mal nicht, dass du an das andere Ende der Welt reisen willst! Wieso sagst du mir das erst jetzt? Hattest du vorher nicht den Mut dazu oder wolltest du mich einfach nur weiter ausnutzen?" warf ich ihm vor.

"Rose, ich-"

"Versuch dich gar nicht erst herauszureden!" ich schaute ihn so böse wie noch nie an. Die Wut brodelte nur so in mir.

"Rose, ich habe dich nicht ausgenutzt! Und lass mich bitte ausreden! Ich wollte die Zeit mit dir einfach genießen. Und ich hatte verdammte Angst davor es dir zu sagen. Ich wusste nicht wie du reagierst und habe es immer vor mir hergeschoben. Ich weiß, ich hätte dir das von Anfang an sagen müssen. Es tut mir leid, Rose."

"Macht es dir Spaß mir Hoffnungen zu machen und sie dann anschließend zu zerstören? Du hast mir mein Herz gebrochen, Daniel!" schrie ich ihn an. Ich konnte mich einfach nicht zurückhalten.

"Nein, Rose. Das wollte ich wirklich nicht."
Ich bemerkte, wie auch er immer wütender und lauter wurde.
"Ich kann mich einfach nicht von dir fernhalten, egal wie sehr ich es versuche. Es geht einfach nicht."

"Aber es ist kein Problem an das andere Ende der Welt zu reisen? Und das, ohne es mir zu sagen!"

"Ich hatte die Reise schon gebucht, bevor ich dich überhaupt das erste Mal gesehen hatte. Die Reise hätte in jedem Fall stattgefunden." Daniel machte eine Pause und fuhr sich verzweifelt durch die Haare.
"Ich will dich nicht verletzen und werde dich verdammt vermissen."
Sein Blick war so traurig, dass ich fast Mitleid mit ihm hatte und ihm glaubte. Aber nur fast.

Langsam stand ich von seinem Sofa auf und stellte mich vor ihn. Er hob seinen Blick und sah mich verwirrt an. Langsam und neutral begann ich zu sprechen.

"Weißt du was, Daniel? Ich wollte eine Zukunft mit dir, egal wie schwer es werden würde. Ich wollte für dich, für uns kämpfen. Und ich habe mich verdammt noch mal in dich verliebt!"
Ich machte eine kleine Pause und lachte bitter auf.
"Aber ich kann nicht auf dich warten, wenn du am anderen Ende der Welt bist und ich nicht sicher sein kann, dass du auch auf mich wartest."

Daniel sah mich verwundert und sprachlos an.
"Aber ich will auch für uns kämpfen. Ich weiß, dass wir das schaffen können."

"Nein, können wir nicht. Du bist neun verdammte Jahre älter als ich, mein Lehrer und du könntest dort drüber oder überall auf dieser Welt die richtige Frau finden. Ich bin anscheinend nicht die Richtige für dich. Wir sind zum scheitern verdammt. Unsere Beziehung oder was das ist, ist strafbar."

Ohne ihn noch einmal anzusehen, drehte ich mich um und lief zur Tür. Tränen stiegen wieder in mir auf. Ich nahm meine Schuhe und meine Jacke in die Hand und öffnete die Tür.

"Fuck, Rose! Ich liebe dich!" schrie Daniel mir hinterher.

Ich trat auf den Flur und schloss die Tür hinter mir. Mit dem Knall der Wohnungstür zeriss mein Herz in meiner Brust. Alles krampfte sich in mir zusammen vor Schmerzen. Die Tränen liefen schlimmer als zuvor über meine Wangen. Ich trat in den Fahrstuhl und ließ mich an der Wand hinunter gleiten. Zitternd und mit verschwommener Sicht versuchte ich mir meine Schuhe anzuziehen. Ich brauchte drei Versuche, um sie richtig zu zubinden. Immer wieder durchzuckte mich ein Schluchzer und mein ganzer Körper zitterte.
Nur mit viel Mühe und Kraft schaffte ich es, mich wieder auf meine Füße zu stellen.

In Trance lief ich eine Stunde lang nach Hause. Tränen fielen auf mein T-Shirt und den Bürgersteig. Ich hustete, weil ich keine Luft bekam. Ich schluchzte und zitterte vor Schmerzen. Mein Herz war zerschmettert. Ich musste mich zusammenreißen nicht hinzufallen oder stehen zu bleiben und zu Boden zu sinken.

Die Leute, die an mir vorbei liefen, schauten mich komisch, verwirrt oder mitfühlend an. Ich wollte jedoch kein Mitleid. Ich wollte in Ruhe gelassen werden. Ich wollte nicht einmal mehr Daniel bei mir haben. Auch wenn er es war, der mir fehlte. Ich wollte gerade nur verzweifelt auf ihn einschlagen.

Zu Hause angekommen, stand ich zunächst vollkommen überfordert im Eingangsbereich. Ich wusste nicht was ich jetzt machen sollte. Meine Mutter und Jacques waren nicht da und darüber war ich auch irgendwie froh. Ich wollte nicht bedauert werden und ich wollte nicht, dass jemand Fragen stellte, auf die ich nicht antworten konnte.

Ich zog meine Schuhe und Jacke wieder aus und lief nach oben. Im Badezimmer zog ich mich komplett aus und ließ warmes Wasser in die Badewanne laufen. Währenddessen betrachtete ich mich im Spiegel. Meine Haut war blass. Ich hatte rote Flecken im Gesicht und meine Augen waren so rot, wie die von Vampiren.

Die Badewanne war schnell gefüllt. Ich gab noch einen Badzusatz dazu und wartete, bis Schaum entstand. Dann glitt ich in die Wanne und das warme Wasser umgab angenehm meinen Körper. Ich lehnte mich zurück, schloss meine geschwollenen Augen und hoffte, dass sich meine angespannten Muskeln entspannten. Mein Puls ging langsam runter und ich merkte wie ich müde wurde.

Als das Wasser schon fast kalt war, stieg ich aus der Wanne und nahm mir ein Handtuch. Ich ließ das Wasser abfließen und trockente meinen Körper ab. Mit dem Handtuch um meinen Körper gewickelt tappte ich in mein Zimmer. Ich zog mir meinen Schlafanzug an, obwohl es noch nicht annähernd Abend war. Mit kuscheligen Socken legte ich mich in mein Bett.

Fast sofort nachdem ich meine Augen schloss, fiel ich auch schon in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

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